Ex-Fußballprofi packt über ekelhafte Aufnahmerituale aus

Paul Scharner (37) veröffentlichte 2005 seine Autobiografie "Paul Scharner: Position Querdenker".
Paul Scharner (37) veröffentlichte 2005 seine Autobiografie "Paul Scharner: Position Querdenker".  © Daniel Bockwoldt/dpa

Wien - Die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg berichtete von systematischem Missbrauch im österreichischen Skisport und versetzte viele in eine Schockstarre. Im Angesicht der Diskussion um Missbrauchsvorwürfe hat der ehemalige österreichische Fußballer Paul Scharner (37) auch auf abscheuliche Rituale im Profigeschäft des Fußballs hingewiesen.

Das sogenannte "Pastern" als abscheuliches Aufnahmeritual im Profigeschäft des Fußballs: Paul Scharner sei laut eigenen Angaben von seinen Teamkollegen mit reichlich schwarzer Schuhcreme eingeschmiert und mit Badeschlappen geschlagen worden. Des Weiteren wurden ihm die Haare abrasiert.

"Ich versuchte, mich zu wehren, aber es waren zu viele Hände", so der Österreicher gegenüber der österreichischen Nachrichtenplattform "Der Standard".

Der 37-Jährige hatte bereits in seiner Autobiografie "Position Querdenker" von einem Vorfall, der ihn selbst betroffen hatte, erzählt. Auf Anraten seine Betreuers hatte der Österreicher den Vorfall damals nicht öffentlich gemacht, um sich seine Karriere im Profigeschäft nicht zu verbauen.

"Er hat mir abgeraten, den Vorfall öffentlich zu machen, damit ich mir meine Karriere nicht verbaue. Ich habe mich als Reaktion darauf in meinen Kokon zurückgezogen, weder nach links noch nach rechts geschaut und Karriere gemacht", so der ehemalige österreichische Fußballer.

Es ist eine Kultur der Verharmlosung wie beim Alkohol, schilderte Paul Scharner. ""Pastern" bedeutet menschliche Erniedrigung, mit gravierenden Folgen. Bei mir ist der Vorfall insofern glimpflich ausgegangen, weil ich keine Tube anal eingeführt bekommen habe", sagte der 37-Jährige.

Laut dem Österreicher hätten Trainer und Betreuer von dem Ritual im Fußball gewusst. "Es gab aber keine Konsequenzen", sagte der 37-Jährige.

Er hoffe, dass im Angesicht der MeToo-Debatte und nach den Schilderungen der ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg von sexualisierter Gewalt im Skisport nun der richtige Zeitpunkt sei, um darüber zu sprechen.