Zwei Tote und fünf Verletzte! Mann greift Reisende mit Messer in Regionalzug an

Brokstedt - Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind am Mittwoch zwei Menschen getötet und sieben verletzt worden.

Die Einsatz- und Rettungskräfte sind nach der Messerattacke mit einem Großaufgebot vor Ort.
Die Einsatz- und Rettungskräfte sind nach der Messerattacke mit einem Großaufgebot vor Ort.  © Jonas Walzberg/dpa

Bei dem mutmaßlichen Angreifer handelt es sich um einen staatenlosen Palästinenser, wie Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (64, CDU) am Mittwochabend am Bahnhof in Brokstedt sagte.

Der 33-Jährige kam nach Polizeiangaben mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus. "Die Hintergründe sind noch unklar, ebenso wie die Identitäten der Geschädigten", sagte eine Polizeisprecherin.

Es gab erste Hinweise, dass der mutmaßliche Angreifer geistig verwirrt sein könnte. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Nach vorläufigen Erkenntnissen war er in Norddeutschland bislang nicht als Extremist aufgefallen. Laut Bild war er allerdings bereits durch Gewalt- und Sexualdelikte aufgefallen und saß bis vor sechs Tagen noch in Untersuchungshaft.

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Bei der Tat erlitten ersten Angaben zufolge drei Menschen schwere Verletzungen, vier wurden leicht verletzt.

Der Täter habe die Menschen in dem noch fahrenden Zug angegriffen. Zur Zahl der Verletzten hatte es zunächst unterschiedliche Angaben gegeben. Auch war in mehreren Medienberichten von lebensgefährlich Verletzten die Rede.

Ermittler der Polizei machen am Tatort Fotos.
Ermittler der Polizei machen am Tatort Fotos.  © Jonas Walzberg/dpa

Zeugen hielten den Täter nach dem Messerangriff fest

Der Rettungsdienst ist am Bahnhof Brokstedt im Einsatz.
Der Rettungsdienst ist am Bahnhof Brokstedt im Einsatz.  © Jonas Walzberg/dpa

Nach Angaben der Polizei hielten Zeugen den Angreifer fest. Demnach sei es diesen unmittelbar nach der Tat gelungen, den Verdächtigen zu stoppen, bis die Einsatzkräfte eintrafen. Etwa 70 Fahrgäste seien in dem Zug gewesen. Sie wurden nach Polizeiangaben in einem nahe gelegenen Gasthof befragt.

Die Spurensicherung war mit mehreren Kräften im Einsatz. An einem Bahnübergang mit geöffneten Schranken arbeiteten Spurensicherer in weißen Schutzoveralls.

Eine Frau aus Bad Bramstedt wartete wenige Meter entfernt vom Bahnhof auf ihre Tochter. Die 18 Jahre alte Studentin war mit dem Zug auf dem Rückweg von der Uni in Kiel. "Sie hat gesehen, wie ein Mensch vier Reihen vor ihr auf jemanden eingestochen hat", sagte die Mutter.

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Sie könne derzeit noch nicht mit ihrer Tochter sprechen, nur schreiben, sagte die sichtlich bewegte Frau. Die Tochter warte noch darauf, bei der Polizei eine Aussage zu machen. Die junge Frau sei zwar unverletzt. "Ich glaube aber, es geht ihr schlecht. Was sind das für Menschen, die so etwas machen?", sagte die Mutter.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther spricht von einem "furchtbaren Tag"

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (49, CDU) trat vor die Presse und sprach über die erschütternde Tat.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (49, CDU) trat vor die Presse und sprach über die erschütternde Tat.  © Wolfgang Schmidt/dpa

"All unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser furchtbaren Tat und ihren Familien", twitterte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52, SPD) und sprach von einer "erschütternden Nachricht". Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (49, CDU) sprach von einer schrecklichen und sinnlosen Tat, die zwei Menschen das Leben gekostet habe. "Schleswig-Holstein trauert - das ist ein furchtbarer Tag", sagte Günther in Kiel.

Auf dem Bahnsteig verteilte kleine Schilder mit Nummern zeugten von den schrecklichen Geschehnissen, die sich in dem Zug kurz zuvor abgespielt hatten.

Ermittler liefen mit Kameras den Bahnsteig ab, neben dem der Regionalzug "RE70 Hamburg Hbf" stand. Eine nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt gelegene Bäckerei schenkte Rettungskräften und Fahrgästen heiße Getränke und Backwaren aus. "Für uns eine Selbstverständlichkeit", sagte eine Verkäuferin.

Gegen 15 Uhr hatte die Polizei mehrere Anrufe von Fahrgästen aus dem Zug erhalten. Auf Benachrichtigung wurde der Zug gestoppt, worauf sich das Geschehen auf den Bahnsteig verlagert habe, so die Sprecherin. Dort sei der Täter festgesetzt worden. Das Verbrechen ereignete sich nach Angaben der Bundespolizei kurz vor 15 Uhr vor der Ankunft des Zuges im Bahnhof Brokstedt im Kreis Steinburg.

Zugverkehr zwischen Kiel und Hamburg sowie Flensburg und Hamburg nach tödlicher Messerattacke eingeschränkt

Die Spurensicherung sichert den Tatort.
Die Spurensicherung sichert den Tatort.  © Jonas Walzberg/dpa

Der Bahnhof wurde vorerst gesperrt. Brokstedt ist eine kleine Gemeinde an der Bahnlinie zwischen Elmshorn und Neumünster. "Es ist ganz furchtbar. Wir sind alle völlig erschrocken und entsetzt, dass sowas passiert ist", sagte die Innenministerin von Schleswig-Holstein, Sabine Sütterlin-Waack, dem NDR. Die Ministerin bekam die Nachricht im Landtag und beriet sich mit Ministerpräsident Daniel Günther. Sie traf noch am frühen Abend in Brokstedt ein.

Sie sei "in Gedanken bei den Familien und Angehörigen der Opfer" und danke "den Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, die den Täter festgenommen haben sowie allen Rettungskräften, die die Verletzten versorgt haben", hieß es in einer Mitteilung ihres Ministeriums.

Bundes- und Landespolizei arbeiteten eng zusammen. "Für mich steht fest, dass sich die entsetzliche Tat gegen jede Menschlichkeit richtet", wurde Sütterlin-Waack in der Mitteilung zitiert.

Fast sechs Stunden nach der Messerattacke mit zwei Toten und sieben Verletzten in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg ist der normale Verkehr auf der Strecke am Abend langsam wieder angelaufen. Die Polizei habe den Bahnhof in Brokstedt kurz nach 20.30 Uhr wieder freigegeben, sagte ein Sprecher der Deutsche Bahn.

Erstmeldung, 25. Januar, 16.31 Uhr; zuletzt aktualisiert um 21.35 Uhr

Titelfoto: Jonas Walzberg/dpa

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