Block-Prozess: Kinder wehrten sich gegen Entführung
Hamburg - Tag sieben des Kindesentführungs-Prozesses gegen Christina Block (52) wurde mit der Einlassung des Israelis S. (36) fortgesetzt. Dieser hatte am Dienstag angekündigt, am Donnerstag "ausführlich" über die Operation, also die mutmaßliche Kindesentführung, berichten zu wollen. TAG24 war vor Ort und berichtete in einem Liveblog.

Die Steakhouse-Erbin ist angeklagt, die Entführung ihrer beiden Kinder Theo (11) und Klara (14) in Auftrag gegeben zu haben. Dafür soll sie laut Staatsanwaltschaft eine israelische Sicherheitsfirma engagiert haben.
Block bestreitet die Vorwürfe und erklärt, nichts von den Plänen des mutmaßlichen Drahtziehers David B. und dessen "rechter Hand", Olga (Deckname, gebürtig: Keren T.), gewusst zu haben.
Beide sollen am 31. Dezember 2023 mithilfe weiterer Personen (unter anderem S.) die Block-Kinder aus Dänemark entführt haben, wo sie bei ihrem Vater, Stephan Hensel (51), lebten.
Grundlegende Informationen zum Prozess sind in folgendem Artikel zu finden: "Christina Block vor Gericht: Darum geht's im Kindesentführungs-Prozess".
Update, 16 Uhr: Siebter Verhandlungstag geht zu Ende
Um Punkt 16 Uhr beendet die Vorsitzende Richterin den siebten Verhandlungstag.
Morgen, am 29. August, geht es ab 9.30 Uhr direkt mit dem achten Verhandlungstag weiter. Dann wird S. unter anderem die restlichen Fragen der Kammer beantworten.
Außerdem wurde angekündigt, dass der gesamte Prozess bis März terminiert wird. Eigentlich sollte bereits kurz vor Weihnachten ein Urteil fallen.
Update, 15.20 Uhr: Kinder wehrten sich gegen Entführung
Alle Beteiligten – mit Ausnahme von Olga und David B. – seien maskiert und in dunkler Kleidung aufgetreten. S. räumt ein, ihm sei bewusst gewesen, dass derartige Erscheinung bei den Kindern zunächst Angst auslösen könnte.
Ob die Kinder durch den Einsatz emotional belastet würden, sei in der Vorbereitung jedoch kein Thema gewesen, so S. heute. "Wir dachten: Wenn wir den Kindern nicht sofort retten, könnte ihnen in der Zukunft etwas noch Schlimmeres zustoßen." Theo und Klara selbst seien nicht als "richtiges Hindernis" gesehen worden. Anders als bei Hensel habe es daher keine Person gegeben, die dafür eingeteilt gewesen sei, die Kinder zu "neutralisieren".
Als die Richterin wissen will, wie die Kinder reagierten, als "der Deutsche" ihnen im Wald sagte, sie würden zu ihrer Mutter gebracht, erklärt S., dass sie offenbar nicht erfreut gewesen seien. Zwar habe er damals kein Deutsch verstanden, doch die Körpersprache der Kinder habe klar gezeigt, dass sie sich massiv gewehrt hätten.
Update, 15.18 Uhr: Hensel habe bei der "Neutralisierung" Tritte ins Gesicht abbekommen
Nun geht die Richterin noch mehr ins Detail: Sie fragt, wie genau "der Deutsche" Stephan Hensel verprügelt habe. Daraufhin erzählt S. von Tritten ins Gesicht sowie von mehreren Faustschlägen gegen den Vater der Block-Kinder.
"Und was genau meinten Sie mit ‚neutralisieren‘?", fragt die Richterin. S. erklärt, damit sei gemeint gewesen, eine Person gezielt zu Boden zu bringen und mit Tesa-Klebeband zu fesseln, um sie dort zu fixieren. Im Fall von Hensel habe dies nicht wie geplant funktioniert, weshalb S. ihn zusätzlich mit der offenen Hand auf Nacken und Schultern geschlagen habe.
