Mit Buddha kam das Glück zu ihr
Sachsen - Millionen Menschen sind auf der Suche nach dem großen Glück. Dabei bewegen sie sich auf ganz unterschiedlichen Pfaden. In dieser Serie berichten Frauen und Männer von ihrem ganz persönlichen Weg und von ihren Erfahrungen.
Dieses Mal: Anett Krüger (49) aus Chemnitz. Sie suchte als junge Frau den Sinn des Lebens, Halt im Glauben und Glück. Jenseits des Kirchturms wurde sie fündig im „Diamantweg Buddhismus“.
Von Pia Lucchesi
Chemnitz - Anett Krüger strahlt eine beneidenswerte Ruhe aus. Die Opernchor-Sängerin sitzt entspannt in der Küche ihrer Mietwohnung und plaudert angeregt über Gott und die Welt. Tabuthemen gibt es für die Mutter von zwei erwachsenen Kindern keine.
Ohne Scheu spricht sie von ihrem Glauben. „Seit ich mich dem Buddhismus zugewandt habe, bin ich mit mir im Reinen. Ich bin glücklich, seit ich verstanden habe, dass man das Glück nur im eigenen Geist findet“, sagt sie.
Die Chemnitzerin, die in Darmstadt geboren, evangelisch getauft und dort konfirmiert wurde, erinnert sich:
„Ich war 19 Jahre alt, als mein Großvater nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus kam. Ich hielt an seinem Bett viele Nächte lang Wache. In dieser Zeit habe ich mich intensiv mit dem Tod, der Trauer und dem Verlust beschäftigt.“
Als der geliebte Opa dann verstarb, fand die junge Frau in ihrer Kirche keinen Trost. Sie rutschte in eine Krise und hörte auf, regelmäßig zu essen. Anett Krüger: „Meine Ärztin gab mir noch ein Jahr. Wahrscheinlich wäre ich tot, wäre ich nicht dem Lama Ole Nydahl begegnet.“
Sie traf den buddhistischen Geistlichen auf einem Vortrag übers Leben und Sterben und den Diamantweg-Buddhismus.
Er nahm sich Zeit und schenkte Anett Krüger aufmerksam Gehör, als sie ihm ihre Erfahrungen schilderte. Ein einziger Satz des Lamas reichte aus, um der jungen Frau eine neue Welt zu eröffnen. „‚Die Tragödien oder Komödien schreibst Du selbst‘, sagte der Lama damals zu mir“, erinnert sich Anett Krüger.
Die buddhistische Sicht auf das menschliche Dasein, die eigene Vergänglichkeit und das Ziel der bewussten Wiedergeburt faszinierten und versöhnten die Nachwuchs-Sängerin.
Anett Krüger tauchte in die Religion ein. Sie begann, täglich zu meditieren und richtete ihr Leben neu aus. „Meinen Eltern war der radikale Wandel unheimlich.
Sie dachten zuerst, ich wäre einer Sekte verfallen“, sagt sie heute im Rückblick. 1987 entschied sie sich schließlich für den Buddhismus und gegen den Verbleib in der Kirche. Anett Krüger wohnt seit 19 Jahren in Sachsen. Seit sechs Jahren lädt sie regelmäßig andere Buddhisten zum Meditieren zu sich nach Hause ein. Sie sagt:
„So mancher glaubt, glücklich zu werden, wenn er einen tollen Partner, ein schnelles Auto oder ein großes Haus besitzt. Das ist ein Irrtum. Das Glück kommt nicht von außen. Man muss loslassen und sich öffnen, um es zu finden ...“
Buddhismus: Der Weg der Erleuchtung
Buddha wurde vor etwa 2560 Jahren in Nordindien geboren. Er erkannte nach langer Suche in tiefer Meditation das Wesen des Geistes und wurde erleuchtet. Buddha erklärt lebensnah, was wirklich und was bedingt ist. Wer das verstanden hat, kann dauerhaft Glück erleben.
Der Buddhismus als Religion kennt keine Dogmen, weder Gott noch Teufel.
Durch Meditationen kann jeder zur Erleuchtung kommen und seine Potenziale ausschöpfen. Der Diamantweg-Buddhismus steht in der Tradition einer der größten buddhistischen Schulen Tibets.
Er wird in Sachsen als Laien-Buddhismus in Zentren in Dresden, Chemnitz, Leipzig und Görlitz gelehrt. Infos: www.buddhismus-ost.de
Fotos: Heinz Patzig, privat