Wer kümmert sich jetzt um Sachsens Senioren?

Leipzig - Ein Ehrenamt zu begleiten, liegt nicht nur voll im Trend, es sorgt auch für ein funktionierendes Miteinander in unserer Gesellschaft. Wer sich freiwillig um andere kümmert, fühlt sich nicht nur besser, auch der Alltag wird bunter und abwechslungsreicher.

Aus dem 2013 gestarteten Programm "Ruheständler als Alltagsbegleiter" wurde 2016 "Alltagsbegleiter für Senioren". Die Altersbeschränkung wurde aufgelöst - jeder kann Ehrenamtlicher werden.
Aus dem 2013 gestarteten Programm "Ruheständler als Alltagsbegleiter" wurde 2016 "Alltagsbegleiter für Senioren". Die Altersbeschränkung wurde aufgelöst - jeder kann Ehrenamtlicher werden.  © 123RF

Allein beim Stadtverband der Volkssolidarität Leipzig engagieren sich 330 Freiwillige. Die Bereiche sind vielfältig: Während die einen als Vorlese-Oma in der Kita arbeiten, möchten die anderen Englisch unterrichten, Exkursionen begleiten oder in betreuten Wohnanlagen helfen. Wer sich gerne um einen oder mehrere Senioren kümmern möchte, der sollte vielleicht über ein Ehrenamt als Seniorenbegleiter nachdenken.

Die Idee hinter dem Programm "Alltagsbegleiter für Senioren": Unterstützungsbedürftige Senioren, die nicht pflegebedürftig sind, sollen im Alltag unterstützt und gleichzeitig wieder ins gesellschaftliche Leben integriert werden.

Doch nicht alle Älteren nehmen das kostenlose Angebot an. Viele wissen nicht einmal, dass sie sich an Vereine und Ehrenamtliche wenden können. Das sei ein großes Problem, so der Leiter des Programmes in Leipzig, Frank Weise: "An die Älteren kommen wir nur schwer heran, da wir bei der Volkssolidarität eine Komm-Struktur haben. Die Leute müssen sich also bei uns melden. Es ist sehr schwer, Ältere dafür zu begeistern. Oftmals werden wir von Externen gefunden, die uns darum bitten, Kontakt zu der Mutter, der Großmutter oder der Tante in Leipzig aufzunehmen. Doch aus falscher Scham lehnen die die Unterstützung im Alltag häufig ab."

Frank Weise (l.) und Martin Gey (r.) vor der Stadtgeschäftsstelle des Stadtverbandes Leipzig in der Demmeringstraße.
Frank Weise (l.) und Martin Gey (r.) vor der Stadtgeschäftsstelle des Stadtverbandes Leipzig in der Demmeringstraße.  © Saskia Weck

17 Alltagsbegleiterstellen hat der Freistaat der Volkssolidarität Leipzig für das Programm, das es seit 2013 in ganz Sachsen gibt, gestattet, 15 davon seien derzeit besetzt.

"Wir haben jedoch mehr Ehrenamtliche als Senioren, sodass es teilweise zu langen Wartezeiten in der Vermittlung kommt", erklärt Weise. "Dabei dürfen die Senioren mit den Ehrenamtlichen einfach eine schöne Zeit verbringen! Man spielt zusammen Karten, begrünt gemeinsam den Balkon, backt in der Weihnachtszeit Plätzchen, geht in die Oper, unternimmt Ausfahrten oder wird zum Arzttermin begleitet."

Die Senioren, die gerne an dem Programm teilnehmen wollen, sollten über 75 sein, dürfen keine Pflegestufe haben und müssen in Sachsen leben. Hauswirtschaftliche Dienstleistungen oder Pflegeleistungen dürfen sie ihren ehrenamtlichen Partner allerdings nicht machen lassen. Auch dürfen die Ehrenamtlichen nicht im selben Haushalt leben wie die Senioren.

Weise: "Wenn Interesse an dem Programm besteht, lerne ich die Senioren zuerst einmal an einem neutralen Ort oder bei den Herrschaften Zuhause kennen. Im zweiten Schritt suche ich einen Alltagsbegleiter, der aufgrund seiner Interessen und seinem Zeit-Fond am besten zu dem Senior passt. Dann werden Senior und Ehrenamtlicher einander vorgestellt und die Rahmenbedingungen werden besprochen. Beide Seiten dürfen ohne schlechtes Gewissen sagen, wenn es nicht passt. Kommt ein Pärchen zustande, wird dieses weiterhin von uns betreut, aber in die Selbstständigkeit entlassen."

Martin Gey, Referent in der Öffentlichkeitsarbeit, ergänzt: "Sollte der Ehrenamtliche feststellen, dass der Senior beispielsweise doch Unterstützung in der Pflege benötigt, kann er bei uns schnell Unterstützung anfordern. Wir vereinen viele Bereiche und Ansprechpartner unter einem Dach." Die Ehrenamtlichen erhalten eine kleine Aufwandsentschädigung.

Bestimmte Voraussetzungen müssen Interessenten übrigens nicht mitbringen. Frank Weise legt jedoch Wert auf ein persönliches Kennenlernen. Wer sich engagieren möchte, schreibt ihm eine Mail (f.weise@volkssolidaritaet-leipzig.de) oder ruft ihn an (034135055114).