Annaberg/Plauen - Wenn ein gewählter Bürgermeister vom Landrat beurlaubt wird oder gar den Rathaus-Schlüssel abgeben soll, muss schon wirklich Schwerwiegendes vorgefallen sein - möchte man meinen.

Im Süden Sachsens gibt es derzeit drei Disziplinarverfahren gegen Dorf-Chefs - teilweise wegen Nichtigkeiten. Die Kommunalaufsicht begründet ihre Entscheidungen selten oder nie. Wegen Datenschutz oder laufender Verfahren.

Völlig überraschend wurde Kai Wilhelm am 12. Dezember 2017 beurlaubt. Vorwurf: Der Bürgermeister von Schönheide (Erzgebirge) hat die Garage des kommunalen Bauhofes für das Privatauto genutzt.

Wilhelm: "Das gebe ich offen zu, hier habe ich einen Fehler gemacht. Ich würde auch sofort bezahlen." Trotzdem könnte er die Ermittlungen gefährden, deshalb musste er den Rathausschlüssel abgeben. Wilhelm: "Aus meiner Sicht ist das ein politisches Intrigenspiel."

Gleich in der Nachbargemeinde Mühlenthal (Vogtland) wurde der ehrenamtliche Bürgermeister Andreas Kracke suspendiert.

Ein politischer Gegenspieler zeigte vor den Gemeinderäten ein 38 Sekunden langes Video einer privaten Feier, auf welcher der Bürgermeister zu sehen ist und jemand "Sieg Heil" ruft.

Obwohl der Kreis gegenüber der Polizei angab, dass Kracke nicht der Rufer ist, wurde er vom Kreis wegen Verdacht einer Straftat angezeigt. Die Staatsanwaltschaft Zwickau stellte die Ermittlungen sofort ein, die Suspendierung bleibt dennoch bestehen.

In Großrückerswalde (Erzgebirge) ging es ebenfalls um ein Video, welches Bürgermeister Jörg Stephan den Räten öffentlich zeigte. Dabei wurde einer der Räte an den Pranger gestellt, beleidigt und gedemütigt.

Das Disziplinarverfahren gegen den Bürgermeister wurde jetzt abgeschlossen - über das Ergebnis schweigt das Landratsamt aus Datenschutz-Gründen.