Haftstrafe für Querdenker wegen Protest-Aktion an Bahngleisen

Gemünden am Main - Zwei mutmaßliche Anhänger der sogenannten Querdenker-Szene sollen im Kampf gegen die Corona-Schutzmaßnahmen einen ICE in Unterfranken zu einer Schnellbremsung veranlasst haben.

Wegen der Protestaktion hatte ein ICE eine Schnellbremsung eingeleitet. (Symbolbild)
Wegen der Protestaktion hatte ein ICE eine Schnellbremsung eingeleitet. (Symbolbild)  © dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Das Amtsgericht Gemünden am Main (Landkreis Main-Spessart) verhängte deswegen am Freitag Haftstrafen für die beiden Angeklagten.

Wegen fahrlässigen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und Nötigung wurden der 38-Jährige und seine 61 Jahre alte Komplizin schuldig gesprochen, wie ein Gerichtssprecher mitteilte.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Berufung oder Revision könnten binnen einer Woche eingelegt werden.

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Der Mann erhielt eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Weil er wegen eines anderen Delikts bereits eine Bewährungsstrafe erhalten hatte, wurde diese neue Strafe nicht zur Bewährung ausgesetzt.

Zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten auf Bewährung wurde die Frau verurteilt. Die Bewährungszeit wurde auf drei Jahre bestimmt.

Außerdem muss die 61-Jährige eine Geldauflage von 10 Raten zu je 150 Euro zahlen. Beide Angeklagten hatten in der Hauptverhandlung keine Angaben zur Sache gemacht.

Das Duo hatte der Anklage zufolge im Januar 2021 geholfen, fünf an Holzlatten befestigte Plakate über die Gleise auf der Bahnstrecke Gemünden-Waigolshausen aufzustellen.

Auf den Transparenten war unter anderem in roter Farbe geschrieben zu lesen: "Achtung Gleisbruch 2km" und "Diesmal Fake". Ein aus Schweinfurt kommender ICE mit 62 Fahrgästen durchfuhr eine dieser Konstruktionen mit einer Größe von etwa 1,50 mal 4,50 Meter.

Der Lokführer leitete eine Notbremsung ein. Verletzt wurde niemand.

Die Ermittler gingen rasch davon aus, dass Gegner der Corona-Maßnahmen für die Aktion verantwortlich sein könnten, um überregionale Aufmerksamkeit zu erregen. Mittäter konnten bisher nicht ermittelt werden.

Titelfoto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

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