Tod eines Covid-Patienten aus Mitleid: Krankenschwester gesteht

Düsseldorf - Eine Krankenschwester hat ihre Mitverantwortung für den Tod eines 52 Jahre alten Covid-Patienten eingeräumt. Die 41-Jährige steht seit Mittwoch wegen versuchten Totschlags vor Gericht.

Der Prozess gegen die Krankenschwester findet in Düsseldorf statt.
Der Prozess gegen die Krankenschwester findet in Düsseldorf statt.  © Martin Gerten/dpa

Über ihre Verteidiger ließ sie beim Prozessauftakt erklären, in der Nacht zum 2. Februar 2021 bei dem schwer kranken Patienten aus Mitleid eigenmächtig die Dosis eines wichtigen Blutdruck-Medikaments halbiert zu haben.

"Sie übernimmt die volle Verantwortung für ihr Tun und möchte sich bei der Familie des Mannes entschuldigen", hieß es in der Erklärung.

Die erfahrene Krankenschwester sei damals nach fast einem Jahr aufwendiger und häufig aussichtsloser Behandlung von Covid-19-Patienten überfordert gewesen. "Sie hat weniger rational als emotional gehandelt."

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Der Zustand des Mannes, der seit Dezember 2020 behandelt wurde, habe sich zunehmend verschlechtert. Die Ärzte hätten am Morgen des Tattags gesagt, dass der Patient den Tag wohl nicht überleben werde.

Krankenschwester gesteht Handeln

Die Angeklagte (M) wartet im Gerichtssaal des Landgerichts mit ihren Verteidigern auf den Prozessbeginn.
Die Angeklagte (M) wartet im Gerichtssaal des Landgerichts mit ihren Verteidigern auf den Prozessbeginn.  © Roberto Pfeil/dpa

Einer für den Spätdienst eingeteilten Kollegin habe die 41-Jährige mitgeteilt, dass sie die Medikamentendosis für den 52-Jährigen halbiert habe. Nachdem die Kollegin dennoch die vom Arzt angeordnete Dosis auf eine Spritze aufgezogen hatte, habe die Angeklagte diese durch eine Spritze mit der halben Dosis ersetzt.

"Sie wusste, dass das falsch war, es kam ihr aber in dem Moment richtig vor", sagte ihr Verteidiger.

Die 41-jährige Mutter zweier schulpflichtiger Söhne räumte ein, dass ihr die notwendige professionelle Distanz gefehlt habe. "Der Patient hat sie an ihren eigenen gleichaltrigen Ehemann erinnert." Der 52-Jährige war noch am selben Tag gestorben.

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Da unklar ist, ob er auch ohne das Zutun der Krankenschwester gestorben wäre, ist diese nur wegen versuchten Totschlags angeklagt.

Gegen die Frau war schon 2019 in einem ähnlichen Fall ermittelt worden. Zwei Jahre zuvor hatte sie einen Burn-out erlitten und sich behandeln lassen. Als Krankenschwester werde sie nie mehr arbeiten, versicherte ihr Verteidiger. Für den Prozess sind bis zum 27. September noch vier weitere Verhandlungstage angesetzt.

Titelfoto: Roberto Pfeil/dpa

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