Vor 50 Jahren startete Apollo 1 in den Tod

Sie starben für den Fortschritt: Edward White, Virgil Grissom und Roger Chaffee (v.l.n.r.) erstickten vor 50 Jahren bei einer vermeintlich ungefährlichen Übung.
Sie starben für den Fortschritt: Edward White, Virgil Grissom und Roger Chaffee (v.l.n.r.) erstickten vor 50 Jahren bei einer vermeintlich ungefährlichen Übung.  © NASA

USA - Das Apollo-Programm der USA war das vielleicht größte Abenteuer der Menschheit. An dessen Ende standen mehrere Landungen auf dem Mond. Jahre zuvor jedoch, bei Vorbereitungen zum Start des ersten bemannten Apollo-Flugs, kam es zur Katastrophe.

Es war der 27. Januar 1967, nächste Woche vor 50 Jahren, als drei Astronauten grausam ums Leben kamen. Für das Apollo-Programm war es ein Fehlstart in den Tod - eine heute fast vergessene Geschichte.

Niemand hielt die Übung für gefährlich, die rund dreieinhalb Wochen vorm Start der eigentlichen Mission abgehalten wurde.

Dazu hatten die Astronauten Virgil Grissom (40), Edward H. White (36) und Roger B. Chaffee (31), die am 21. Februar 1967 auf eine Erdumlaufbahn geschossen werden sollten, zu Routine-Tests ihre Raumkapsel bestiegen.

Virgil Grissom hatte Chancen, als erster Mensch den Mond zu betreten. Doch es kam anders.
Virgil Grissom hatte Chancen, als erster Mensch den Mond zu betreten. Doch es kam anders.

Anschließend wurden alle Verbindungen von Rakete und Raumschiff zum sogenannten Versorgungsturm getrennt. So sollte geprüft werden, ob die Strom- und Sauerstoffversorgung in der Kapsel auch ohne Hilfe von außen funktioniert. Zunächst klappe auch alles.

Allerdings hatte einer der Astronauten, Virgil Grissom, beim Besteigen der Kapsel einen Geruch von „saurer Milch“ wahrgenommen. Tests konnten die Ursache nicht finden. Auch Probleme mit einem Mikrofon wurden zwischenzeitlich behoben. Der Countdown wurde wieder angestellt.

Dann, um 18.31 Uhr Ortszeit am Kennedy Space Center in Florida, geschah die Katastrophe: Ein Astronaut - welcher ist beim Abhören der Aufzeichnungen später nicht genau zu ermitteln - ruft „Feuer“. Sekunden vorher hatte die Bordelektronik verrückt gespielt, waren Spannungseinbrüche und Stromspitzen aufgetreten.

Mit solchen Saturn-Raketen wurden bei den Apollo-Missionen die eigentlichen Raumschiffe in den Orbit kataputiert.
Mit solchen Saturn-Raketen wurden bei den Apollo-Missionen die eigentlichen Raumschiffe in den Orbit kataputiert.

Da durch das Feuer Sauerstoff verbraucht wurde, pumpte das „Lebenserhaltungssystem“ viel neuen Sauerstoff in die Kapsel - der wiederum das Feuer nährte.

Außerdem wurde dadurch der Druck in der Kapsel dermaßen erhöht, dass sich die nach innen zu öffnende Luke nicht mehr bewegen ließ. Etwa 15 Sekunden nach Ausbruch des Feuers fielen alle Sprech- und Datenverbindungen aus.

Die Rettungskräfte waren zu diesem Moment viel zu weit weg. Wie gesagt: Niemand hatte die Übung als gefährlich eingestuft - ein fataler Fehler.

Als gegen 18.36 Uhr endlich die Luken von außen geöffnet wurden, war keiner der Astronauten mehr am Leben. Über eineinhalb Stunden dauerte es, die zum Teil mit ihren Sitzen verschmolzenen Leichen aus der zerstörten Raumkapsel zu bergen.