Update, 15.03 Uhr: Zehn Personen sollen an der Operation beteiligt gewesen sein
Die vorsitzende Richterin möchte wissen: "Wenn Sie die Kinder retten wollten, warum wäre es schlimm gewesen, wenn die Behörden sie erwischt hätten?"
"Wir wollten in keinster Weise in Konflikt mit Sicherheitskräften geraten", antwortet S. Er selbst sei früher Polizist gewesen und habe daher genau gewusst, wie die Polizei in so einem Fall vorgehen würde. Warum genau die Gruppe eine Konfrontation mit den Behörden unbedingt vermeiden wollte, ließ der 36-Jährige offen.
Insgesamt seien zehn Personen an der Aktion beteiligt gewesen, berichtet S. weiter. "Auf der Hinreise haben wir einen Zwischenstopp eingelegt, um uns den Standort des Wohnmobils an der Grenze anzusehen."
An dieser Stelle seien die zwei israelische IT-Spezialisten ausgestiegen. Und: Entgegen seiner ursprünglichen Aussagen seien Olga und David B. offenbar doch am 31. Dezember 2023 in Dänemark vor Ort gewesen und seien dort "die Augen" gewesen.
Update, 14.35 Uhr: Olga sei "immer überall dabei gewesen"
Nach einer kurzen Pause geht es weiter mit dem siebten Verhandlungstag.
Olga sei bei der Planung und "generell immer überall dabei gewesen", betont S. Die "rechte Hand" von B. sei es auch gewesen, die im Wohnmobil an der Grenze zu Deutschland auf die mutmaßlichen Entführer und die Kinder gewartet habe. Der Fahrer des Wohnmobils sei David B. gewesen.
Zur Erinnerung: Olga sei während ihrer Zeit im Hotel Elysée zu einer engen Vertrauten von Block geworden. Block sei nach eigener Aussage aber davon ausgegangen, dass Olga sich aufgrund der Cyber-Sicherheit des Hotels dort aufhielt und sich nach vielen gemeinsamen Gesprächen auch für ihre Familiengeschichte interessiert habe.
S. sagt weiter aus: Die Informationen, wo und wann genau Hensel und die Kinder angetroffen werden könnten, seien alle von David B. gekommen. "Er wusste ziemlich genau Bescheid", so der 36-Jährige. Woher dieser die Adressen und genauen Tagesabläufe der Familie in Dänemark kannte, habe S. nicht nachgefragt.

Update, 14.03 Uhr: Im Hamburger Hotel Elysée sollen Pläne geschmiedet worden sein
Die Reise nach Deutschland habe Olga, die Frau von "Shlomi" und "rechte Hand" von David B., organisiert. S. sei zunächst nach Frankfurt geflogen und dann mit dem Zug nach Hamburg.
Das Flugticket sei nach seinem Kenntnisstand von Olga bezahlt worden. Das Zugticket habe er mit den 500 Euro finanziert, die ihm für den Aufenthalt in Deutschland zur Verfügung gestellt worden seien. Nach seiner Ankunft im Hotel Elysée am 28. Dezember 2023 habe er Olga eigenen Angaben zufolge täglich gesehen. Frau Block hatte zuvor ausgesagt, Olga sei bereits kurz vor Silvester 2023/24 abgereist, um mit ihrer Familie in Israel zu feiern.
Auf Nachfrage der Richterin bestätigte der 36-Jährige, dass im Hotel ein Sitzungsraum genutzt wurde, um "Pläne zu schmieden". Anwesend seien unter anderem Olga, David B., S. selbst, "Shlomi", "der deutsche Mann" sowie zwei weitere israelische IT-Spezialisten gewesen, die er nicht gekannt habe.
Mithilfe eines Beamers habe man unter anderem Landkarten an die Wand projiziert, um sich einen Überblick über die Umgebung in Dänemark zu verschaffen.
Es folgt eine zehnminütige Pause.

Update, 13.41 Uhr: Mutmaßliche Entführer sollen auf Vertrauensbasis gehandelt haben
Die Richterin hakt weiter nach: "Wovor genau sollten die Kinder gerettet werden?"
