Angst um Chemnitzer Geburtshaus

Von Doreen Grasselt
Chemnitz - Stirbt das Chemnitzer Projekt „Erlebnisgeburt“? Die Hebammen im Geburtshaus bangen um ihre Existenz - denn die ist nur noch bis Ende des Jahres gesichert.
Vor allem der Personalmangel macht dem Geburtshaus zu schaffen. „Wir sind aktuell drei Mitarbeiterinnen, brauchen bis Ende des Jahres noch mindestens eine Kraft zur Verstärkung. Am liebsten eigentlich vier“, erklärt Hebamme Claudia Hammer (26).
Dass der Beruf immer unattraktiver wird, liegt besonders an der Haftpflichtprämie. Laut Deutschem Hebammenverband hat sich diese seit 2002 mehr als verzehnfacht.
Freiberufliche Geburtshelferinnen müssen jährlich mehr als 6200 Euro nur für ihre Berufshaftpflicht bezahlen.

„Dazu kommt noch, dass man besonders in der Geburtshilfe 24 Stunden am Tag erreichbar sein muss. Babys kommen nicht nach Plan“, erklärt die Expertin.
Ist das Baby auf der Welt, wird die Hebamme einer der wichtigsten Menschen für frischgebackene Mamas - sei es bei Wochenbettbesuchen, Rückbildungskursen oder Babymassagen.
Deshalb haben die Hebammen jetzt die „Geburtshaus Initiative“ gestartet. Auch Mandy Schlesier-Himpel (34) und Ehemann Alexander Himpel (34) wollen helfen. Ihr Söhnchen Jonas (4 Monate) war das erste Baby in diesem Jahr im Geburtshaus.
„Es war eine heilsame Geburt in vertrauter Umgebung - beinahe wie zu Hause. Ich hatte riesiges Vertrauen zu meiner Hebamme, konnte mit ihr über alle Ängste sprechen“, sagt Mama Mandy.
Das Geburtshaus wurde am 4. Mai 2000 gegründet. Seither haben die Hebammen hier etwa 1000 Kindern auf die Welt geholfen. Die Initiative trifft sich das nächste Mal am 14. Juni (19 Uhr) im Geburtshaus.


Fotos Sven Gleisberg, Maik Börner
Titelfoto: Import