Lulatsch vor dem Aus: Droht der berühmtesten Chemnitzer Esse der Abriss?

Variante 2 beim Beleuchtungstest: Hier wurden Lampen eines anderen Herstellers verwendet.
Variante 2 beim Beleuchtungstest: Hier wurden Lampen eines anderen Herstellers verwendet.  © Harry Härtel/Haertelpress

Chemnitz - Der Lack ist ab, vorher kommt noch Farbe drauf: Die Tage des Langen Lulatsch im HKW Nord sind gezählt. Eins Energie steigt aus der Kohle aus. Wieso dann Kohle für eine Schönheitskur zum Schornstein rausballern?

"In den kommenden zwölf Jahren wird die Braunkohleverfeuerung mit großer Wahrscheinlichkeit weiter fortgesetzt.

Der Schornstein wird auch nach dem Ausstieg aus der Kohle weiter stehenbleiben", sagt Eins-Sprecher Christian Stelzmann (38)-

Das Online-Voting zur künftigen Beleuchtung stellte Eins früher ein, ursprünglich sollte die Wahl bis Sonntagnacht gehen.

Mehr als 10.000 Klicks wurden gezählt - "daher können wir die Abstimmung schon jetzt beenden", so das Unternehmen.

FDP-Stadtrat Dieter Füsslein (76) schüttelt den Kopf.

FDP-Stadtrat Dieter Füsslein (76) findet Beleuchtung und Bemalung überflüssig.
FDP-Stadtrat Dieter Füsslein (76) findet Beleuchtung und Bemalung überflüssig.  © Peter Zschage

"Die Tage sind gezählt. Eine Verschönerung der Esse durch Farbe und Licht kann man weglassen. Mit einem bunten Schornstein für Chemnitz zu werben, halte ich für unnötig."

CDU-Fraktionsvorsitzender Tino Fritzsche (56) will nicht ganz so weit gehen. "Vielleicht erinnert der Lange Lulatsch ja eines Tages an das fossile Zeitalter." Die Grünen dagegen feiern den Kohle-Ausstieg: "Wenn sich alle so viele Gedanken über die energetische Basis der Zukunft machen würden wie über die Gestaltung der Esse, wäre viel gewonnen", so Stadtrat Bernhard Herrmann (50).

Der Schornstein wurde 1984 fertiggestellt. Er ist mit einer Höhe von 301,80 Metern stadtbildprägend und das höchste Bauwerk in Sachsen. 2013 bekam er seinen heutigen Anstrich.

Die Sanierung des Bauwerks kostete insgesamt 3,1 Millionen Euro.

Lasst uns den Lulatsch!

Variante 3 kam beim Beleuchtungstest, zumindest den Kommentaren im Netz nach zu urteilen, am besten an.
Variante 3 kam beim Beleuchtungstest, zumindest den Kommentaren im Netz nach zu urteilen, am besten an.  © Maik Börner

Kommentar von Caroline Staude

Mal ganz ehrlich: Jetzt, nachdem unser Lulatsch seit Oktober 2013 fertig bemalt ist und nun auch endlich ein Lichtblick in Sachen Beleuchtung aufkommt, wird darüber diskutiert, ob er überhaupt beleuchtet und angemalt werden soll?

Die Diskussion kommt doch reichlich spät. Zumal über den Kohle-Ausstieg sicher nicht erst seit gestern beraten wird. Aber auch ohne Funktion ist unser Schornstein stadtbildprägend. Er ist das höchste Bauwerk Sachsens. Warum also sollte man ihn abreißen, nur, weil er in seiner Funktion als Esse nicht mehr gebraucht wird?

Seine Funktion als Chemnitzer Sehenswürdigkeit, die bereits von weitem sichtbar ist, ist doch viel wichtiger. Und genau deshalb ist es auch richtig, jetzt in das Beleuchtungskonzept zu investieren. Das wohl höchste Gesamtkunstwerk der Welt steht in Chemnitz und das soll bitte auch so bleiben.

Der französische Künstler Daniel Buren hat sich die Farbkonzeption für die Lulatsch ausgedacht.
Der französische Künstler Daniel Buren hat sich die Farbkonzeption für die Lulatsch ausgedacht.  © dpa/Hendrik Schmidt
CDU-Fraktionsvorsitzender Tino Fritzsche (56).
CDU-Fraktionsvorsitzender Tino Fritzsche (56).  © Maik Börner

Titelfoto: dpa/Hendrik Schmidt