Haushaltskürzungen treffen barrierefreie Kulturangebote in Leipzig

Von Christiane Raatz

Leipzig - In Sachsen gibt es weniger Geld für barrierefreie Kulturangebote - mit Folgen für zahlreiche Einrichtungen. Auch Leipzig ist betroffen. Experten warnen vor Rückschritten bei der kulturellen Teilhabe von Menschen mit Behinderung.

In Sachsen leben rund 20 Prozent der Menschen mit einer Behinderung, sagt Johanna von der Waydbrink, Leiterin der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich des Landesverbandes Soziokultur Sachsen. (Symbolbild)
In Sachsen leben rund 20 Prozent der Menschen mit einer Behinderung, sagt Johanna von der Waydbrink, Leiterin der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich des Landesverbandes Soziokultur Sachsen. (Symbolbild)  © Robert Michael/dpa

So muss etwa das Filmfestival DOK Leipzig in diesem Bereich deutlich kürzen: "Dass die Mittel gestrichen wurden, bedeutet für uns, dass wir nur unter großen Anstrengungen ein Kleinstangebot an barrierefreien Formaten anbieten können", sagte Sprecherin Nina Kühne.

Durch Einnahmen aus einer Crowdfunding-Kampagne und mithilfe von Festivalpartnern können insgesamt sechs barrierefreie Filmfassungen gezeigt werden. Das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm findet in diesem Jahr vom 27. Oktober bis 2. November statt.

In den vergangenen Jahren wurden den Angaben zufolge rund 30 Filme mit Audiodeskription oder Untertiteln gezeigt. "Da sind 6 Filme nun sehr wenig", so Kühne. Zudem hätten bisher mithilfe von Fördermitteln drei bis fünf Filmgespräche mit deutscher Gebärdensprache angeboten werden können. Das falle nun komplett weg.

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Schon in den vergangenen Jahren musste das DOK Leipzig mit weniger Geldern für barrierefreie Angebote auskommen: 2023 und 2024 beliefen sich die Fördermittel dafür vom Land auf rund 49.000 Euro, in den Jahren zuvor waren es noch rund 67.000 Euro.

Menschen mit Behinderung "massiv" benachteiligt

Auch das Filmfestival DOK Leipzig ist von den Kürzungen betroffen. (Archivbild)
Auch das Filmfestival DOK Leipzig ist von den Kürzungen betroffen. (Archivbild)  © Sebastian Willnow/dpa

Im Juni hatte der Landtag den Doppelhaushalt für 2025/2026 beschlossen. Die geplanten Kürzungen im Kulturbereich fielen zwar weniger drastisch aus als geplant - allerdings wurden etwa die Mittel für die Förderrichtlinie Inklusion in der Kultur gestrichen.

Hintergrund sei eine angespannte Ausgangslage für den gesamten sächsischen Haushalt und damit verbunden auch notwendige Einsparungen im gesamten Bereich der Kultur, heißt es dazu aus dem Kulturministerium.

2024 standen knapp 462.000 Euro für die Umsetzung von Inklusions-Projekten in Kultureinrichtungen zur Verfügung, 2021 waren es noch knapp 1,7 Millionen Euro. Gleichwohl sei es auch weiterhin möglich, dass Kultureinrichtungen aus aktuell bestehenden Fördermöglichkeiten Maßnahmen zur Inklusion mit umsetzen könnten, so eine Ministeriumssprecherin.

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"Die Förderrichtlinie Inklusion ist auf null gesetzt und der Kulturbereich insgesamt muss Kürzungen verkraften", sagte Johanna von der Waydbrink, Leiterin der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich des Landesverbandes Soziokultur Sachsen. Das führe dazu, dass Menschen mit Behinderung massiv benachteiligt werden - sowohl als Kulturbesucher als auch als Künstler und Akteure.

In Sachsen leben rund 20 Prozent der Menschen mit einer Behinderung, so Waydbrink.

Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa

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