S. berichtet, David B. habe ihr gegenüber geäußert, der Vater hätte die Kinder einfach "weggenommen" und nicht wieder zurückgebracht. Außerdem sei Hensel ein schlechter Einfluss: Er hetze gegen die Familie, sei von Paranoia getrieben und "verrückt". Schließlich sei der Vorwurf der Pädophilie aufgekommen.
Auf Nachfrage der Richterin nach konkreten Beispielen betont S., dass David B. keine Beweise vorgelegt habe. Vielmehr habe er – wie es in Israel üblich sei – seinen Worten einfach vertraut. Sein Freund "Shlomi" habe zudem mehrfach betont, B. sei "ein guter Mann".
Update, 13.19 Uhr: 10.000 Euro pro Person für Entführungsbeteiligte in Aussicht gestellt
Laut S. habe David B. 10.000 Euro pro Person für die Entführungsaktion der Block-Kinder in Aussicht gestellt.
Er selbst habe das Geld nicht bekommen. Seine Motivation sei es gewesen, "eine gute Tat" zu vollbringen: "Ich fühlte mich wie Superman", so S. Das Finanzielle habe ihn nicht interessiert, er verdiene "genug". Es könnte aber sein, dass die anderen Beteiligten das Geld bekommen und nicht abgelehnt haben, erklärt der 36-Jährige weiter. Woher David das Geld hatte, wisse S. nicht.
Die vorsitzende Richterin geht nochmal auf die Aussage des Israelis ein, dass David B. vom "großen Wunsch der Familie [Block]" gesprochen habe und, dass man die Kinder vom Vater retten müsse - notfalls auch mit "Kraft" und "Macht". "Das bedeutete, entgegen dem Willen des Vaters, die Kinder von ihm wegzunehmen und sie zurück nach Deutschland zu ihrer Mutter zu führen", erklärte S. auf Nachfrage.
Update, 12.54 Uhr: S. spricht von "Mossad-Mann"
Nach einer Mittagspause geht es mit der Befragung von S. weiter.
Auf Nachfrage der Richterin erklärt S., er habe bereits vor dem Treffen kurz vor der Silvesternacht 2023/24 erfahren, dass David B. ein ehemaliger "Mossad-Mann" (Mitglied des israelischen Geheimdienstes) gewesen sei, sich mit "Datenschutz und Sicherheit" befasse und auch Kampfsportler sei.
Zum ersten Mal gesprochen hätten sie bei einer Podcast-Aufnahme von S. "Ein beeindruckender Mann mit viel Wissen" und "ein guter Mensch", so S. Er selbst habe aber niemals eine Verbindung zum Mossad gehabt.
Im Laufe der Befragung nennt S. weitere Details zu David B., der mit internationalem Haftbefehl gesucht wird.
So habe B. immer viele Projekte gehabt, auch im Ausland. "So wie die Dienste für Familie Block", erinnert sich der 36-Jährige. B. habe aber nicht genau erzählt, was genau er für die Unternehmer-Familie macht. Auch die Namen einzelner Familienmitglieder seien nicht gefallen. Nur, dass die Familie sehr reich wäre und der Vater (Eugen Block) eine Tochter habe, so S.

Update, 12.07 Uhr: Ingo Bott zieht positive Bilanz aus der Aussage des Israelis
In seinem Mittagspausen-Statement beschreibt Bott die Aussage des israelischen Mitangeklagten als "sehr belegend". Besonders hebt er hervor, dass dieser Frau Block als "wie in einem Traum" beschrieben habe, als sie in Süddeutschland angekommen ist. "Ich glaube, da können wir ein klares Anzeichen dafür finden, dass Frau Block tatsächlich nicht wusste, so wie wir das als Verteidigung immer wieder betont haben, was ist da im Einzelnen los", so der 42-Jährige.
Aus dem "bemerkenswerten" Appell des Israelis schließt Bott vor allem Handlungsbedarf bei der Nebenklage: "Da schließe ich mich an Herrn S. an und hoffe, das Herr Hensel endlich das umsetzt, was für die Kinder gut ist und nicht für ihn."
