Erdöl-Raffinerie soll Leipzig einheizen - doch gegen die Trasse gibt es auch Widerstand
Leipzig/Leuna - Von der Braunkohle zum Erdöl: Die Stadt Leipzig will künftig einen Teil ihrer Fernwärme von der TotalEnergies-Raffinerie in Leuna (Sachsen-Anhalt) beziehen. Am heutigen Donnerstag war mit einem symbolischen Spatenstich offizieller Baustart für die länderübergreifende Fernleitung. Bisher hatte die Stadt ihre Fernwärme vom Braunkohle-Kraftwerk Lippendorf bezogen.

Rund 19 Kilometer muss die Erdtrasse überwinden, um die Wärme von der Rohöl-Raffinerie zum Heizkraftwerk Leipzig-Kulkwitz zu transportieren.
In zwei Jahren soll sie fertig sein. Rund 230 Millionen Euro wird das Projekt kosten - 170 Millionen davon investieren die Leipziger Stadtwerke, 60 Millionen der französische Energie- und Mineralölkonzern.
Der Bund subventioniert mit 90 Millionen Euro.
In der Raffinerie wird Rohöl verarbeitet - unter anderem zu Benzin, Diesel, Kerosin und Bitumen.
Die dabei entstehende Wärme wird bislang ungenutzt in den Himmel geblasen. Demnächst sollen damit 100 000 Haushalte in Leipzig beheizt werden - was in etwa 40 Prozent des aktuellen Fernwärmebedarfs der Stadt entspricht.

Darum ist das "Leuchtturmprojekt" noch nicht in trockenen Tüchern

Bislang bezog Leipzig seine Fernwärme zum großen Teil aus dem Kraftwerk Lippendorf, da bei der Braunkohleverstromung ebenfalls jede Menge Wärme anfällt.
Doch mit dem deutschen Kohle-Ausstieg wird Lippendorf bis spätestens 2035 abgeschaltet.
"Die neue Fernwärmeleitung zeigt, dass Projekte gegen den Klimawandel nicht an Landesgrenzen enden müssen", sagte Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter (51, SPD) zum symbolischen Baubeginn.
Und bezeichnete die Fernwärme-Kooperation als eines der "Leuchtturmprojekte, die den Strukturwandel in der Region aktiv vorantreiben".
Trotz aller Politiker-Euphorie - ganz in trockenen Tüchern ist die Fernwärme-Trasse aber noch nicht. Im anhaltischen Spergau wehren sich mehrere Landbesitzer und ihr landwirtschaftlicher Pächter vor Gericht gegen die Inanspruchnahme ihrer Felder.
Sie befürchten durch die in 1,20 Meter Tiefe verlegten Rohrleitungen eine Verminderung der Bodenqualität und damit einen Wertverlust ihrer Äcker.
Die von den Stadtwerken angebotene Entschädigungszahlungen lehnten sie als zu gering ab. Ausgang offen.
Titelfoto: Jan Woitas/dpa