Preisterror. Hier herrscht Krieg am Gartenzaun

Eine Abmahnung gab es unter anderem, weil das Tor zur Gartenanlage offen gestanden haben soll.
Eine Abmahnung gab es unter anderem, weil das Tor zur Gartenanlage offen gestanden haben soll.

Von Diana Drechsel

Chemnitz - Ärger in der ältesten Sparte vom Kaßberg! Beim Laubenpieperverein „Ulmenwiese“, der am Freitag 93. Geburtstag feiert, ist die Stimmung alles andere als rosig.

Seit einem Eigentümerwechsel tobt ein erbitterter Streit zwischen der Vermieterin aus Bayern und den Pächtern. Kleingärten oder Wochenendgrundstücke - um diese Grundsatzfrage dreht sich der Zoff um den Verein an der Michaelstraße.

Nach dem Tod des Eigentümers wollte die Erbin die Pacht von jährlich 14 Cent auf 1,20 Euro pro Quadratmeter fast verzehnfachen, forderte dazu Nachzahlungen von rund 10 000 Euro!

„Das ist rechtlich nicht möglich. Die maximale Pacht ist für Kleingartenanlagen per Gesetz festgelegt“, sagt die Vorsitzende Sylvia Schwarze(51).

Vereinschefin Sylvia Schwarze (51, rechts) und die anderen Pächter leiden unter der neuen Eigentümerin.
Vereinschefin Sylvia Schwarze (51, rechts) und die anderen Pächter leiden unter der neuen Eigentümerin.

Seit die Pächter der 14 Gärten der Erhöhung widersprachen, ist es vorbei mit der Ruhe im Grünen. „Die Verwalterin wollte uns Wasser und Strom abstellen, unsere Aushänge verbieten und das Eingangstor verschlossen halten“, so Schwarze.

Immer wieder folgten Anzeigen beim Grünflächenamt oder Mahnungen. „Die Eigentümerin hat einen Antrag gestellt den Kleingartenstatus abzuerkennen“, sagt der Landtagsabgeordnete Peter Patt (52/CDU), der in der Nähe wohnt.

„So etwas habe ich noch nie erlebt. Die Pächter wollen doch einfach nur ihren Frieden.“ Das Grünflächenamt nahm den Verein mittlerweile unter die Lupe.

Ergebnis: „Es handelt sich um eine Kleingartenanlage, die dem Geltungsbereich des Bundeskleingartengesetzes unterliegt“, bestätigt ein Stadtsprecher. Cornelia Tittmann, die das Grundstück für ihre Tochter verwaltet, will das nicht akzeptieren.

Laut einem Gutachten handele es sich um Wochenendgrundstücke. „Die bisherige Pacht ist lächerlich“, so Tittmann.

Und sie fügt hinzu: „Wir wurden angegriffen und bespuckt, können nur noch mit Begleitschutz auf das Grundstück gehen.“ Sie habe rechtliche Schritte eingeleitet.

Wo Geld den Frieden stört

Ein Kommentar von Diana Drechsel

Mit 93 Jahren ist die Kleingartenanlage „Ulmenwiese“ die älteste auf dem Kaßberg - und soll nun plötzlich gar keine mehr sein. Wohl fühlen sich viele der Pächter nicht mehr - stattdessen rund um die Uhr überwacht.

Mit allen möglichen Mitteln versucht die Eigentümerin, beziehungsweise ihre Verwalterin, der Anlage den Status abzuerkennen. Der Grund: Natürlich wieder nur das liebe Geld. Fakt ist: Wochenendgrundstücke oder private Gärten bringen mehr Pacht als Kleingartenkolonien.

Mit Abmahnungen wegen eines offenen Gartentors oder kurzzeitig abgestellten Sperrmülls wird der Gartenbesuch nun zum Spießrutenlauf. Hinzu kommt eine leere Schildertafel, die ausgerechnet die Vereinsaushänge verdeckt. Irgendwie lächerlich.

Selbst nach der offiziellen Begehung durch das Grünflächenamt beharrt die Eigentümerin auf ihrer Meinung, will mit einem eigenen Gutachten gegen die Pächter vorgehen. Wer nun wem das Leben schwer macht, muss am Ende wohl die Justiz klären.

Schade wäre, wenn die Geldgier am Ende über eine seit Jahrzehnten funktionierende Gemeinschaft siegte.

Fotos: Heinz Patzig