Hamburg - Gzuz, bürgerlich Kristoffer Jonas Klauß (33, 187 Strassenbande), saß auch am zweiten Verhandlungstag seines Berufungsverfahrens am Mittwochmorgen - ganz seinem neuen Image des geläuterten Gangsters entsprechend - still und brav eingerahmt zwischen seinen Anwälten Christopher Posch (46) und Ulf Dreckmann auf der Anklagebank. Gähnte vielleicht einmal. Mehr war von dem Rapper nicht zu vernehmen. Im Gegensatz zu seinem Verteidiger - Rechtsanwalt Ulf Dreckmann tobte.

Dreckmann sorgte mit seinem teilweise rauen Ton und direkten Angriffen gegen die Vorsitzende Richterin Dr. Nicole Dietrich und Staatsanwalt Austen - "Hören Sie auf zu nerven", schmetterte er Austen entgegen - für das bei einem "Gzuz-Prozess" gewohnte Maß an Show, Lautstärke und Aggressivität.

Grund für so viel Unmut war die Befragung eines 30-jährigen Bekannten vom Rapper durch die Vorsitzende Richterin.

Unter anderem wollte sie vom Zeugen ganz genau wissen, wie und wann dieser den Angeklagten kennengelernt hätte. Sehr kleinteilig, sehr genau. Ständiges Nachfragen inklusive. Eine "Taktik", die den Befragten zunehmend nervte, Anwalt Dreckmann ebenso.

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Letzterer keifte dazwischen. Behauptete, die Richterin würde dem Zeugen die Worte im Mund umdrehen, ihn verwirren. Sie solle sich doch "auf das (niedrigere) Niveau des Zeugen einstellen" forderte der Anwalt Dietrich unwirsch auf. Sie würde "dummes Zeug" reden, warf er ihr weiter vor. Sie sei "das Problem", nicht der Zeuge.

Wie man richtig befrage, könne er ja später beweisen, wehrte sich die Beschuldigte. "Ich mache es nicht mit der Brechstange, sondern unterhalte mich mit dem Zeugen", so Dreckmann später über seine Befragungstaktik - samt Seitenhieb gegen Richterin und Staatsanwaltschaft.

Immer wieder unterbrachen Dreckmann oder Kollege Posch die Befragung, warfen Richterin Dietrich im Verhör Verwirrung des Zeugens vor. Die Folge: Der 30-Jährige traute sich kaum noch etwas zu sagen, so die Verteidigung.

Dreckmann selbst wurde merklich ungehaltener, schlug der Vorsitzenden vor: "Ich denke Sie machen jetzt Mal eine Pause". Außerdem sei er "genervt von Ihrer Verhandlungsführung".

Dr. Nicole Dietrich hingegen zeigte sich im Verlauf der rund sechsstündigen Verhandlung "entsetzt darüber, wie Sie sich alle benehmen".

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Im September 2020 wurde Gzuz unter anderem wegen versuchtem Diebstahl, Körperverletzung und Verstößen gegen das Drogen-, beziehungsweise Waffengesetz zu 18 Monaten Haft und 510.000 Euro Geldstrafe verurteilt.

Seit Montag, den 17. Januar 2022 läuft der Berufungsprozess gegen den 187 Strassenbande-Rapper. Insgesamt wurden sieben Verhandlungstage angesetzt.