Und weiter: "Ich hoffe sehr, dass die Worte bei Herrn Hensel ankommen und es nicht für sich spricht, dass der Nebenkläger heute ausgerechnet nicht da war. Das möchte ich nicht unterstellen."

Update, 11.40 Uhr: Der Israeli nimmt die Schuld auf sich und bietet sich als Märtyrer an
Die vorsitzende Richterin unterbricht S. und fragt ihn, ob er noch Sachen zu sagen habe, nachdem dieser in Szenarien von potenziellen Hochzeiten der Töchter von Hensel und Block abgedriftet war.
Der Israeli wendet sich am Ende seiner Aussage schließlich ans Gericht: "Ich weiß, dass ich kein Engel bin, ich bin nur ein Mensch, der etwas Gutes leisten wollte. Ich bin mir aber auch bewusst, dass ein Mensch, der ein Fehler gemacht hat, dafür Verantwortung übernehmen muss."
Er äußert die Bitte: "Im Fall einer Strafe sollte keiner der Anwesenden und auch keiner der Nicht-Anwesenden bestraft werden. Es gibt eine Person, die die Verantwortung tragen muss und diese Person bin ich!" Er wünsche sich ein Happy End für die Block/Hensel-Familie, so S. und zitiert zum Schluss noch einen Vers aus der Bibel.
Es folgt eine Mittagspause. Weiter geht's gegen 12.45 Uhr.

Update, 11.16 Uhr: S. spricht Entschuldigung gegenüber Hensel aus
Nun fragt S, weshalb Hensel nicht im Gerichtssaal anwesend ist. Die Richterin erklärt ihm, dass die Nebenklage nicht immer vor Ort sein muss. Hensel-Anwalt von der Meden betont gegenüber S., dass Hensels Abwesenheit aber nichts mit seiner Aussage zu tun habe und er gerne anwesend gewesen wäre.
Der Israeli bedauere, dass der Vater der Kinder nicht anwesend ist, weil er sich "ausdrücklich" bei ihm entschuldigen wollte. "Dafür, dass ich ihm Gewalt angetan habe", so S.
Von der Meden daraufhin: "Ich spreche für Herrn Hensel und er nimmt ihre Entschuldigung an." Auch bei den Kindern möchte S. sich entschuldigen. Auch diese Entschuldigung will von der Meden weiterleiten. Mit seiner Aussage wolle der Israeli auch Klara und Theodor entlasten, die so vielleicht nicht vor Gericht befragt werden müssten. Das würde sich S. für die Kinder wünschen.
S. erzählt weiter, er habe in der Silvesternacht 2023/24 gefühlt, dass Hensel seine Kinder liebe. "Das habe ich durch seinen Widerstand gemerkt. Ein Vater, der seine Kinder nicht liebt, hätte nie so gekämpft. Und das, obwohl ich die Angst in seinen Augen sah und er nicht gut ringen konnte", so der Israeli. Er bittet Hensel, den "Kampf" zu beenden, weil er "heute der Stärkste hier ist".

Update, 11.06 Uhr: Als Block auf den Hof kommt, führt S. ein Gespräch mit der Unternehmerin
Später sei eine "sehr bewegte" Frau Block mit ihrer Tochter Greta am Ort des Geschehens eingetroffen. Sie habe gewirkt, als sei sie "wie in einem Traum" und habe im Umgang mit ihren Kindern "wenig Selbstbewusstsein" gezeigt, so S.
In einem Gespräch habe er der Unternehmerin helfen wollen: "Ich sagte ihr, dass es nicht leicht war, die Kinder zu retten – aber dass jetzt der eigentliche Kampf beginne: um das Herz der Kinder", erinnert sich der Israeli.
Auch mit Greta habe er ein Vieraugengespräch geführt. Sie habe nicht gewusst, wie sie ihren Geschwistern begegnen solle – auch ihr habe er helfen wollen. Später habe S. den Eindruck gewonnen, dass das Wiedersehen der Familie gut verlaufe, es habe sogar "positives Feedback" gegeben.
