Zurück in die Heimat: Darum sind wir wieder hier

Claudia Unger (31) hat ihren Traumjob beim Sondermaschinenbauer 3D-Micromac gefunden.
Claudia Unger (31) hat ihren Traumjob beim Sondermaschinenbauer 3D-Micromac gefunden.  © Uwe Meinhold

Chemnitz - Jobs, Lehrstellen und handfeste Argumente für Lebensqualität - das Portal "Chemnitz zieht an" überzeugt neun Jahre nach seinem Start Neu-Chemnitzer und Rückkehrer gleichermaßen. Rund 100.000 Aufrufe pro Monat zählt die Seite, auf der in den vergangen zwölf Monaten 1600 Stellen ausgeschrieben wurden. Vier Neu-Chemnitzer und Rückkehrer, die ihre Jobs mit Hilfe des Portals fanden, erzählen, warum sie Chemnitz so anziehend finden.

Die Aktion "Chemnitz zieht an" begann 2008 als mühsame Werbeaktion für Pendler und Weggezogene. Jahraus, jahrein standen die Wirtschaftsförderer von der CWE zu Ostern und Weihnachten am Bahnhof, erinnerten Ex-Chemnitzer daran, dass die alte Heimat auch Einiges zu bieten hat und warben für das Rückkehrer-Portal der Stadt. Der Erfolg in Zahlen blieb lange überschaubar.

Mittlerweile ist die Seite nicht mehr nur bei Rückkehrern beliebt, sondern entwickelte sich zum erfolgreichen Stellenportal, auf dem gute Jobs nicht in einer Flut aus Leiharbeiter- und Freiberufler-Angeboten untergehen. Und das schätzen auch Arbeitssuchende, denen Chemnitz bisher fremd war. In den ersten sechs Jahren vermittelte "Chemnitz zieht an" 1500 Jobs. Jetzt sind es 1600 - in zwölf Monaten.

Ein guter Arbeitsplatz zieht Menschen nach Chemnitz. Was sie dauerhaft in der Stadt hält, sind Familie, Freunde, Kinderfreundlichkeit, Grünflächen und Lebensqualität. Diese Argumente sollten bei Entscheidungen über kostspielige Zukunftsprojekte in Chemnitz in der Waagschale liegen.

Auch die Nähe zur Familie lockte Claudia Unger zurück.
Auch die Nähe zur Familie lockte Claudia Unger zurück.  © Uwe Meinhold

Meine Eltern sind in der Nähe: Acht Jahre lang lebte Claudia Unger (31) in Hannover, ehe die Ingenieurin vor knapp einem Jahr zurück nach Chemnitz zog. "Hier bot sich für mich die Möglichkeit, in der Laser-Micro-Bearbeitung tätig zu sein und technische Lösungen zu entwickeln, mit denen man beispielsweise Löcher bohren kann, die dünner sind als ein menschliches Haar."

Neben dem anspruchsvollen Job lockte auch die Nähe zur Familie: "2013 wurde meine Tochter geboren. Ohne Großeltern in der Nähe stößt man schnell an Grenzen, wenn man wieder voll berufstätig sein möchte. Das ist für junge Mütter in Hannover noch nicht so selbstverständlich wie in Chemnitz."

Stephanie Ringhut (35) folgte ihrer Liebe nach Chemnitz und verliebte sich in die Stadt.
Stephanie Ringhut (35) folgte ihrer Liebe nach Chemnitz und verliebte sich in die Stadt.  © Maik Börner

Stephanie Ringhut (35) wurde in Berlin geboren und nahm den Umweg über Bolivien, um Chemnitzerin zu werden: "Ich habe meinen Mann bei einem Auslandspraktikum kennen gelernt und bin der Liebe nach Chemnitz gefolgt, als er hier 2011 seinen ersten Job bekam. Eigentlich wollten wir nur zwei Jahre bleiben."

Inzwischen leitet die Diplom-Kauffrau die Marketingagentur "Haus E alltag und anders" und denkt nicht mehr daran, Chemnitz zu verlassen. "Ich habe so viele liebe Freunde gefunden, die möchte ich nicht zurücklassen. Auch die kurzen Wege in der Stadt und das schöne Umland hält uns hier."

Dennis Buhl (26) fand in der Schönherr-Fabrik schon als Student seinen Job.
Dennis Buhl (26) fand in der Schönherr-Fabrik schon als Student seinen Job.  © Sven Gleisberg

Personal-Trainer Dennis Buhl (26) kam als Student nach Chemnitz. "Ich habe mich hier gleich wohl gefühlt, weil es genauso viel Grün gibt wie in meiner alten Heimat Oranienburg. Besonders schön finde ich den Küchwald und den Schlossteich."

Der Fitness-Coach ist sesshaft geworden: "Hier lässt es sich leben. Ich arbeitete seit drei Jahren bei IndiFit in der Schönherrfabrik, mache nebenbei meinen Abschluss an der TU, wo meine Frau gerade ihren Master in Psychologie abschließt. Zusammen mit unseren beiden Kindern ziehen wir demnächst von der Morgenleithe in eine neue Wohnung auf dem Schlossberg."

Steffen Grießmann (42) kam für neue Herausforderungen im Beruf zurück zur Komsa.
Steffen Grießmann (42) kam für neue Herausforderungen im Beruf zurück zur Komsa.  © Klaus Jedlicka

Stefan Grießmann (42) lebte elf Jahre in München, ehe er nach Chemnitz zurückkehrte - und zu seinem Ausbildungsbetrieb: "Ich bin ein Komsa-Kind, habe hier Kaufmann gelernt und den Kontakt nie verloren."

Seit Jahresbeginn verantwortet Stefan Grießmann den Online-Auftritt des Kommunikations-Dienstleisters. Die Sehnsucht wuchs mit der Familie: "In München war kein städtischer Kita-Platz zu kriegen, private Betreuung sehr teuer. In Chemnitz besucht unser Sohn eine Kita im Wohngebiet", so der Rückkehrer, der die alte Heimat neu entdeckte: "Viele Häuser wurden saniert, Restaurants und Cafés sind gut besucht."

Titelfoto: Uwe Meinhold