Keine Hoffnung: Ein ganzer Wald ersäuft im Grundwasser

Nach dem Abzug der Braunkohlebagger steigt das Grundwasser.
Nach dem Abzug der Braunkohlebagger steigt das Grundwasser.

Von Jan Berger

Markkleeberg - Im Südraum Leipzigs gibt es ein neues Waldsterben. Dieses Mal ist nicht der saure Regen schuld - das tödliche Wasser kommt von Unten! Bereits 33 Hektar der „Neuen Harth“ (bei Markkleeberg) sind tot.

Schuld ist vor allem der steigende Grundwasserspiegel nach Einstellung des Braunkohletagebaus.

Alte Leipziger geraten noch immer ins Schwärmen, wenn sie von der „Alten Harth“ reden. Das dichte Waldgebiet wurde ab den 60er Jahren für die Braunkohle weggebaggert.

Auf dem Abraumfeld wurde ab Ende der 80er Jahre die Neue Harth wieder aufgeforstet - bis 2005 erstreckte sich hier wieder ein stolzer Mischwald.

Aus dem einst stolzen Mischwald wurde in den letzten Jahren eine Sumpflandschaft mit toten Bäumen.
Aus dem einst stolzen Mischwald wurde in den letzten Jahren eine Sumpflandschaft mit toten Bäumen.

Doch inzwischen stehen hunderte tote Holzstängel nebeneinander, weite Flächen wurden bereits zur baumlosen Sumpflandschaft - teilweise wachsen schon Rohrkolben auf dem einstigen Waldboden. Denn die Bäume stehen mit den Füßen im Wasser.

„Und das hält hierzulande kein Baum lange aus“, sagt Andreas Padberg vom Forstbezirk Leipzig. „Problematisch sind auch die Tonlehme im verdichteten Boden, sodass das Oberflächenwasser ebenfalls nur schwer abläuft.“

Hauptursache ist aber das gestiegene Grundwasser. Nachdem Cospudener und Zwenkauer See in direkter Nachbarschaft vollgelaufen sind, säuft die Neue Harth hoffnungslos ab.

Im Abschlussplan für den Tagebau Zwenkau wurden die Lausitzer- und Mitteldeutsche Bergbau-verwaltungsgesellschaft (LMBV) verpflichtet, Wald anzupflanzen. Ein großer Teil wurde an Markkleeberg verkauft. OBM Karsten Schütze: „Von unseren 15 Hektar Wald ist die eine Hälfte tot, die andere abgängig. Uns entstand auch wirtschaftlicher Schaden.“

Laut LMBV ist eine Entwässerung unwirtschaftlich. Sprecherin Claudia Gründig: „Gemeinsam mit Landesdirektion und Sachsenforst soll nun untersucht werden, welche Nutzungsmöglichkeiten es unter den derzeitigen Bedingungen gibt.“

Ungeachtet dessen errichtet die LMBV in den nächsten Wochen eine riesige Pylonbrücke über die vierspurige Bundesstraße. Die führt die Touristen dann in ein riesiges Sumpfgebiet, was mal ein Wald werden sollte...

Eine dauerhafte Entwässerung ist unwirtschaftlich, behauptet die LMBV. Das Sterben geht weiter.
Eine dauerhafte Entwässerung ist unwirtschaftlich, behauptet die LMBV. Das Sterben geht weiter.

Fotos: Imago, Ralf Seegers

Titelfoto: Import