Prostituierte fühlen sich vom Staat gef*ckt

Hamburg - Schluss mit tote Hose! Es muss endlich wieder Leben in die Bordelle kommen! 

Prostituierte demonstrieren mit Schildern in der Herbertstraße.
Prostituierte demonstrieren mit Schildern in der Herbertstraße.  © Markus Scholz/dpa

Mit dieser Forderung sind am Samstagabend nach Polizeiangaben rund 400 Prostituierte und Bordellbetreiberinnen und -betreiber aus ganz Deutschland auf der Hamburger Reeperbahn auf die Straße gegangen. 

Sie hielten Plakate in die Höhe mit Aufschriften wie: "Sexarbeit darf nicht durch Corona in die Illegalität abrutschen" und "wir sind Hygieneprofis".

"Die Situation ist beschissen", schildert eine Frau, die nach eigenen Worten seit zwei Jahren in der Hamburger Herbertstraße als Prostituierte arbeitet. 

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Ihren Namen will sie nicht nennen. Bordelle sind deutschlandweit coronabedingt seit mehr als drei Monaten geschlossen.

"Dass sich die jungen Leute in dieser Sache politisch engagieren, ist toll und es zeigt die Brisanz der Lage", sagte Johanna Weber vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen. 

Die Sexarbeiterinnen und -arbeiter hätten sehr lange viel Verständnis für die Corona-Beschränkungen aufgebracht, doch so langsam schwinde die Geduld. 

Zehntausende arbeiten bundesweit in der Sex-Branche

"Der Staat fickt uns, aber zahlt nicht!", steht auf einem Schild der demonstrierenden Prostituierten.
"Der Staat fickt uns, aber zahlt nicht!", steht auf einem Schild der demonstrierenden Prostituierten.  © Markus Scholz/dpa

Das habe auch damit zu tun, dass in vielen Nachbarländern erotische und sexuelle Dienste bereits wieder erlaubt sind. 

"In der Schweiz ist Prostitution seit vier Wochen wieder erlaubt und es hat seitdem keine Corona-Fälle im Zusammenhang mit Bordell-Besuchen dort gegeben", so Weber, die seit 27 Jahren in Hamburg als Prostituierte arbeitet.

Es gibt keine verlässlichen Zahlen darüber, wie viele Menschen in der Sex-Branche arbeiten. 

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Im Rahmen des Prostituiertenschutzgesetzes hatten sich bis Ende 2018 rund 32.800 Menschen offiziell angemeldet. 

Dort würden sich Weber zufolge allerdings nur diejenigen melden, die es müssen, weil sie in Bordellen, Laufhäusern, Domina-Studios, Sauna-Clubs oder ähnlichem arbeiten. 

Laut Bundeskriminalamt wurden im selben Jahr nur mehrere hundert Fälle von Menschenhandel erkannt, in denen rund 430 Menschen Opfer von sexueller Ausbeutung wurden.

Titelfoto: Markus Scholz/dpa

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