Mädchen an Rastplatz zurückgelassen: Jetzt spricht ein Flixbus-Fahrer

Die beiden Mädchen (Renée, 17 und Tiesan-Yesim, 19) kamen per Anhalter zurück nach Bielefeld.
Die beiden Mädchen (Renée, 17 und Tiesan-Yesim, 19) kamen per Anhalter zurück nach Bielefeld.  © Jens Reichenbach

Bielefeld - Zuletzt hatte der Fernbus-Anbieter Flixbus Kritik einstecken müssen, weil ein Fahrer sechs Personen, darunter eine Minderjährige, an einer Raststätte auf der Autobahn zurückgelassen hatte (TAG24 berichtete). Jetzt äußert sich ein Fahrer!

Dennis Brinkmann fährt seit zwei Jahren zwischen Dresden und Amsterdam für das Unternehmen. Auch wenn er mit der Situation selbst nichts zu tun hatte, ist es dem Familienvater ein Anliegen, einiges klarzustellen.

Der betroffene Bus hatte am Sonntag eine außerplanmäßige Toilettenpause gemacht, weil die Bordtoilette defekt war. Das komme vor, so Brinkmann. Es läge dann entweder daran, dass der Raum so verdreckt ist, dass keine Zeit zum Reinigen bleibt oder daran, dass gerade bei langen Fahrten kein Frischwasser mehr da ist.

Alle anderen längeren Pausen, die die Fahrer einlegen, seien gesetzlich vorgeschrieben. Brinkmann selbst macht seine Durchsagen auf Deutsch und auf Englisch, um sicherzugehen, dass ihn alle verstehen. "Seid rechtzeitig zurück", fügt er immer an.

Und da seine Fahrgäste "zu 99 Prozent" über 18 Jahre alt seien, gehe er davon aus, dass sie auch selbstständig auf die Uhr schauen und den Bus im Blick haben, wenn sie sich entfernen. Zu früh abfahren könne Brinkmann gar nicht, denn er stellt sich immer einen Timer. Die langen Pausen sind durch die Betriebssteuerung geregelt.

Dennis Brinkmann fährt gerne für Flixbus - auch wenn es manchmal stressig wird.
Dennis Brinkmann fährt gerne für Flixbus - auch wenn es manchmal stressig wird.  © Dennis Brinkmann

Auch Brinkmann hat schon mal einen Fahrgast zurückgelassen, der sich an einer Raststätte in Ruhe etwas zu Essen geholt hatte, obwohl nur kurz getankt werden sollte. Bemerkt wurde dies erst in Amsterdam, als ein Koffer übrig war.

Am Sonntag war unter den Zurückgelassenen auch ein 17-jähriges Mädchen. Brinkmann erklärt dazu, dass minderjährige Alleinreisende immer separat angezeigt werden, damit er Bescheid wisse. Hat aber innerhalb einer Gruppe jemand älteres die Buchung übernommen, kann er aus Datenschutzgründen keine persönlichen Informationen einsehen.

Brinkmann bietet Minderjährigen grundsätzlich an, sich vorne in seiner Nähe hinzusetzen, dort hält er immer einen Platz frei! Gerade bei Kindern, die alleine reisen, fühle er sich dann sicherer. Vor Ort warte er dann sogar, bis die Kleinsten abgeholt wurden. Das sei aber abhängig von der Mentalität des Fahrers.

Das größte Problem sehe er darin, dass den Fahrgästen nicht klar sei, dass es sich bei Flixbus um ein Linienbus-Unternehmen handle und nicht, wie meist angenommen, um eine Klassenfahrt mit Reisebus. Der Fahrplan sei fest vorgeschrieben und auch aus Verantwortung gegenüber anderen Reisenden, die einen Anschluss noch erreichen müssen, wird dieser eingehalten.

Sollte es verkehrsbedingt doch einmal zu einer Verspätung kommen, werden die Fahrgäste per E-Mail oder SMS darüber informiert. Staus und Grenzkontrollen würden den Fahrplan ohnehin schon strapazieren, wegen eines Fahrgastverschuldens könne der Fahrer nicht umdrehen oder warten.

Abschließend war es Brinkmann, der auch schon Linienbus in Osnabrück gefahren ist, besonders wichtig, zu betonen, wie gerne er Flixbus fährt. "Es gibt kein entspannteres Arbeiten!"