75-Kilo-Dogge auf Ebay verschenkt: Schnäppchen wird für Familie zum Albtraum

Malchow/Waren - 75 Kilogramm geballte Hunde-Power! Eine Dogge wird über eBay-Kleinanzeigen kostenlos, aber ohne Rückgaberecht, angeboten. Eine Familie aus Waren greift zu. Wenig später rächt sich das. Polizei und Veterinäramt müssen mit dem Gewehr anrücken.

Im Tierheim Malchow benahm sich Justus vorbildlich.
Im Tierheim Malchow benahm sich Justus vorbildlich.  © Tierheim Malchow

Ein unglaublicher Fall. So unglaublich, dass das Tierheim Malchow die Schilderungen auf Facebook mit den Worten "kein Scherz" beginnt.

Laut Tierheim wurde die Dogge namens "Justus" auf Ebay angeboten - als Geschenk ohne Rückgaberecht. Die fünfköpfige Familie machte sich keine Gedanken zu diesem unglaublichen Schnäppchen und schlug deshalb zu.

Haltung und Bedürfnisse wurden einfach angesichts dieser "Kauf"-Bedingungen ausgeblendet, denn für umsonst kann man nichts falsch machen. Doch am Ende war es dann nicht so einfach. Kaum war der Rüde in der Wohnung im sechsten Stock angekommen, nahm der Ärger seinen Lauf. Justus machte es sich kurzerhand auf der Couch im Wohnzimmer bequem und ließ keinen mehr an sich heran.

"Der Vater harrte etwa vier Stunden auf dem Balkon aus, da er sich nicht an dem Hund vorbei traute", schreibt das Tierheim. Das überschaubare Hundelatein des Familienvaters war am Ende, sodass Polizei, Ordnungs- und Veterinäramt einschreiten mussten.

Nur erfahrene Hundehalter sollten sich ein solches "Kalb" nach Hause holen.
Nur erfahrene Hundehalter sollten sich ein solches "Kalb" nach Hause holen.  © Tierheim Malchow

"Die Dogge wurde Nachts gegen 22.30 Uhr in der Wohnung der 'neuen' Besitzer mit einem Betäubungsgewehr narkotisiert und in dem Notfall-Zwinger in Waren durch Ordnungskräfte verbracht", wie Margret Kuhlmann, Leiterin des Tierheim Malchow, auf TAG24-Anfrage mitteilte.

Am nächsten Tag ging es für den Rüden dann ins Tierheim. Magret Kuhlmann war auch die Erste, die zu Justus einen Kontakt herstellte - mit Leckerchen und ohne Probleme.

"Da er ja groß und 75 kg schwer war, versuchte ich es erst durch Kommandos, wie Sitz und Platz. Justus reagierte sofort", so Kuhlmann. Auch auf weitere Befehle hörte der Hund ohne Zögern. "Justus ist menschenfreundlich, ein wenig ungestüm, aber keinesfalls gefährlich oder aggressiv."

Diesen Eindruck bestätigten auch die Beamten, die vor Ort waren, "die aber selbstverständlich ordentlich Respekt vor einem Tier dieser Größe hatten", wie eine Polizeisprecherin TAG24 sagte.

Die Familie erstattete gegen den Anbieter Anzeige, weil er falsch angepriesen worden sein soll.
Die Familie erstattete gegen den Anbieter Anzeige, weil er falsch angepriesen worden sein soll.  © Tierheim Malchow

Doch Kuhlmann merkt an: "Sein einziger negativer Punkt ist, dass er weiß, dass er stark und kräftig ist. Dies setzt er auch ein, wie drei Tage danach, wo er mal nicht so will, wie der Betreuer."

Doch um Justus ungestüme Art für seinen Interessenten zu entschärfen, wird er am Montag kastriert. Zudem absolviert der Rüde einen Nachhilfekurs namens "Wer ist der Chef" mit Mitarbeitern des Tierheims.

So wird der Hund für "doggenerfahrene Menschen" vorbereitet, damit sich ein solcher kurioser Vorfall wie an Ostern nicht noch einmal wiederholt.

Denn: "Wir stellen immer wieder fest, dass es Menschen gibt, die ihren Kopf nur haben, damit sie das Stroh nicht in der Hand tragen müssen. Und es gibt Menschen, die erst richtig zur Kasse gebeten werden müssen, damit sie begreifen", schreibt das Tierheim zum Abschluss auf Facebook.

Titelfoto: Tierheim Malchow