Badestelle Weißig: Kinderparadies mit Südsee-Palmen

Dresden - Schnell noch mal zum Baden gehen - am Wochenende soll es doch tatsächlich etwas regnen! Die Dresdner haben die Wahl zwischen zehn Schwimmoasen - und jede Anstalt hat ihren ganz besonderen Reiz. In unserer Sommerserie "Schwimmbad-Geschichten" stellen wir sie alle vor.

Frank Otto (52), seit diesem Jahr Objektleiter an der Badestelle Weißig.
Frank Otto (52), seit diesem Jahr Objektleiter an der Badestelle Weißig.  © Steffen Füssel

Heute besuchen wie eine idyllische Badestelle im Hochland. Der Zutritt zum einstigen Marienbad ist inzwischen gratis. Deshalb verlosen wie heute natürlich auch keine Eintrittskarten.

Hier steht das Wasser niemals bis zum Hals

Die Badestelle Weißig ist Dresdens kinderfreundlichste Badeoase. Ein absolutes Highlight ist der gut gepflegte Sandstrand. Einige Topf-Palmen verbreiten sogar etwas Südsee-Stimmung.

Seit über hundert Jahren ist die Anlage eine wahre Bade-Idylle. Trotzdem kamen in den vergangenen Jahren immer weniger Besucher. Da ließ sich Dresdens Bäder-Gesellschaft etwas einfallen. Sie widmete das einstige Marienbad zur Badestelle Weißig um.

Zwar gibt's dort nun keine Wasseraufsicht mehr, aber: Dafür ist der Eintritt nun frei. Außerdem griffen die Betreiber nochmal in die Tasche, spendierten am 4 400 Quadratmeter großen Naturbadeteich einen neuen Spielplatz und ließen eine Tischtennisplatte im Wert von mehreren tausend Euro aufstellen.

Auch der Rasen auf der weitläufigen Liegewiese wurde erneuert. Die Stammgäste freut's!

Platzwart Frank Otto (l.) ist ganz dicke mit seinen Stammgästen wie Gudrun (74) und Manfred Völkel (78).
Platzwart Frank Otto (l.) ist ganz dicke mit seinen Stammgästen wie Gudrun (74) und Manfred Völkel (78).  © Steffen Füssel

"Die Saison läuft positiv", sagte Frank Otto (52), seit diesem Jahr Objektleiter an der Badestelle Weißig. "Anfangs gab es Bedenken wegen der Umstellung", so Otto. "Die Leute haben das neue Konzept aber erstaunlich gut angenommen, die Stammgäste blieben dem Bad treu!"

Der Grunaer kann sich keinen besseren Job vorstellen: "Das ist arbeiten wie im Paradies. Und man kriegt es auch noch bezahlt!" Der gelernte Brauer war zuvor fünf Jahre lang Platzwart im Naturbad Mockritz, bevor er nach Weißig kam.

Sorgen macht nur der niedrige Wasserpegel. Das Bad wird vom Hochland-Bächlein Mariengraben gespeist, das aber seit Jahren immer weniger Wasser führt. In der Badestelle ist das Wasser deshalb höchstens einen Meter tief, am Einstieg sogar nur 20 bis 30 Zentimeter. Die Kinderrutsche musste deshalb schon abmontiert werden. Auch Sprünge von der kleinen Insel mitten im Teich ins kühle Nass sind nicht mehr möglich.

Dass das Wasser in Weißig maximal hüfthoch steht, hat aber auch seine Vorteile: Die Badestelle Weißig ist sozusagen das größte Planschbecken der Stadt! "Die Wassertiefe ist optimal für Kinder", findet Nancy Handke (37) aus Dresden. "Auch der neue Spielplatz ist super".

Töchterchen Fiona (4) kann sich da so richtig austoben. Ein- bis zweimal im Jahr verschlägt es die kleine Familie an die Badestelle, "weil es ein Naturbad ohne Chlor im Wasser ist", so Mutter Nancy. Schade findet sie jedoch, dass die Rutsche weg ist und auch das Kinder-Planschbecken stillgelegt wurde.