Techniker untersuchten die ausgebrannte Raumkapsel. Eindeutig geklärt wurde die Unglücksursache aber nicht.
Techniker untersuchten die ausgebrannte Raumkapsel. Eindeutig geklärt wurde die Unglücksursache aber nicht.  © picture alliance/dpa

Eine Untersuchungskommission konnte die genaue Ursache des Brandes nicht ermitteln. Allerdings wurde festgestellt, dass der Brand links von Astronaut Grissom im „Lebenserhaltungssystem“ ausgebrochen war - welch bittere Ironie des Schicksals.

Als Lehre aus dieser Tragödie wurde an den Apollo-Raumkapseln eine Reihe von Veränderungen vorgenommen. Elektrische Anschlüsse wurden besser abgedichtet, die Luken ließen sich künftig auch nach außen öffnen. Und für die Raumanzüge wurden nur noch nicht brennbare Materialien verwendet.

20 Monate lang wurden die bemannten Apollo-Flüge ausgesetzt. Erst im Oktober 1968 nahm Apollo 7 sie wieder auf. Und im Juli 1969 stand dann mit Neil Armstrong von Apollo 11 endlich der erste Mann auf dem Mond.

Auch andere Missionen forderten ihre Opfer

Kurz nach dem Start explodierte 1986 die Raumfähre Challenger. Dabei starb auch Christa McAuliffe.
Kurz nach dem Start explodierte 1986 die Raumfähre Challenger. Dabei starb auch Christa McAuliffe.

Die Raumfahrt war schon immer so gefährlich wie faszinierend. Immer wieder kam es auch zu tödlichen Unfällen. Hier nur einige Beispiele.

  • Nur drei Monate nach dem Apollo-1-Desaster, im April 1967, stirbt ein sowjetischer Kosmonaut beim Absturz der Landekapsel.
  • Im Juni 1971 ersticken drei Kosmonauten bei ihrer Rückkehr, weil sich ein Frischluftventil zu früh (noch im All) geöffnet hat.
  • 1986 zerbricht die US-Raumfähre Challenger nur 73 Sekunden nach dem Start - sieben Tote.
  • 1996 weicht eine chinesische Trägerrakete vom Kurs ab, schlägt in einem Dorf ein. Offiziell sterben sechs Menschen, inoffiziell viele mehr.
  • 2003 verglüht die US-Raumfähre Columbia beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Sechs amerikanische und ein israelischer Astronaut kommen ums Leben.

Nur zwölf Menschen schafften es auf den Mond

Das Space Shuttle Columbia war die zweite Raumfähre, die verunglückte. Das war bei ihrem Einsatz im Februar 2003.
Das Space Shuttle Columbia war die zweite Raumfähre, die verunglückte. Das war bei ihrem Einsatz im Februar 2003.

Das Apollo-Programm wurde 1961 mit einer spektakulären Kennedy-Rede gestartet. Bis Ende des Jahrzehnts, so der später ermordete US-Präsident, wolle man einen Menschen auf den Mond und zurück bringen. Eineinhalb Monate zuvor hatte der Raumflug des Sowjet-Kosmonauten Juri Gagarin die Amerikaner geschockt - jetzt nahm man das Rennen im All auf.

Mit einer Reihe von bemannten und unbemannten Missionen tastete sich die Raumfahrtbehörde NASA Stück für Stück an das große Ziel heran. Nach Apollo 11 gelang noch fünf weiteren Apollo-Missionen die Landung auf dem Erdtrabanten. Insgesamt standen zwölf Menschen auf dem Mond. Der letzte von ihnen, Eugene Cernan, verließ ihn am 14. Dezember 1972 - und verstarb erst diese Woche im Alter von 82 Jahren.

Übrigens gibt es nach wie vor eine große Zahl „Ungläubiger“, die die Mondlandungen für einen großen Schwindel halten. Sie glauben, dass die Aufnahmen in irgendeiner Wüste oder im TV-Studio entstanden seien.