Brief an Mama! Letzte Chance fürs Findelbaby

Das Baby, das nun Maria heißt, wurde kurz vor Weihnachten in der Babyklappe von Vereins-Chefin Cathrin Schauer gefunden. Noch immer sucht der Verein "KARO" nach der Mutter und schreibt ihr einen Brief.
Das Baby, das nun Maria heißt, wurde kurz vor Weihnachten in der Babyklappe von Vereins-Chefin Cathrin Schauer gefunden. Noch immer sucht der Verein "KARO" nach der Mutter und schreibt ihr einen Brief.

Von Jörg Schulz

Plauen - Einen Tag vor Weihnachten ist in Plauen ein Säugling in der Babyklappe abgegeben worden. Das Baby wurde damals in die Helios-Klinik gebracht. Es war gesund. Nur bis Mitte Februar noch hat die Mutter Zeit, ihre Maria zurückzunehmen.

Jetzt, anderthalb Monate später, schreibt der KARO-Verein einen herzlichen Brief an die Mutter, mit dem sie unter anderem zu einem lieben Gespräch eingeladen wird. Laut Gesetz gibt es eine 8-Wochen-Frist für Mütter, sich zu melden. So lange steht Maria noch unter Vormundschaft des Jugendamts.

Der Brief: "Liebe Mutter, am 23.12. hast du deine Tochter in die Babyklappe des Karo e.V. gegeben. Wir danken dir für das entgegengebrachte Vertrauen. Damit hast du dich für einen sicheren Ort entschieden, durch den die Bedürfnisse deiner Tochter schnell erfüllt werden konnten.

Seit Dezember 2008 unterhält KARO e. V. die erste Babyklappe in Plauen (Vogtland).
Seit Dezember 2008 unterhält KARO e. V. die erste Babyklappe in Plauen (Vogtland).

Du wolltest oder musstest unerkannt bleiben und hast dein Kind so geschützt. Wir wissen, dass diese Entscheidung und der Weg dahin nicht einfach gewesen ist. Die verheimlichte Schwangerschaft, die anonyme Geburt eines Kindes und der Umstand, mit niemandem darüber reden zu können, ist sehr belastend.
Vielleicht ist nun auch medizinische Hilfe notwendig. Oder du möchtest einfach mal mit jemandem darüber reden? Bei uns ist 24 Stunden am Tag eine vertrauensvolle Gesprächspartnerin unter der kostenlosen Nummer 0173 9755374 erreichbar. Wenn Du es nicht willst, wird niemand erfahren, wer du bist (...)."

Ab Mitte Februar kann die kleine Maria an neue Eltern vermittelt werden. Dann wird ein Adoptionsverfahren eingeleitet. In Sachsen warten derzeit unzählige Ehepaare auf eine Vermittlung.

Aber: Auch später, wenn sich Maria im Falle einer Vermittlung gut in die neue Familie einglebt hat, kann die leibliche Mutter ihre Tochter zu jeder Zeit zurückzuholen. Dieser Prozess aber würde für alle Beteiligten ein besonders emotional belastender Einschnitt sein ...

Ob der Brief die Mutter erreicht? Wir bleiben dran!

Wer darf ein Baby adoptieren?

Auf www.eltern.de finden Eltern Antworten.
Auf www.eltern.de finden Eltern Antworten.

Für Adoptionen innerhalb Deutschlands sind die Vermittlungsstellen der Jugendämter, aber auch freie Träger wie der Caritasverband oder das Diakonische Werk zuständig. Überall müssen die zukünftigen Adoptiveltern ein aufwendiges Bewerbungsverfahren durchlaufen.

Zunächst müssen sie einige formale Voraussetzungen erfüllen, z. B. seit mindestens zwei Jahren verheiratet sein, ein gesichertes Einkommen nachweisen und eine Wohnung, die groß genug ist. Führungs- und Gesundheitszeugnisse müssen ebenso vorgelegt werden wie ausführliche Lebensberichte. Jede Vermittlungsstelle arbeitet unterschiedlich - so stehen unterschiedlich viele Gespräche und Hausbesuche mit den Mitarbeitern an. Zusätzlich gibt es sogenannte Eltern-Trainings.

Genaue Zahlen, wie viele Ehepaare Adoptivkinder suchen, gibt es nicht. Rein rechnerisch aber kommen im Schnitt auf ein Kind zehn mögliche Adoptiveltern. Daher sind Wartezeiten bis zu fünf Jahren nicht selten.

Fotos: PR (KARO e. V.), Igor Pastierovic, DPA