Thüringer Lehrer-Drama verschärft sich: CDU-Politiker Tischner verteilt Schulnote mangelhaft

Erfurt - Thüringens Schulen sind immer stärker auf Seiteneinsteiger angewiesen. Sie machten im ersten Schulhalbjahr ein Viertel der Neueinstellungen aus. Trotzdem ist dem Lehrermangel nur schwer beizukommen, wie aktuelle Zahlen zeigen.

Christian Tischner (41), bildungspolitischer Sprecher der Thüringer CDU-Fraktion kritisiert, dass die Unterstützung für Seiteneinsteiger mangelhaft sei. (Archivbild)
Christian Tischner (41), bildungspolitischer Sprecher der Thüringer CDU-Fraktion kritisiert, dass die Unterstützung für Seiteneinsteiger mangelhaft sei. (Archivbild)  © Martin Schutt/dpa

Von den im ersten Schulhalbjahr unbefristet neu eingestellten Lehrern in Thüringen waren etwa ein Viertel Seiteneinsteiger. Das geht aus Zahlen des Bildungsministeriums hervor, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegen.

Demnach wurden zwischen Schuljahresbeginn im August 2022 und dem Ende des Schulhalbjahres im Februar dieses Jahres 639 Lehrerinnen und Lehrer neu und unbefristet in den Schuldienst eingestellt. Von ihnen haben 162 einen anderen beruflichen Hintergrund und sind als Seiteneinsteiger in den Thüringer Schuldienst gekommen.

Wie anderen Bundesländer auch macht Thüringen ein sich seit Jahren verschärfender Lehrermangel zu schaffen. Die Einstellungszahlen belegen dies: So konnten im gesamten Schuljahr 2021/2022 weniger Lehrer unbefristet eingestellt werden als Lehrkräfte den Schuldienst verließen - um etwa in den Ruhestand zu wechseln. 1059 Neueinstellungen standen 1073 Abgängen gegenüber.

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Dabei versucht das Land mit etlichen Maßnahmen, den Lehrermangel in den Griff zu bekommen - beispielsweise mit der Wiedereinführung der Verbeamtung von Lehrkräften, Prämien für Lehrer mit gesuchten Fächer-Kombinationen oder die in Regionen mit besonders großem Mangel unterrichten.

Außerdem gibt es Lehrergewinnungskampagnen und bessere Gehälter für Grund- und Regelschullehrer. Bildungsminister Helmut Holter (70, Linke) betont seit Jahren, bei der Lehrergewinnung alle Register zu ziehen.

Bildungsminister Holter: "Große Anstrengungen erforderlich"

Bildungsminister Helmut Holter (70, Linke) betont seit Jahren, bei der Lehrergewinnung alle Register zu ziehen. (Archivbild)
Bildungsminister Helmut Holter (70, Linke) betont seit Jahren, bei der Lehrergewinnung alle Register zu ziehen. (Archivbild)  © Bodo Schackow/dpa

"Wie immer gibt es vom Bildungsminister viele Ankündigungen, aber wenige konkrete und vor allem effektive Maßnahmen", kritisierte hingegen Christian Tischner, der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion (41) im Thüringer Landtag. Von den zur Anwerbung von Lehrern für Mangelfächer bereitstehenden Mitteln werde nur ein Bruchteil genutzt, teilte Tischner am Montag mit.

"Die Unterstützung für Seiteneinsteiger durch zusätzliche Qualifikation und Betreuung ist mangelhaft, entsprechend hoch ist die Abbrecherquote." Seiteneinsteiger könnten seiner Einschätzung nach nur dann Teil der Lösung sein, wenn sie gut unterstützt und begleitet würden.

Zu den aktuellen Zahlen zum ersten Schulhalbjahr sagte Holter der dpa: "Die Einstellung von originär ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern bleibt eine große Herausforderung, der wir uns weiter erfolgreich stellen." Seiner Ansicht nach seien die Einstellungszahlen "auf konstant hohem Niveau" ein nächster Etappenerfolg.

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"Mit Blick auf das ausscheidende Personal zeigt sich aber auch, dass weiterhin große Anstrengungen erforderlich sind, um den personellen Umbruch im Bildungssystem zu meistern", so Holter.

Einer Prognose des Bildungsministeriums zufolge werden bis zum Ende des laufenden Schuljahres insgesamt 939 Lehrerinnen und Lehrer aus dem Schuldienst ausgeschieden sein. Demnach müssen bis dahin noch etwa 300 Lehrer eingestellt werden. Von den im ersten Schulhalbjahr eingestellten Lehrkräften gingen 137 an Grundschulen und 159 an Regelschulen.

An Thüringer Gymnasien wurden 138 neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt, an Gesamtschulen zehn und an Gemeinschaftsschulen 69. Auf berufsbildende Schulen entfielen 89 Neueinstellungen und auf Förderschulen und den gemeinsamen Unterricht 37.

Titelfoto: Martin Schutt/dpa

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