Nur die Liebe zählt: Manfred (78) hat hier seine Frau "erobert"

Urlaub unter Palmen: An der Badestelle Weißig ist eine von nur zwei Plansch-Oasen in Dresden mit Sandstrand (gibt's auch im Strandbad Wostra).
Urlaub unter Palmen: An der Badestelle Weißig ist eine von nur zwei Plansch-Oasen in Dresden mit Sandstrand (gibt's auch im Strandbad Wostra).  © Steffen Füssel

Auch für Schauspielerin Patricia Ludwig (34) und die kleine Emilia (2) ist das niedrige Wasser kein Problem. "Mit 24 Grad ist das Wasser so schön warm, die Kinder können hier stundenlang planschen."

Zusammen mit Thomas Zenker (42) tingelt sie im Wohnwagen quer durch's Land, macht Stelzen- und Kindertheater. Im Dresdner Osten fand das kleine Ensemble einen Platz zum Entspannen - die Badestelle Weißig.

Ein Kinderparadies war das einstige Marienbad schon vor 70 Jahren. Manfred Völkel (78) zählt zu den Stammgästen und war schon als Kind hier. "Ich habe in der Schulzeit in diesem Bad schwimmen gelernt", erzählte der Dresdner. "In den 50er-Jahren war ich sogar mal als Rettungsschwimmer angestellt!"

Fast sein ganzes Leben kommt der Rentner schon hierher. Seit 1962 gehört ihm auch eine 24-Quadratmeter-Hütte auf dem Gelände.

Damals lernte er auch seine Frau Gudrun (74) kennen - beim Baden in Weißig natürlich.

In den früher 1950er Jahren war der Badeteich (vorne) noch von weiteren Teichen umgeben. Die Insel mitten im Becken gab's damals schon.
In den früher 1950er Jahren war der Badeteich (vorne) noch von weiteren Teichen umgeben. Die Insel mitten im Becken gab's damals schon.  © Repro: Norbert Neumann

Noch heute ist Senior Manfred im Sommer die meiste Zeit hier draußen. Nur ins Wasser geht er nicht mehr. Vor drei Jahren musste er das Baden aufgeben - "aus gesundheitlichen Gründen." Am schönsten findet er es früh morgens um 7 Uhr, wenn es so schön ruhig ist und er das Bad ganz für sich allein hat.

Sorgen macht sich der 78-Jährige allerdings um die Zukunft seines geliebten Bades. "Ich befürchte, dass bald nur noch Freibäder betrieben werden und die Naturbäder aussterben!"

Das müsst Ihr wissen

  • Am Marienbad 12
  • geöffnet von 10 bis 19 Uhr
  • Straßenbahnlinie 11 bis Ullersdorfer Platz. Von dort Buslinie 309 bis Hermann-Löns-Straße, dann noch 9 Minuten zu Fuß.
  • Eintritt ist frei
  • Liegestühle, Kinderspielplatz, Tischtennisplatten, Riesenschachbrett
  • Imbiss: Bockwurst mit Brötchen 2,30 Euro; Pasta mit Kräuterpesto 2,50 Euro; Eiskaffee (0,3 L) 2,50 Euro
Im einstigen Eingangsgebäude des alten Marienbads verköstigt das "Dresdner Kochwerk" schon seit fünf Jahren die Badegäste.
Im einstigen Eingangsgebäude des alten Marienbads verköstigt das "Dresdner Kochwerk" schon seit fünf Jahren die Badegäste.  © Steffen Füssel
Die alte Erle im grün schimmernden Wasser verbreitet einen Hauch von romantischer Idylle.
Die alte Erle im grün schimmernden Wasser verbreitet einen Hauch von romantischer Idylle.  © Norbert Neumann

Titelfoto: Steffen Füssel