Nur Kiffer und Junkies? Ist Baumheide wirklich so schlimm?

Bielefeld - Wenn Peter Thöne hört, dass Bielefeld-Baumheide ein Brennpunkt sei, kann er das nicht nachvollziehen. Seit 49 Jahren lebt er in dem Stadtteil und ist zufrieden.

Peter Thöne kann nicht verstehen, warum Baumheide so einen schlechten Ruf hat. Er lebt seit 49 Jahren in dem Bielefelder Stadtteil.
Peter Thöne kann nicht verstehen, warum Baumheide so einen schlechten Ruf hat. Er lebt seit 49 Jahren in dem Bielefelder Stadtteil.  © Ingo Kalischek

"Die Situation im Gaza-Streifen lässt sich als Brennpunkt bezeichnen. Baumheide aber ganz bestimmt nicht", sagt er gegenüber der Neuen Westfälischen.

"Als Baumheider fühle ich mich oft diffamiert. Diese verdammten Vorurteile", beschwert er sich. Bei vielen ist der Stadtteil verschrieen und genießt keinen guten Ruf.

Dass es nur Kiffer und Junkies in dem Viertel gibt, stimme laut seiner Aussage nicht. "Wenn es hier wirklich so schlimm wäre, wären meine Frau und ich doch schon längst weggezogen", stellt der 73-Jährige klar.

Er will das Bild, das viele von Baumheide haben, gerade rücken. So sei die Lebensqualität dort sehr hoch. Es gebe zwei Großmärkte, eine Postfiliale, zwei Apotheken, zwei Allgemeinmediziner, zwei Zahnärzte, einen Optiker und eine gute Stadtbahnanbindung. Außerdem hebt er die zahlreichen Spielplätze und Grünflächen hervor.

Ist Baumheide so schlimm wie sein Ruf?
Ist Baumheide so schlimm wie sein Ruf?  © Wolfgang Rudolf

"Das kann man alles sogar problemlos mit dem Rollator erreichen", bestätigt auch Brigitte Thönes, die Ehefrau des Rentners. Bis in die City sei es ebenfalls nicht weit: Gerade einmal 12 Minuten bräuchte man mit der Bahn.

In seiner Nachbarschaft fühlt sich das Ehepaar wohl. "Manchmal kaufen wir auch gegenseitig für uns einen Kasten Wasser oder Bier ein", so der 73-Jährige.

Dass ständig Leute wegziehen würden, kann er ebenfalls nicht bestätigen. "Hier im Haus leben viele Parteien schon seit Jahrzehnten."

Gerade die Multikultur gefällt dem Paar: "Ob Türken, Kurden oder Jesiden – es gibt hier keine Probleme", so Brigitte Thöne. Schlechte Erfahrungen habe sie in all den Jahren nicht gemacht. "Ich wurde noch nie bedroht oder angegriffen."

Titelfoto: Wolfgang Rudolf