Hier fährt die Bettelmafia zur Arbeit

Die Bettler kamen im Morgengrauen an der Marienbrücke an. Hier erhielten sie Krücken, Telefone und alte Mäntel. 
Die Bettler kamen im Morgengrauen an der Marienbrücke an. Hier erhielten sie Krücken, Telefone und alte Mäntel.   © Steffen Füssel

Dresden - Es ist eine ganz miese Masche, die offenbar noch immer zieht. Um Herzen und Portmonees zu öffnen, verkleiden sich zumeist gesunde Menschen als behinderte Bettler, schnorren teils ziemlich dreist arglose Passanten an. Dieser Tage auch wieder in Dresden.

Die Bande beginnt quasi mit der Frühschicht unter der Marienbrücke, wo sich die Gruppe vor ihrem Tagwerk ungeniert von Reisenden in Bettelprofis verwandelt. Zwei dunkle Transporter mit polnischen Kennzeichen fahren gegen 9 Uhr vor. 

Als die Türen aufgehen, steigen zehn Frauen und Männer aus. Von einem Helfer werden sie mit Krücken, Mänteln und Telefonen ausgerüstet, dann in die City geschickt.

Diese alte Frau wurde von Hintermännern der Bettelmafia in die Innenstadt geschickt. 
Diese alte Frau wurde von Hintermännern der Bettelmafia in die Innenstadt geschickt.   © Steffen Füssel

Schon auf dem Weg bedrängen die nun plötzlich humpelnden Bettler erste Passanten, wollen Geld. Ein jüngerer Mann aus der Gruppe lässt sich mit einem niedlichen Hund am Georgentor nieder. Dabei ist Betteln mit Hund eigentlich verboten.

Eine alte Frau schicken die Hintermänner der Bande auf die Schloßstraße. Dort muss sie Touristengruppen und Passanten anflehen, hält ihnen dabei immer wieder ihre leere Hand ins Gesicht. Die Masche zieht: Ein weiterer Bettler mit Gehhilfe bekommt nach mehrmaligen Nachfragen von einer Familie Geld ausgehändigt.

Nur gegenüber TAG24-Reportern wollen sich die Bettel-Profis nicht äußern, bleiben auf Nachfrage stumm.

Auf der Schloßstraße bettelte die Frau dann Touristengruppen an.
Auf der Schloßstraße bettelte die Frau dann Touristengruppen an.  © Steffen Füssel

Laut Ordnungsamts-Chef Ralf Lübs (55) ist Betteln nicht verboten, wohl aber die aggressive Variante. Werden die Täter erwischt, droht dennoch nur eine milde Strafe:

„Die Ordnungswidrigkeit wird zur Anzeige gebracht und mittels Verwarnung in Höhe von 15 bis 20 Euro geahndet. Zusätzlich können Platzverweise ausgesprochen werden.“

Zum aggressiven Betteln gehören wiederholtes Ansprechen, Anfassen, Vortäuschung von Gebrechen, In-den-Weg-Stellen und auch ein niedlicher Hund. Bei der Polizei sind die organisierten Bettler noch kein Thema.

Sprecherin Ilka Rosenkranz (38): „Wir reagieren aber sofort, wenn wir gerufen werden.“

Dieser Mann bekam einen niedlichen Hund an die Seite gesetzt, sollte so mehr Mitleid erregen.
Dieser Mann bekam einen niedlichen Hund an die Seite gesetzt, sollte so mehr Mitleid erregen.  © Steffen Füssel