TAG24-Reporter als Praktikant im Klärwerk: Wirklich kein Job für empfindliche Nasen

Dresden - Klärwerk - klingt nach Mief, Schmutz und Dingen, über die man nicht beim Abendessen redet. Aber hinter all dem steckt eine ziemlich beeindruckende Welt aus Proben, Pumpen und Parametern. Ich, der TAG24-Reporter, durfte einen Tag lang reinschnuppern. Wortwörtlich.

TAG24-Reporter Benjamin Schön (22) füllt Wasserproben ab.
TAG24-Reporter Benjamin Schön (22) füllt Wasserproben ab.  © Norbert Neumann

Los ging’s - natürlich - mit Umziehen. Arbeitsschuhe, Schutzkleidung - alles, was dazugehört. Ich trödel ein bisschen, was dazu führt, dass Stefan, der Probenehmer, schon fast an der ersten Station ist.

Wir starten bei den Probenautomaten am Zulauf. Die Geräte sammeln rund um die Uhr Wasserproben im 2-Stunden Rhythmus. Ich darf direkt mitmischen - im wahrsten Sinne des Wortes.

Viele kleine Fläschchen, viele Fragen meinerseits. "Ich hab auch fast ein Jahr gebraucht, um zu wissen, welches Fläschchen wohin kommt", sagt Stefan. Dann: Neustädter und Altstädter Kanal. Während es im ersten noch moderat müffelt, geht es beim zweiten so richtig ab. Der Geruch - eine Mischung aus Gullydeckel und feuchtem Keller - haut mich kurz um.

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"Man gewöhnt sich dran", so Stefan. Und ganz ehrlich: Nach ein paar Minuten war es schon nicht mehr so schlimm.

Einige Proben müssen auch noch per Hand gefischt werden. Probennehmer Stefan leitet an.
Einige Proben müssen auch noch per Hand gefischt werden. Probennehmer Stefan leitet an.  © Norbert Neumann

Proben, direkt aus dem Wasser gefischt

Der Geruch ist gewöhnungsbedürftig.
Der Geruch ist gewöhnungsbedürftig.  © Norbert Neumann

Zurück im Labor - endlich. Die Proben werden gefiltert, eingefroren, verpackt oder einfach sehnlichst erwartet. Meine Anwesenheit verzögert Stefans Runde natürlich etwas. Sorry, Wissenschaft!

8 Uhr dann der Ablauf, hier wird das geklärte Wasser geprüft. Es sieht erstaunlich klar aus. "Könnte man theoretisch trinken. Würde ich aber nicht empfehlen." Außerdem geht es zum Belebungsbecken. Hier werden ein paar Proben noch mal direkt aus dem Wasser gefischt.

Für mich geht es jetzt zur nächsten Station ins Blockheizkraftwerk BHKW. Klingt beeindruckend, ist es auch. Hier wird das Klärgas, das aus dem ganzen biologischen Gewusel entsteht, in Strom umgewandelt. Kopfhörer auf, es wird laut.

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"Wir messen heute Zündspannungen und prüfen Werte", erklärt Rick. Was genau die ganzen Zahlen bedeuten? Ich habe keine Ahnung, aber die Kollegen wissen Bescheid.

Täglich werden etwa sechs Lkw-Ladungen ausgefaulter und entwässerter Klärschlamm produziert.
Täglich werden etwa sechs Lkw-Ladungen ausgefaulter und entwässerter Klärschlamm produziert.  © Norbert Neumann

Es steckt viel mehr hinter einem Klärwerk, als man denkt

Im Blockheizkraftwerk messen Lehrling Rick (r.) und unser Mann die Zündspannung.
Im Blockheizkraftwerk messen Lehrling Rick (r.) und unser Mann die Zündspannung.  © Norbert Neumann

Zum Schluss noch ein echtes Highlight: die Schlosserei. Anlagenmechaniker Roland (62) nimmt mich mit zu einer Schmutzwasserpumpe. "Wir simulieren hier mal eine Wartung." Erst mal mit dem Kran rausheben - und ich darf den Kran steuern!

Wie ein XXL-Spielzeug für Erwachsene. Dann wollen wir sie öffnen, aber sie denkt gar nicht dran. Wir schrauben, klopfen, hebeln, drohen mit Werkzeug - nix. Ich glaube, sie merkt, dass ich neu bin, und zeigt mir, wo der Schraubenschlüssel hängt. Also wieder rein mit ihr. Pumpe 1. Ich 0.

Für mich heißt das in diesem Fall Feierabend. Mein Fazit: Es steckt viel mehr hinter einem Klärwerk, als man denkt. Hier arbeiten Menschen aus verschiedensten Bereichen Hand in Hand.

Und was den Gestank angeht: Ich habe schon Schlimmeres gerochen. Ehrlich.

Teil 7 der Serie: Mein Tag beim Poledance lest Ihr hier.

Anlagenmechaniker Roland zeigt, wie man eine Schmutzwasserpumpe wartet.
Anlagenmechaniker Roland zeigt, wie man eine Schmutzwasserpumpe wartet.  © Norbert Neumann

Hier wird Dresdens Abwasser gereinigt

Täglich fließen rund 130.000 Kubikmeter Schmutzwasser aus Dresden und Umgebung in die zentrale Kläranlage Kaditz. Das sind gut 99 Prozent des Dresdner Abwassers.

Die Hightech-Anlage zählt zu den größten und modernsten Deutschlands. Im 28-Stunden-Prozess wird das Wasser mechanisch, biologisch und chemisch gereinigt, bevor es in die Elbe fließt. Aus dem Klärschlamm entsteht letztendlich Biogas, das zu Strom und Wärme wird. Der Strom deckt bis zu 85 Prozent des Eigenbedarfs der Kläranlage.

Rund 700.000 Menschen sind angeschlossen. Dazu kommt noch das Schmutzwasser aus der Industrie.

Titelfoto: Fotomontage: Norbert Neumann

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