Der Mythos lebt! Che Guevara wurde vor 50 Jahren erschossen

Dieses Porträt von Che wurde
zu so etwas wie einem Logo,
einer Marke, ja einer
Ikone. Kaum jemand,
der es
nicht kennt.
Dieses Porträt von Che wurde zu so etwas wie einem Logo, einer Marke, ja einer Ikone. Kaum jemand, der es nicht kennt.  © DPA

Dresden - Befehle gab er bis in den Tod: "Zeigen Sie Haltung und zielen Sie gut!", forderte Ernesto "Che" Guevara den Schützen auf. "Sie töten einen Menschen." Getroffen von neun Schüssen, bricht der ewige Guerillero Sekunden später zusammen.

"Hasta la victoria sempre - immer bis zum Sieg!" Das Motto der Revolution stirbt mitsamt ihrem Anführer im bolivianischen Dschungel.

Vor einem halben Jahrhundert, am 8. Oktober 1967, nimmt ein Bataillon von Boliviens Heer das Polit-Idol der Linken in einer Schlucht gefangen. Am Tag danach wird der 39-Jährige ohne Gerichtsverhandlung exekutiert.

Soldaten verscharren seinen Leichnam zwei Tage später heimlich nahe des Militärflughafens von Vallegrande.

Mit seinem Tod wird Che Guevara zur Legende, zu so etwas wie einem verehrten Heiligen - irgendwo zwischen Mythos und Verklärung. Als seine Mörder die Überreste öffentlich zur Schau stellen, scheint der Freiheitsheld den Betrachter mit halbgeöffneten Augen anzuschauen.

"Sein Blick verfolgte uns, ob wir auf der einen oder anderen Seite des Raumes standen", erinnerte sich eine Krankenschwester. "Sein Blick traf uns immer wieder. Er hatte langes, lockiges Haar. Wie Jesus auf den Heiligenbildchen sah er aus."

Im Dezember 1960
weilte der Revolutionär
kurz in der DDR.
Im Dezember 1960 weilte der Revolutionär kurz in der DDR.  © dpa/Horst Sturm

Dabei war der gebürtige Argentinier alles andere als ein Heiliger oder eine Engelsgestalt. Mit seinem bewaffneten Kampf gegen Ungerechtigkeit wurde er nicht nur zum Jugendheroen und zur Galionsfigur der 68er.

Che inspirierte auch Terroristen. Ihm wird Folter vorgeworfen, Todesurteile vollstreckte er selbst. Um seine Visionen zu realisieren, neigt er zur Radikalität bis hin zur Skrupellosigkeit: "Wir müssen den Weg der Befreiung auch dann gehen, wenn er Millionen atomarer Opfer kosten sollte."

Eigentlich ist Che ein Sohn aus gutem Haus, studiert Medizin, wird promovierter Arzt. Als er auf seinen Reisen durch Südamerika mit Armut und Ungerechtigkeit konfrontiert wird, führt ihn die Wut gegen das kapitalistische System in den Widerstand.

In Mexiko lernt er Fidel Castro kennen. Nach über zwei Jahren Guerrillakampf gelingt es den beiden mit ihrer Rebellenarmee, Diktator Fulgencio Batista (†72) aus Kuba zu vertreiben. Die Kubanische Revolution ist geglückt und hat ihre Helden.

Im Lauf der Zeit wachsen die Differenzen zu den Castro-Brüdern, Che träumt von erneuten revolutionären Aktivitäten. Im Kongo will er eine Revolution nach kubanischem Vorbild anzetteln und scheitert. 1966 folgt der Versuch in Bolivien, der ihn schließlich das Leben kostet.

Trotzdem lebt der Mythos weiter - gespeist vor allem durch ein Foto, das der Kubaner Alberto Korda (†72) schoss. Es zeigt Che mit Baskenmütze mit Stern auf dem Kopf, die Haare flattern im Wind. Das Bildnis einer unsterblichen Polit-Ikone.

Das vielleicht letzte Foto des
noch lebenden Che, aufgenommen
kurz vor seiner Hinrichtung.
Das vielleicht letzte Foto des noch lebenden Che, aufgenommen kurz vor seiner Hinrichtung.
Trotz
offener
Augen:
Das Foto
zeigt
den
toten
Che, "begutachtet" von
Armeeoffizieren

und
Reportern.
Trotz offener Augen: Das Foto zeigt den toten Che, "begutachtet" von Armeeoffizieren und Reportern.
Fußball-Legende
Diego Maradona ließ
sich den Revoluzzer
auf den Arm stechen.
Fußball-Legende Diego Maradona ließ sich den Revoluzzer auf den Arm stechen.
Das hätte dem
Frauenheld
gefallen: Ches
Konterfei
hautnah auf
Model Gisele
Bündchen.
Das hätte dem Frauenheld gefallen: Ches Konterfei hautnah auf Model Gisele Bündchen.  © ullstein bild - AP

Titelfoto: DPA