Er selbst sei stets davon ausgegangen, eine "gute Tat" vollbracht zu haben. Als er jedoch nach seiner Rückkehr nach Israel erfuhr, dass die Kinder wieder beim Vater seien, sei er zunächst enttäuscht gewesen. Inzwischen sehe er die Dinge anders: "Ich verlasse mich zu 100 Prozent auf die deutschen Behörden", sagt S. Heute gehe er davon aus, dass Hensel "möglicherweise doch nicht so gefährlich ist, wie ich dachte".
Brisant: Frau Block hatte in ihrer Einlassung ursprünglich erklärt, S. nicht zu kennen und ihn vor Gericht zum ersten Mal gesehen zu haben. Seine Aussagen deuten jedoch auf einen Kontakt hin.
Update, 10.52 Uhr: So lief die Ankunft mit den Kindern auf dem Hof in Süddeutschland
Am Wohnmobil angekommen, sei man sofort losgefahren. Für die Kinder habe man Snacks und Decken vorbereitet. Nach ein paar Stunden seien sie schließlich bei einem Hof angekommen.
Die Familie, die den Hof besitzt, habe S. nicht gekannt und er habe auch gar nicht gewusst, wo genau das Grundstück in Deutschland war. Das Wohnmobil sei neben einer Scheune geparkt worden. Irgendwann sei dann die Tochter der Hof-Familie herausgekommen und habe den Kindern Essen gebracht. Von da an habe die Hof-Familie die Kinder übernommen.
Update, 10.42 Uhr: S. erklärt, wie die "Verschmutzungen" an den Kindern zustande gekommen seien
Aufgrund einer unerwarteten Party im Wald musste die geplante Route von S. in seiner Aufgabe als "Wegweiser" umgeplant werden.
Die neue Strecke sei teilweise "sehr schlecht zum Gehen" gewesen, weswegen alle, so auch die Kinder, mehrfach gefallen sind. So seien die "Verschmutzungen", die in der Anklage beschrieben sind, zustande gekommen.
Ab einem bestimmten Punkt hätten die Entführer Theos Alarmknopf entdeckt. Das habe S. bestätigt, dass Hensel unter Paranoia leide. "Ich dachte, hier muss ein kranker Vater im Spiel sein. Er geht mit seinem Kind raus, um Silvester zu feiern und hat ihm so eine Kette umgelegt. Ich habe so etwas ehrlicherweise nur mal für einen Hund gesehen", gesteht der Israeli weiter.
Laut David B. sollte S. die Kinder nur nach Deutschland bringen: "Ich habe es so verstanden, dass wenn ich die Kinder nach Deutschland bringe, für mich dann 'Endstation' ist. Ich wusste, dass man irgendwann der Familie in Deutschland und auch den Behörden Bescheid sagen wollte, dass man weiß, dass die Kinder nicht entführt, sondern gerettet wurden", so der 36-Jährige.

Update, 10.30 Uhr: So ging die Flucht mit den Kindern weiter
Genug Zeit, den Kindern genau zu klären, was los ist, sei dann aber nicht gewesen. Sie hätten gewusst, dass sie schnellstmöglich die Grenze überqueren müssen. Durch ein "sehr matschiges Feld" hätten sie ihren Weg dann fortgesetzt. Dabei hätten sie – "wie es auch in der Klageschrift steht" – Theodor (das jüngere Kind Blocks) getragen.
Aber nicht wie "einen Sack über dem Rücken", sondern "wie einen Verwundeten, wie wir es in der Fachsprache nennen", damit er es "einfacher" habe, beschreibt S. Klara sei groß genug gewesen, den unebenen Untergrund selbst zu überqueren.
Die Kinder hätten versucht, die mutmaßlichen Entführer zu schlagen, wegzurennen und zu schreien. "Es macht keinen Spaß, so ein Benehmen zu erfahren, wenn man gerade versucht, jemanden zu retten", so S. "Jeder Mensch erwartet insgeheim, von denen, die er rettet, dass sie ihn lieben und Danke sagen. Aber das war definitiv nicht der Fall", betonte der Israeli.
