Statt Schwert und Lanze: Ritter kämpfen online für Heimat
Chemnitz - Wer legt sich denn bitte mit einer Horde Ritter an?! Die Stadt Chemnitz schreckt davor nicht zurück. Seit Jahren gibt's Streit um drei Holzhütten am Adelsbergturm, die von einem Ritterverein gebaut wurden. Die Hütten sollen weg, die Ritter finden das, gelinde gesagt, töricht. Jetzt haben sie sogar eine Petition für ihre Baracken ins Leben gerufen.
"Wir brauchen hier eine Dauerlösung", sagt Tonio Werl (41). Er ist Vorsitzender des Vereins "Grenzritter". "Hier wird so getan, als ginge von unseren Hütten Gefahr für Leib und Leben aus. Es war aber tatsächlich noch niemand von der Stadtverwaltung offiziell hier vor Ort und hat sich die Sache mit uns zusammen angeschaut."
Keine der Hütten habe mehr als zwölf Quadratmeter Fläche. "Trotzdem sollen sie weg. Verstehen können wir das nicht", so Werl.
Insbesondere, weil besagte Hütten auf einem von Lutz Weidner (61) gepachteten Grundstück stehen. Er betreibt die Gaststätte Adelsbergturm. "Der Streit geht schon über vier Jahre", erzählt er. "Mittlerweile habe ich bereits Strafbefehle erhalten, der Gerichtsvollzieher war auch hier, weil ich mich weigere, die Hütten abzureißen."
Weidner hat das Grundstück von einer Immobiliengesellschaft aus Stuttgart gepachtet. "Da kann doch die Stadt nicht einfach sagen, ich darf hier keine Hütten drauf setzen." Die Hütten seien weder massiv, noch verstoße man gegen Baurecht, sagt Weidner weiter.
Die Stadt sieht das anders: "Die Stadt Chemnitz musste bereits im Jahre 2013 eine Beseitigungsanordnung für die innerhalb der Waldfläche errichteten Hütten erlassen. Die Anlagen befinden sich innerhalb des Landschaftschutzgebietes 'Augustusburg-Sternmühlental'", heißt es aus dem Rathaus. "Es wurden bereits mehrfach Möglichkeiten geprüft, die illegal errichteten Hütten zu legalisieren. Es sprechen jedoch mehrere rechtliche Belange dagegen."
Weidner, Werl und seine etwa 25 Mit-Ritter des Vereins wollen dennoch weiterkämpfen: Sie haben eine Onlinepetition auf "OpenPetition" gestartet.
"Je mehr unterschreiben, desto klarer wird den Leuten im Rathaus, was hier verloren geht, wenn wir diese Anlaufstelle für unseren Verein verlieren", so Tonio Werl. Er betont: "Wir sind gesprächsbereit. Vielleicht finden wir ja doch noch eine Lösung, mit der alle leben können."