Ein Fall für Kirsten Bertram: Beate Baums neues Buch ist ein Kunstkrimi
Dresden - Beate Baum ist eine feste Größe im Krimi-Milieu der Stadt Dresden mit all ihren Schatten, Ecken, all ihrer gebrochenen Schönheit. Ihr neuer Roman "Kunstgerecht" ist der zehnte in der Romanreihe um die Journalistin Kirsten Bertram und macht auf subtile wie prägnante Weise deutlich: Bei Baum sind Verbrechen nie nur bloße Tat, sondern Gesellschaft, Vergangenheit, persönliche Tragödie.

Geboren 1963 in Dortmund, studierte Baum an der Ruhr-Universität Bochum Literaturwissenschaften. Schon während des Studiums und danach hatte sie journalistische Stationen in Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Liverpool. 1998 ging sie nach Dresden, wo sie seither lebt und arbeitet; hier ist auch ihre Protagonistin Kirsten Bertram zu Hause.
Baums schriftstellerischer Weg führte sie früh zu Kriminalromanen mit Lokalkolorit („Dresdner Silberlinge“), aber auch zu Geschichten, die Spiegelungen sind sozialer, politischer oder kultureller Konflikte. Baum verbindet oft: Journalismus, akribische Recherche und Liebe zu Details.
In "Kunstgerecht" führt Baum ihre Erzählerin Kirsten Bertram in die Welt der Kunst. Ein Frühwerk des Dresdner Malers Markus Zwönitz - ein fiktiver Charakter, der an Georg Baselitz erinnert -, entfaltet den Ausgangspunkt einer Geschichte, die bald über ästhetische Fragen hinaus in dunkle Abgründe der Geschichte und Gegenwart führt.
Zwei Todesfälle im Umfeld des Künstlers, ein Freund von Kirsten unter Verdacht - und die Spur führt nicht nur in Kunsthallen oder Ateliers, sondern zu einer ehemaligen DDR-Künstlergruppe. Auch ein Reiterhof im Umfeld rechtsextremer Verschwörer und ein Angriff auf Kirstens Wohnung lassen das Private ins Öffentliche kippen.
Noch dazu plagen die journalistische Ermittlerin private Sorgen, denn Ehemann und Kollege Andreas liegt nach Herzinfarkt im Krankenhaus und mag sich, vom Ehrgeiz getrieben, nicht zur Ruhe zwingen lassen.
Beate Baum steigert gekonnt die Spannung bis zum Ende

Die Erzählung bleibt nicht auf der Oberfläche, sie gräbt: in menschlichen Motivationen, familiären Verwicklungen, der Frage, wie Kunst Ausdruck von Widerstand und zugleich Komplizenschaft sein kann. Kirsten Bertram ist keine übermenschliche Ermittlerin: Sie hat Zweifel, sie riskiert Persönliches. Dabei verknüpft der Roman Vergangenheit und Jetzt.
Die Geschichte ist geschickt konstruiert und genau in den Milieuschilderungen. Die Beschreibung journalistischer Arbeitsweise ist, weit entfernt von gängigen Klischees, nahe an der Wirklichkeit. Bis zuletzt bleibt die Frage nach dem Täter offen. Langsam und wirkungsvoll steigert Baum die Spannung.
Dabei besticht auch dieses Buch durch Genauigkeit und überzeugendes, weil nicht aufdringliches Lokalkolorit. Die Charakterzeichnungen sind gelungen, die Atmosphäre dicht, die Sprache klar. Dresdner Altstadt, Neustadt, Straßen, kleine Galerien, verrauchte Hinterhöfe - wer Dresden kennt, findet sich in diesem Buch bestens zurecht.
Beate Baum liest am Freitag, 19 Uhr, in der Villa Teresa in Coswig, am 14.10., 19 Uhr, in der Stadtteilbibliothek Gorbitz, am 9. Dezember (Krimitag), 20.15 Uhr, im Thalia - Haus des Buches.
Titelfoto: Bildmontage: Foto Koch