Drei Hells Angels im Knast: Jetzt jagt die Polizei Marcus Matz

Im September posierte Marcus Matz (r.) in Hannover mit Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth (52, M.) und dem Berliner "Nomads"-Präsidenten André Sommer vor der Kamera von Spiegel TV.
Im September posierte Marcus Matz (r.) in Hannover mit Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth (52, M.) und dem Berliner "Nomads"-Präsidenten André Sommer vor der Kamera von Spiegel TV.  © Screenshot/SpiegelTV

Leipzig - Seit sechs Wochen sucht das Landeskriminalamt Sachsen nach dem ehemaligen Präsidenten der Leipziger Hells Angels, Marcus Matz (34). Bisher erfolglos. Jetzt haben die Fahnder ein Kopfgeld ausgelobt - 10.000 Euro!

Schon kurz nach der tödlichen Schießerei zwischen Leipziger Hells Angels und Mitgliedern der mit ihnen verfeindeten Streetgang United Tribuns am Nachmittag des 25. Juni auf der Eisenbahnstraße, bei der ein Tribuns-Anwärter (†27) im Kugelhagel starb, hatte die Polizei nach Marcus Matz gesucht.

Während der mutmaßliche Todesschütze Stefan S. (30) vor Ort festgenommen wurde, gelang dem Rocker-Boss nach der Schießerei die Flucht durch eine Parkanlage.

Tage später stellte sich Matz jedoch den Behörden. Die Staatsanwaltschaft verdächtigte ihn damals des gemeinschaftlichen Mordes, weil ein unbeteiligter Augenzeuge beobachtet haben wollte, wie Matz eine Pistole ins Gebüsch warf. Ein später aufgetauchtes Video von der Schießerei entlastete jedoch den Hells-Angels-Chef. Zudem wurden an der Waffe keinerlei Spuren von ihm gefunden. Nach zwei Wochen U-Haft kam er wieder frei, die Staatsanwaltschaft ließ den Mord-Vorwurf vorerst fallen.

Zweieinhalb Monate nach der tödlichen Schießerei auf der Eisenbahnstraße hielt die größtenteils aus Migranten bestehende Streetgang United Tribuns einen Trauermarsch für ihren erschossenen Anwärter Veysel A. (†27) ab.
Zweieinhalb Monate nach der tödlichen Schießerei auf der Eisenbahnstraße hielt die größtenteils aus Migranten bestehende Streetgang United Tribuns einen Trauermarsch für ihren erschossenen Anwärter Veysel A. (†27) ab.  © DPA

Der einstige Präsident des zwischenzeitlich aufgelösten Leipzig-Charters fühlte sich danach - zumindest vor staatlichem Zugriff - sicher.

So sicher, dass er sich bei der Rückkehr der deutschen Hells-Angels-Legende Frank Hanebuth (52) im September aus Spanien mit dem einstigen Hannover-Präsidenten von einem TV-Team ablichten ließ. Eines der Bilder von Spiegel TV nutzt das LKA heute als offizielles Fahndungs-Foto.

Denn die Ermittler verdächtigen Matz seit November wieder des gemeinschaftlichen Mordes. Wie TAG24 aus Justizkreisen erfuhr, sollen sich an seiner damals sichergestellten Kleidung kleinste Blutanhaftungen des bei der Schießerei getöteten Veysel A. (†27) befunden haben.

Die Staatsanwaltschaft interpretiert diese Spuren nun als aktives Handeln gegen den angeschossen auf der Straße liegenden Tribuns-Anwärter. Laut rechtsmedizinischem Gutachten soll der sterbende Kurde noch massiv mit Tritten traktiert worden sein. Zwei weitere Hells Angels, an deren Kleidung ebenfalls Blut des Opfers gefunden wurde, sitzen deshalb bereits seit Wochen in U-Haft. Auch gegen sie wird wegen gemeinschaftlichen Mordes ermittelt.

Ursprünglich wollten die LKA-Ermittler Matz bei einer Großrazzia am 22. November verhaften. Doch weder im ehemaligen Clubhaus der Hells Angels noch an seiner Arbeitsstätte, einem großen Bordell, konnte der Rocker angetroffen werden. In der Szene heißt es nur lapidar, dass sich Matz „auf Pilgerreise“ befinde, „nicht erreichbar“ sei und vom neuen Haftbefehl nichts wisse …

Mit dem Kopfgeld von 10.000 Euro erhoffen sich die Ermittler jetzt den entscheidenden Tipp aus der Szene - um zu erfahren, wo der „Pilger“ steckt.

Titelfoto: Screenshot/SpiegelTV