Hurenmord vom Sonnenberg: So grausam starb "Nelly"

Richard B. am Montag im Landgericht.
Richard B. am Montag im Landgericht.  © Harry Härtel/Haertelpress

Chemnitz - Hurenmord auf dem Sonnenberg - seit Montag muss das Landgericht Chemnitz klären: Ist Richard B. (20) eine eiskalte Bestie? Alle Spuren sprechen dafür. Und der Tatort ließ Ende November 2016 selbst erfahrene Ermittler erschaudern.

Abgebrochene Türklinken, ein herausgerissener Türrahmen. Im Wohnzimmer: die völlig verstümmelte, halbnackte Leiche der Prostituierten Noémi M. († 25).

Als "Nelly" hatte sie hier angeschafft. In ihrem getrockneten Blut lagen abgebrochene, künstliche Fingernägel, Haare klemmten in einem Türspalt. Blutspritzer an den Wänden, sogar am mehrere Meter entfernten Fenster. Wollte sie hier noch Hilfe rufen?

Die Rechtsmediziner zählten später 81 Messerstiche, 45 davon im Kopf und im Hals.

Die junge Frau wurde tot in einer Wohnung in der Zietenstraße gefunden.
Die junge Frau wurde tot in einer Wohnung in der Zietenstraße gefunden.  © Harry Härtel/Haertelpress

Wie bestialisch und eiskalt der Täter war, zeigte sich nach der Tat. Stephan Butzkies (49), Gruppenleiter der Staatsanwaltschaft Chemnitz: "Der Angeklagte zog der toten Frau zwei goldene Ringe von den Fingern, nahm 400 Euro Bargeld an sich."

Noch ist der Hintergrund der Tat unklar, in der Szene wird aber gemunkelt, dass Nelly M. auf eigene Rechnung arbeiten wollte.

Wollte Richard B. deshalb eine falsche Fährte legen, es wie einen Raubmord aussehen lassen?

Dafür spricht: Das Handy der Toten ließ er neben seinem Opfer liegen.

Erst wurde der Ex-Freund der Toten verdächtigt, später kamen die Fahnder aber dem Hausnachbarn Richard B. (20) auf die Spur. Der Zuhälter lebte auf der gleichen Etage wie das Opfer mit seiner Freundin, die ebenfalls als Prostituierte arbeitete.

Nach der Tat wurden im Hauseingang Blumen für die getötete "Nelly" abgelegt.
Nach der Tat wurden im Hauseingang Blumen für die getötete "Nelly" abgelegt.  © Harry Härtel/Haertelpress

Kurz nach dem Gemetzel tauchte der Zuhälter in einem anderen Bordell auf der Sonnenstraße auf. In der Hand - ein Küchenmesser und zwei goldene Ringe, die er den Huren schenken wollte. Die Frauen erkannten die Ringe einige Wochen später auf Fotos als den Schmuck des Opfers wieder.

Richard B. flüchtete einen Tag nach der Tat nach Ungarn. Die Kripo fahndete mit einem internationalen Haftbefehl nach ihm. Am 6. Januar 2017 klickten im ungarischen Nyíregyháza die Handschellen.

Der Angeklagte jammerte im Gerichtssaal: "Ich habe auf die Mädchen aufgepasst. Ich habe eine gute Seele, ein gutes Herz. Ich glaube an Gott." Was so gar nicht zum sensiblen Frauen-Beschützer passte: Er fuhr drei Autos (BMW 635, 3er BMW, Suzuki), verdiente zwischen 8000 und 15.000 Euro im Monat. Gab es Streit, schlug der durchtrainierte Thai-Boxer nach eigenen Angaben auch seine Freundin - sie hat sich inzwischen von ihm getrennt, lebt wieder in Ungarn.

Der Prozess wird kommenden Montag fortgesetzt. Dann will sich Richard B. zur Tat selber äußern. Ihm drohen bei einer Verurteilung nach Jugendstrafrecht - er war bei der Tat erst 19 Jahre alt - maximal 15 Jahre Haft.

Titelfoto: Harry Härtel/Haertelpress