Fährmann-Job fühlt sich an wie Urlaub, trotzdem will ihn keiner machen

Dresden - Ist das noch ein Job oder vielleicht schon Urlaub? Dresdens Fährleute haben derzeit einen sonnigen Arbeitsalltag direkt am Wasser, leiden aber dennoch unter Nachwuchssorgen.

Fähr-Verbindung im verflixten siebten Jahr: Martin Krause (36) lernte Doreen Krauspe (33) vor sieben Jahren auf ihrem täglichen Wasserweg kennen.
Fähr-Verbindung im verflixten siebten Jahr: Martin Krause (36) lernte Doreen Krauspe (33) vor sieben Jahren auf ihrem täglichen Wasserweg kennen.  © Norbert Neumann

Martin Krause (36) ist einer von insgesamt 17 Dresdner Fährmännern und einer -frau. Derzeit ist er Kapitän auf der "Schloßfähre", pendelt mit maximal acht Pkw oder manchmal (zum Beispiel zum Elbhangfest) bis zu 350 Fahrgästen an Bord zwischen Kleinzschachwitz und Pillnitz hin und her. Die letzte Schicht endet um Mitternacht.

Im Wechsel mit einem Kollegen an Bord kontrolliert und verkauft Krause auch Tickets (ab 1,50 Euro). Im Vorbeifahren grüßt der Raddampfer "Diesbar" mit einem freundlichen Hupen.

Krause muss warten: "Längsverkehr geht vor Querverkehr." Bis zum anderen Ufer sind es immer bis zu drei Minuten. Krause: "Wenn Rettungswagen mit Blaulicht rüber müssen, schaffe ich es auch in einer Minute."

Kein Seil hält ihn auf Kurs. Er könnte mit seinem Pumpjet-Dieselantrieb (Verbrauch: bis zu 700 Liter in der Woche) sogar Pirouetten auf der Elbe drehen. So wie vor sieben Jahren, als er auf einer Dienstfahrt seine Freundin Doreen Krause (33) kennengelernt hat. "Sie musste als Köchin regelmäßig zwischen beiden Ufern pendeln. Einmal habe ich ihr einen Eiskaffee angeboten." Aus kaltem Kaffee wurde heiße Liebe.

Bei herrlichem Sommerwetter ist Fährmann ein Traumjob - allerdings ohne Tiefgang. "Wir bleiben auch bei Niedrigwasser mobil, haben nur maximal 66 Zentimeter Tiefgang. Auf der Fähre hat man zudem keinen Fahrplandruck", freut sich Krause, der als Kombifahrer auch Straßenbahnen durch Dresden fährt.

Trotz Traumjobs fehlt Nachwuchs. "Wir suchen für unsere drei Dresdner Fährstellen akut vier Fährleute", sagt Fähren-Disponent Sven Kümpfel (48). Quereinsteiger werden 180 Tage als Schiffsjungen auf einer Fähre angelernt, bevor sie bis ihr Patent F (Fährmann) und den Fährführerschein erhalten. Bewerbungen unter Telefon 0351/857-1327.

Bei Hochwasser steigt auch der Verbrauch. Die Autofähre schluckt jede Woche bis zu 700 Liter Schiffsdiesel.
Bei Hochwasser steigt auch der Verbrauch. Die Autofähre schluckt jede Woche bis zu 700 Liter Schiffsdiesel.  © Steffen Füssel
"Längsverkehr vor Querverkehr": Der Fährmann prüft die Wasserstraße jeweils vorm Ablegen mit einem Feldstecher, damit er mit niemandem kollidiert.
"Längsverkehr vor Querverkehr": Der Fährmann prüft die Wasserstraße jeweils vorm Ablegen mit einem Feldstecher, damit er mit niemandem kollidiert.  © Steffen Füssel
Seit 14 Jahren Kapitän auf den drei Dresdner Elbfähren: Krause ist gelernter Kaufmann für Verkehrsservice, erwarb dann das Fährmannspatent.
Seit 14 Jahren Kapitän auf den drei Dresdner Elbfähren: Krause ist gelernter Kaufmann für Verkehrsservice, erwarb dann das Fährmannspatent.  © Steffen Füssel