Damit er die Operation weiter ausführen konnte, habe er auf die Kinder "Tesafilm getan". Zuvor habe er ja schon gehört, dass die Kinder von Hensel "gebrainwashed" wurden und er habe auch gewusst, dass die Kinder, wenn sie wieder in Deutschland sind, "Behandlungen bekommen werden".
Der Satz in der Anklage, er oder jemand anderes habe den Kindern gedroht, sie zu töten oder Gewalt anzutun, wenn sie nicht das tun, was die mutmaßlichen Entführer sagen, sei falsch: "Niemals würde ich so einen Satz zu einem Kind sagen", betont der Israeli.
Update, 10.25 Uhr: S. sei nicht mit den Kindern im Auto gewesen
Die Aussage Klaras (Tochter von Block), dass S. in dem Fluchtauto ihren Kopf nach unten gedrückt haben soll, sei falsch. "Das kann gar nicht sein, weil ich gar nicht in dem Auto mit den Kindern war", so S. Was genau in dem Auto mit den Kindern passiert ist, könne er dementsprechend nicht sagen.
Nach rund zehn Minuten Fahrt sei man dann im Wald angekommen. Der "deutsche Mann", der zuvor bei der "Neutralisierung" von Hensel zu Hilfe kam, sei dafür zuständig gewesen, den Kindern zu sagen, dass sie sie "retten wollen und nicht verletzen". Deshalb hätten die mutmaßlichen Entführer auch die Masken abgesetzt, um zu zeigen, "dass Menschen darunter sind", erklärt der Israeli weiter.
Update, 10.11 Uhr: Der Israeli habe den Vater der Kinder "neutralisiert"
Hensel zu "neutralisieren" sei "kein großes Problem" gewesen, so der 36-Jährige. David B. habe ihn zuvor gewarnt, Hensel könne sportlich sein und womöglich bewaffnet, dennoch lautete die Anweisung: "nicht verletzen", sondern "sanft neutralisieren".
S. habe zunächst Hensels Beine attackiert, um ihn zu Boden zu bringen. Trotz Widerstands gelang es ihm, Hensel zu überwältigen. Ein "deutscher Mann", der auch Teil der Operation war, habe geholfen, allerdings unnötigerweise auf Hensel eingeschlagen, wie S. selbst kritisiert.
Später sei auch sein Freund "Shlomi" hinzugekommen, um beim "Neutralisieren mit Tesafilm" nachzuhelfen. Dies allerdings ohne Erfolg. Man habe versucht, Hensel mit Gewalt ruhigzustellen. Dieser habe "richtig geschrien", woraufhin S. ihn mehrfach schlug, "damit er glaubt, auf ihm sitzen 50 Leute".
Schließlich habe "Shlomi" gerufen, dass die Kinder im Auto seien – die Männer flohen. Hensel verfolgte die Wagen noch und warf mit Gegenständen, so S.
Die Reaktionen von Hensel zu diesen Ausführungen bleiben am heutigen Prozesstag aus, da nur sein Anwalt, Philip von der Meden, anwesend ist.

Update, 10.05 Uhr: Der Israeli war der Leiter der Entführung
Am 31. Dezember 2023 seien laut S. "einige unerwartete Dinge" passiert. Zum einen sei Hensels Frau früher mit "ihrer kleinen Tochter" zurückgekehrt. Hensel habe sich allein mit den "zwei Kindern, die wir brauchten" am Hafen aufgehalten. "Das hieß: eine Person weniger, die überwältigt werden musste", so S.
Zudem sei das Gelände überraschend leer gewesen – "viel steriler als erwartet". Aufgrund dieser "goldenen Chance" habe er entschieden, sofort zuzugreifen. Bereits am Vortag habe ihn David B., mutmaßlicher Drahtzieher des Plans, gefragt, ob er die Aktion leiten wolle, was S. bejaht habe.
