Einspruch abgelehnt: Was wird aus dem Kaßberg-Knast?

Der ehemalige DDR-Knast an der Reichenhainer Straße erhielt bereits eine Gedenktafel, hier Dieter Gollnick und Mike Mutterlose bei der Einweihung.
Der ehemalige DDR-Knast an der Reichenhainer Straße erhielt bereits eine Gedenktafel, hier Dieter Gollnick und Mike Mutterlose bei der Einweihung.  © Sven Gleisberg

Chemnitz - Dem Kaßberg-Knast droht der Abriss: Der Petitionsausschuss im Landtag lehnte den Antrag ehemaliger Häftlinge, aus dem größten Abschiebe-Gefängnis der DDR eine Gedenkstätte zu machen, ab.

"Nun drohen Verkauf, Abriss und der Bau von Luxuswohnungen in der Hohe Straße", klagt Dieter Gollnick (60) von der Gruppe "Gerechtigkeit von SED-Opfern".

Seit Jahren tobt ein Streit um das schlimme Erbe der DDR. Das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (SIB) will den Knast verkaufen, sucht auf Internetportalen einen Investor für "fünf zusammenhängende Gebäude, Gefängnismauer, Wachtürme, Einzelgebäude" als Wohnimmobilie.

Die Gruppe ehemaliger Knast-Insassen wollte den Plan stoppen, schrieb Petitionen online, an Bundes- und Landtag, um das Haus A als Gedenkort für die Nachwelt zu erhalten.

Die Gefängnisanlage steht zum Verkauf.
Die Gefängnisanlage steht zum Verkauf.  © Heinz Patzig

"Der Bundestag verwies auf Sachsen. Und Sachsen lehnte einen Verkaufsstopp ab", sagt Dieter Gollnick. Begründung: Das dem Verein "Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis" übertragene Grundstück für einen Gedenkort bewahre bereits die Historie.

Die SED-Opfer sehen das anders. "Das Grundstück ist nur gut 230 Quadratmeter groß, liegt am Rand des Gefängnisses. Das wird dem Ausmaß des Unrechts nicht gerecht", meint Gollnick. Er selbst saß 1987 auf dem Kaßberg ein - wegen "Ungesetzlichem Grenzübertritt im schweren Fall".

Mit dem Ende der Petition sieht der Ex-Polit-Häftling kaum noch Chancen auf den Erhalt des Knasts: "Ein Stück unserer Geschichte wird plattgemacht."

Titelfoto: Heinz Patzig