300-jährige Splittereiche im Großen Garten hat alle Kriege überstanden: Und jetzt das

Dresden - Ein Baum in Dresden steht wie kein anderer für die Geschichte und Narben der Stadt: Die jahrhundertealte deutsche Eiche im Großen Garten.

Die Splittereiche im Großen Garten. Zum Schutz vor Kindern wurde der durch Bombentreffer ausgehöhlte Stamm jetzt mit einem Schutzblech verkleidet.
Die Splittereiche im Großen Garten. Zum Schutz vor Kindern wurde der durch Bombentreffer ausgehöhlte Stamm jetzt mit einem Schutzblech verkleidet.  © Steffen Füssel

Sie überstand sogar einen schweren Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg, wird seitdem im Volksmund "Splittereiche" genannt. Nur einer Gefahr war der stille Zeitzeuge nicht (mehr) gewachsen: Kindern! Vor ihnen musste das Mahnmal jetzt geschützt werden.

Schon fast 300 Jahre gedeiht die deutsche Eiche nahe des Mosaikbrunnens. Seit der Bombennacht am 13. Februar 1945 ist sie allerdings schwer gezeichnet, damals zerfetzte eine Bombe ihren Stamm. Trotz eines tiefen Spalts und Hohlraums wuchs und blühte sie weiter.

Schlösserland- und Großer-Garten-Chef Christian Striefler (55): "Viele Bäume in unserem Großen Garten haben die Bombardierung nicht überstanden. Diese Eiche ist ein wichtiges Mahnmal. Der Baum ist geschunden und hat seine Wunden überlebt.“

In den letzten Jahren erkannten jedoch immer weniger Menschen die Eiche als "Kriegsopfer", hielten sie stattdessen für krank. Darum wurde vergangenes Jahr sogar eine Gedenktafel aufgestellt.

FDP-Politiker Robert Malorny (39) ist zufrieden

FDP-Politiker Robert Malorny (39).
FDP-Politiker Robert Malorny (39).  © PR/Stefan Scharf

Doch Anfang des Jahres machten Gutachter eine bedrohliche Entdeckung: "Eine Seite des Stammes ist offen, da Kinder am Stamm kletterten, morsches Holz rausgefallen war", sagt Schlösserland-Sprecher Uli Kretzschmar (42).

Um den Baum zu schützen, wurde jetzt ein Schutzblech vor der Stamm-Öffnung angebracht. Die Gedenktafel neben der Eiche wurde weiter weg zur Wegkante versetzt.

"Die Schutz- und Respektzone sollte gewahrt bleiben", fordert Kretzschmar. Heißt: Klettern, Spielen oder auch Picknicken an der Splittereiche sind verboten!

FDP-Politiker Robert Malorny (39) hatte sich für den Schutz der Splittereiche stark gemacht, ist zufrieden: "So bleibt uns der Baum weiter erhalten, kann weiter leben. Irgendwann wird es der letzte Überlebende der Bombennacht sein ..."

Wenn dieser Baum erzählen könnte...

Eine Gedenktafel am Wegrand klärt über die Splittereiche auf.
Eine Gedenktafel am Wegrand klärt über die Splittereiche auf.  © Petra Hornig

Vor fast 300 Jahren gepflanzt, erlebte die junge Eiche den Ausbau des Großen Gartens unter August dem Starken (1670-1733) mit.

Die Zerstörungen in der Gartenanlage während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) überstand der Baum ebenso wie die napoleonischen Kriege (1799-1815) mit der "Schlacht um Dresden" (1813), die auch im "Königlichen Großen Garten" tobte.

Keinen Schaden erlitt die Eiche auch während des Ersten Weltkrieges. Sogar nach dem Bombentreffer 1945 blieb der Baum standhaft und lebte weiter - bis heute.

Möglich, dass noch weitere 700 Jahre dazu kommen: Eichen können 1000 Jahre alt werden.

Im Zweiten Weltkrieg wurden weite Teile des Großen Gartens zerstört, etliche Bäume verbrannten. Eine Bombe traf auch den Stamm der Splittereiche.
Im Zweiten Weltkrieg wurden weite Teile des Großen Gartens zerstört, etliche Bäume verbrannten. Eine Bombe traf auch den Stamm der Splittereiche.  © SLUB/Deutsche Fotothek
"Wichtiges Mahnmal": Schlösserland-Chef Christian Striefler (55) investierte 2400 Euro für das Schutzblech.
"Wichtiges Mahnmal": Schlösserland-Chef Christian Striefler (55) investierte 2400 Euro für das Schutzblech.  © Petra Hornig