Update, 9.53 Uhr: S. beschreibt den Plan für die Entführung und bestätigt die Vorwürfe
Anhand der Anklageschrift bestätigte S. die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, ergänzte oder korrigierte diese. Er gibt an, am 28. Dezember 2023 gemeinsam mit "den anderen" nach Deutschland eingereist zu sein. Die ersten Tage hätten der Vorbereitung gegolten, erklärt er: "Um den Plan genau zu verstehen und zu begreifen, was auf uns zukommt."
Am zweiten Tag nach ihrer Ankunft hätten sie Autos gemietet, um "die Lage und Umgebung zu prüfen" – vor allem, um die Fahrzeit bis nach Dänemark einschätzen zu können, erklärt der Israeli.
S. schildert weiter: "Der Plan war, die Familie genau zu beobachten – insbesondere Stephan Hensel, seine Frau Astrid und deren Kinder." Man habe beabsichtigt, die Familie direkt nach dem Silvesterfest zu überfallen: "Wenn alle müde und vielleicht etwas betrunken sind, wollten wir die Kontrolle übernehmen, die Erwachsenen neutralisieren und die Kinder mitnehmen – schnell und sauber."
Das Ganze sollte in der Nähe des Wohnortes der Familie geschehen. Anschließend sollten die Kinder per Auto – teilweise durch einen Wald – zur dänischen Grenze gebracht werden, wo ein Wohnmobil auf sie gewartet hätte.
Den Ablauf habe man eine Nacht vor Silvester geprobt. Auch die Strecke durch den Wald sei detailliert vorbereitet worden, "damit es später keine Komplikationen gibt". Hensel habe man dabei mit "Tesafilm außer Kraft setzen" wollen.
Update, 9.40 Uhr: Prozesstag beginnt mit Aussage des Israeli S.
Mit zehn Minuten Verspätung beginnt der siebte Prozesstag. Wie geplant geht es da weiter, wo der sechste Prozesstag aufgehört hat: mit der Aussage des Israeli S. auf Hebräisch, übersetzt von einem Dolmetscher.
Seine Ausführungen beginnt S. mit einem Lob für die Staatsanwaltschaft. Jeder könne einmal Fehler machen, betont er. Doch was er in der Anklageschrift gelesen habe, zeuge – anders als die von Block-Anwalt Ingo Bott (42) vor Gericht geäußerte Kritik – von "sehr guter" Arbeit der Ermittlungsbehörde.
Dennoch, so S., entspreche es nicht der Wahrheit, dass er und weitere in der Anklageschrift genannte Personen bereits ab Februar 2023 im Hotel Elysée gewohnt hätten. Sein erster Aufenthalt in Hamburg, im Hotel der Block-Familie, habe erst wenige Tage vor der Silvesternacht 2023/24 begonnen. Zuvor sei er, nach eigener Aussage, noch nie in Hamburg gewesen.
Update, 9.27 Uhr: Block und Delling kommen an
Nur wenige Minuten vor Start des Prozesstags kommen Steakhouse-Erbin Christina Block (52) und ihr Lebensgefährte Gerhard Delling (66) im Landgericht Hamburg an.
Um 9.30 Uhr soll der Prozesstag starten.

Update, 9.12 Uhr: Andrang zu Tag sieben ist groß
Tag sieben rund um den Prozess gegen Christina Block (52) steht in den Startlöchern.
Auch diesmal ist der Andrang - ähnlich wie am vorherigen Verhandlungstag am Dienstag - sehr groß.

Update, 9 Uhr: Israeli will weiter aussagen
Der 36-jährige Israeli S. soll einer der Entführer gewesen sein.
In seiner bisherigen Aussage erklärte S., dass er ursprünglich helfen wollte – aus Mitgefühl, nicht aus finanziellen Motiven. Er sei durch seinen Kampfsportfreund "Shlomi" (Lebensgefährte von Olga) zwei Wochen vor der Tat in der Silvesternacht 2023/24 um Hilfe gebeten worden.
S. schilderte, wie ihm David B. von der schwierigen familiären Situation rund um Frau Block und ihren Kindern erzählte. B. habe Block als psychisch stark belastet beschrieben, die Kinder müssten "gerettet" werden, notfalls mit "Macht".
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa Pool