Alles muss raus! Wer möchte ein Stück DDR?

Das „Parteizimmer“
von DDR-Sammlerin
Heidi Dentler (54).
Aus gesundheitlichen
Gründen muss
sie sich von rund
8000 Überbleibseln
des Arbeiter- und
Bauernstaates
trennen.
Das „Parteizimmer“ von DDR-Sammlerin Heidi Dentler (54). Aus gesundheitlichen Gründen muss sie sich von rund 8000 Überbleibseln des Arbeiter- und Bauernstaates trennen.  © Uwe Meinhold

Chemnitz - Es ist der Ausverkauf eines ganzen Lebens: Heidi Dentler (54) sammelte fast ihr ganzen Leben alles, was auch nur ansatzweise mit der DDR zu tun hatte. Ob Unterlagen, Abzeichen, Uniformen, Spielzeug oder technische Geräte - sie hat wirklich alles aufgehoben. In ihrem „Honniland“ in der Neefestraße macht sie die DDR seit 2014 wieder lebendig. Doch nun ist Schluss damit.

„Aus gesundheitlichen Gründen muss ich alles verkaufen“, sagt Dentler. Es fällt ihr schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ihr „Honniland“ bald genauso Geschichte ist wie der Arbeiter- und Bauernstaat.

„Ein Schlaganfall hat mich aus der Bahn geworfen, ich kann leider nicht mehr weitermachen. Deshalb will ich nun alles verkaufen, zu fairen Preisen. Am liebsten an Menschen, die meine Exponate zu schätzen wissen und sie genauso gut behandeln, wie ich es getan habe.“

Kinderwagen
von Zekiwa aus
Zeitz - praktisch
jeder
DDR-Bürger ist
darin gefahren
worden. Auch
davon wird
sich Heidi
Dentler (54)
trennen.
Kinderwagen von Zekiwa aus Zeitz - praktisch jeder DDR-Bürger ist darin gefahren worden. Auch davon wird sich Heidi Dentler (54) trennen.  © Uwe Meinhold

Gut 80.000 Dinge, die einmal zum Alltag in der DDR gehörten, hat die ehemalige Krankenschwester zusammengetragen. Sie gab ihren Job für das „Honniland“ auf. „Vieles lag bei uns auf dem Dachboden, mit den Spielsachen haben früher unsere Kinder gespielt. Ich wollte die wieder erlebbar machen, und dass Menschen hierher kommen und sich Geschichten von früher erzählen. Es ist ja für uns alle nicht nur Geschichte, sondern auch ein Teil des eigenen Lebens gewesen.“

Dentlers erster Computer aus den 80ern steht genauso in der Ausstellung, wie beispielsweise eine DDR-Spülmaschine aus den 70er-Jahren. „Davon gibt es nur zwei Stück in ganz Deutschland.“ Dass sie nun von ihren lieb gewonnenen Stücken Abschied nehmen muss, schmerzt die Museums-Chefin. „Aber alles einzulagern und aufzuheben, bringt auch nichts. Wenn ich weiß, dass die Dinge in gute Hände kommen, bin ich zufrieden.“

Ihre Lieblingsstücke sind übrigens die Uniformen. „Ich habe zum Beispiel eine Polizeiuniform meines Opas in kompletter Ausstattung, mit Polizeistock und allem Drum und Dran. Auch die Funk-Telefone sind klasse und funktionieren sogar noch.“

Am Mittwoch startet der Ausverkauf. „Wer etwas möchte, soll einfach vorbeikommen und sich umsehen.“ (Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Wochenende 14 bis 18 Uhr).

Viele wollten ihn, nicht jeder bekam
ihn - den Trabant. Auch dieses gelbe
Exemplar aus der Sammlung von
Heidi Dentler (54) - hier mit Enkelin
Saskia (11) - kommt unter den
Hammer.
Viele wollten ihn, nicht jeder bekam ihn - den Trabant. Auch dieses gelbe Exemplar aus der Sammlung von Heidi Dentler (54) - hier mit Enkelin Saskia (11) - kommt unter den Hammer.  © Uwe Meinhold
Braucht noch wer einen Computer?
Braucht noch wer einen Computer?  © Uwe Meinhold