"La Traviata" am Theater Magdeburg endet mit Standing Ovations - und Buhrufen!
Magdeburg - "La Traviata" feierte am Samstagabend Premiere am Theater Magdeburg. Der Abend endete neben stehenden Ovationen auch mit Buhrufen für das kreative Team. Was war passiert - und war es gerechtfertigt?

"La Traviata" von Giuseppe Verdi handelt von Violetta, die sich in den jungen Alfredo verliebt. Da ihre Beziehung von der Gesellschaft nicht akzeptiert wird, versuchen die beiden fernab der Stadt ihre Beziehung zu führen. Doch Alfredos Vater Giorgio und Violettas Gesundheit kommen den beiden am Ende in die Quere.
"La Traviata" gilt als eine der meist aufgeführtesten und beliebtesten Opern der Welt mit entsprechend hohen Erwartungen beim Publikum - solche Schuhe müssen erstmal gefüllt werden.
Zunächst läuft der restlos ausverkaufte Premierenabend ab, wie erwartet: Violetta-Solisten Rosha Fitzhowle reißt mit ihrem kraftvollen, klaren Sopran das Publikum komplett im Alleingang aus ihren Sesseln. Neben dem teilweise minutenlang anhaltendem Szenenapplaus springen nur für sie alle Zuschauer sofort in die stehenden Ovationen.
Auch der Opernchor, die Magdeburger Philharmonie und das zwölfköpfige Ensemble - mit einem, nebenbei erwähnt, herausragenden HróIfur Sæmundsson als Giorgio Germont! - darf sich über ordentlich Applaus freuen.

Publikum bei "La Traviata" springt für nur eine Sängerin aus den Sitzen!

Erst als Regisseurin Tamara Heimbrock mit ihrem kreativen Team die Bühne betritt, wird der Applaus verhalten und einige Buhrufe und Pfiffe schallen durch den Saal. Aber war das gerechtfertigt?
Die Inszenierung hat Schwachstellen, ja. Dieser Oper, die sich hauptsächlich durch ihre Romantik und Emotionalität auszeichnet, fehlt leider genau das.
Die Inszenierung kommt oft kühl und unpassend sachlich rüber, nur wenigen Duetten und Soli gelingt die Dramatik der Szene. Violetta - so schön wie sie von Fitzhowle auch gesungen wird - fehlt Tiefe und Traurigkeit, die sich erst recht nicht ergibt, wenn ihr Tod am Ende nur angedeutet wird.
Die Figur hinterfragt in der Magdeburger Version ihr gesamtes Leben. Das wird durch drei unterschiedlich alte Violetta-Darstellerinnen auf der Bühne symbolisiert. Eine durchaus spannende Idee, die aber viel zu sporadisch eingesetzt wird und somit viel zu kurz kommt.
Ist "La Traviata" einen Besuch wert?

Hinzu inszeniert Heimbrock ihren Opernchor als eine Vogelschar, die sich mit Rabenmasken flatternd über die Bühne bewegt. Eine beabsichtigte Tiefgründigkeit ist für den Zuschauer nicht ersichtlich, es wirkt eher deplatziert ulkig und grotesk.
Das Bühnenbild besteht aus einem einzigen wallenden Stück Stoff und ist zwar simpel, lässt somit aber den Sängern den Vortritt. Auch an den Kostümen gibt es nichts zu meckern.
Fazit: Zwar eilte das kreative Team um Regisseurin Tamara Heimbrock am Premierenabend nach vereinzelten Buhrufen schnell wieder von der Bühne, nachvollziehbar war die durchwachsene Reaktion vom Publikum aber nur bedingt.
Magdeburgs "La Traviata" schafft nicht alles, was es sich vorgenommen hat, wird inszenatorisch eher zur Geschmackssache und nutzt das großartige Talent der Sänger nicht vollkommen aus. Eben jenes Talent ist es aber, was die Oper am Theater Magdeburg trotz allem wirklich sehenswert macht.
Weitere Vorstellungen findet Ihr auf dem Spielplan des Theaters.
Titelfoto: Theater Magdeburg/Nilz Böhme