Dieter Schlafke (81) ist der Schäfer von der Frauenkirche

Schäfer Dieter Schlafke (81) zeigt das Bild, das ihn berühmt machte.
Schäfer Dieter Schlafke (81) zeigt das Bild, das ihn berühmt machte.  © Petra Honig

Dresden - Dieses Foto der Frauenkirche kennt wohl jeder Dresdner: Schafe grasen vor den Trümmern des zerbombten Gotteshauses. Das Bild entstand 1957. Würde man eine Lupe nehmen, könnte man darauf auch den Schäfer erkennen. Der Hirte von damals lebt noch heute: Dieter Schlafke, inzwischen 81 - und er ist noch immer Schäfer!

Schafe hüten - das war schon immer sein Leben: "Mein Vater Karl war Schäfer, ich begann die Lehre 1950. Den Abschluss machte ich in Dresden, blieb dann gleich zum Hüten da", sagt Dieter Schlafke. Seine Weide war am Käthe-Kollwitz-Ufer, von dort aus zog er durch die Stadt - damals noch Trümmerwüste, über die buchstäblich Gras wuchs.

Gewohnt hatte er damals in einem kleinen Holzwagen. 1962 heiratete er seine große Liebe Thea. Gerne wäre er auch in Dresden geblieben - "aber wir fanden hier keine Wohnung."

BU-B:Kaum ein historisches Dresden-Buch kommt ohne dies Bild aus: Schlafkes Schafe 1957 vor der Frauenkirche.
BU-B:Kaum ein historisches Dresden-Buch kommt ohne dies Bild aus: Schlafkes Schafe 1957 vor der Frauenkirche.  © Archiv

Und so zog die junge Familie nach Uhyst bei Bautzen. Dort arbeitete er bis 1989 in einem Mastbetrieb für Schafe.

Nach der Wende verloren er und auch sein Sohn Sven (54) die Jobs. Aus der Not machten sie eine Tugend: Sven griff die alte Familientradition wieder auf - und wurde Schäfer.

Eine Idylle ist das bis heute nicht: 7-Tage-Woche, wenig Verdienst, und wenn dann der Wolf wie kürzlich 24 Tiere reißt, denken Vater und Sohn schon mal ans Aufhören. "Wenn der Vertrag für das Weideland in zwei Jahren ausläuft, verkaufe ich die Schafe und suche mir einen anderen Job", kündigt Sven Schlafke an. Es wäre das Ende einer Schäfer-Dynastie.

Immerhin: Das Bild von Schlafkes Herde vor der Frauenkirche wird bleiben - für immer.

Von einer Weide am Käthe-Kollwitz-Ufer aus führte er seine Herde durch die Altstadt. Dresden trauert er bis heute hinterher.
Von einer Weide am Käthe-Kollwitz-Ufer aus führte er seine Herde durch die Altstadt. Dresden trauert er bis heute hinterher.