Neuer Graffiti-Trend: Grinsende Monster verschandeln Chemnitz

Fasa-Sprecher Gerald Schwenk (56) ärgert sich über die von Sprayern zerschnittene Werbeplane.
Fasa-Sprecher Gerald Schwenk (56) ärgert sich über die von Sprayern zerschnittene Werbeplane.  © Sven Gleisberg

Chemnitz - Kürbisköpfige, bunte Sprühmonster mit riesigen Zähnen bevölkern Chemnitz. Fast jede Woche taucht eine neue Graffiti-Figur auf, die meisten an markanten Straßenecken oder weithin sichtbar auf Fassaden alter Gebäude. Schmiererei oder urbane Kunst?

Was manchen Passanten ein Lächeln entlockt, verärgert andere. So harmlos wie die Monsterchen aussehen, sind ihre Schöpfer nicht.

Das bekam jüngst beispielsweise die Fasa AG zu spüren, der auch das benachbarte alte Musikhaus in der Zwickauer Straße gehört. Hier prangen Graffiti an beiden Giebeln im Dachgeschoss.

"Die Sprayer haben das Haus aufgebrochen, um übers Dach an die Fassade zu gelangen", so Firmensprecher Gerald Schwenk (56), der auch das Rätsel lüften kann, wie die Figuren an unzugänglichen Stellen entstehen: "Da hat sich jemand abgeseilt, anders ist das gar nicht möglich."

Am Dachgeschoss des Musikhauses in der Zwickauer Straße prangt auf jeder Giebelseite ein Graffiti-Monster.
Am Dachgeschoss des Musikhauses in der Zwickauer Straße prangt auf jeder Giebelseite ein Graffiti-Monster.  © Sven Gleisberg

Die Fasa ließ ein Werbebanner anbringen, um die Signatur "ZBG" der Sprayer zu verdecken. Vor einigen Tagen kehrten die Sprayer zurück, brachen erneut ein und zerschnitten das Banner.

"Der Schaden, der durch zwei aufgebrochene Türen und am Banner entstanden ist, beträgt rund 2000 Euro und wird von der Versicherung nicht getragen", so Schwenk.

Für die zweimal zum Tatort gerufene Polizei ein Routinefall. Polizei-Sprecher Steffen Wolf (36): "Im Stadtgebiet gab es voriges Jahr 911 Fälle von Graffiti, 2015 waren es 781. Knapp ein Viertel wurde aufgeklärt."

Um Graffiti zu beseitigen, hatte die Stadt Chemnitz 2016 über 47000 Euro ausgegeben - 12000 Euro mehr als im Vorjahr.

Diese Figur grüßt an einer Eingangssäule zum alten Industriewerk in der Zwickauer Straße (l.). Für eines der jüngsten Monster seilten sich die Spayer am Walzenwehr Georgbrücke ab (r.)
Diese Figur grüßt an einer Eingangssäule zum alten Industriewerk in der Zwickauer Straße (l.). Für eines der jüngsten Monster seilten sich die Spayer am Walzenwehr Georgbrücke ab (r.)  © Sven Gleisberg
Ein Rotköpfiger hat den Verteilerkasten in der Neefestraße formatfüllend besetzt.
Ein Rotköpfiger hat den Verteilerkasten in der Neefestraße formatfüllend besetzt.  © Sven Gleisberg