Für ein Handy: Hat Ex-Infinus-Manager Wärter bestochen?

Kewan Kadkhodai (51, links) und sein Bruder Mohsen (44) auf dem Weg zum Amtsrichter.
Kewan Kadkhodai (51, links) und sein Bruder Mohsen (44) auf dem Weg zum Amtsrichter.  © Steffen Füssel

Dresden - Kewan Kadkhodai (51) hat schon 144 Verhandlungstage hinter sich. Der Ex-Infinus-Manager steht seit Oktober 2015 wegen Betruges vorm Landgericht Dresden.

Das Finanzimperium soll einen Schaden von 312 Millionen Euro Schaden angerichtet haben. Seit Mittwoch sitzt der Kölner nun auch noch beim Amtsrichter wegen Bestechung. Es soll sich ein Handy in die U-Haft organisiert haben. Schaden: 30 Euro.

Handys im Knast gelten als verbotene Gegenstände. Werden sie gefunden, werden sie folgenlos einkassiert. Probleme gibt es nur, wenn sie gegen Bestechung über Schließer oder Besucher eingeschmuggelt wurden. Genau das soll passiert sein: Kadkhodai saß von November 2013 bis September 2016 in U-Haft.

In seiner Zelle wurde ein Handy gefunden. Das hatte er über den JVA-Beamten Ricardo F. (54) eingeschmuggelt. Als das Handy weg war, organisierte sich Kewan ein neues. Sein nun mitangeklagter Bruder (44) habe es über einen Mittelsmann an Ricardo F. geschickt. Der übergab es Häftling Frank H. (50), der es Kewan reichte. Dafür bekam Ricardo 30 Euro. Soweit die Anklage.

Während die Brüder schwiegen, verwickelte sich Frank H. (fünf Jahre wegen Drogen) im Gericht so massiv in Widersprüche, dass ihm geraten wurde, die Aussage gänzlich zu verweigern. Der wegen zahlreicher Bestechlichkeit zu über zwei Jahren verurteilte Ex-Schließer konnte sich nicht erinnern, dass Kadkhodai je ein Handy bestellte. Und: Zwar fing die Polizei das besagte Telefon ab, registrierte die Identifizierungs-Nummer (IMEI) und überwachte das Gerät, um zu ermitteln, wo es im Knast wieder auftaucht.

Aber: Dabei muss eine Panne passiert sein - das abgehörte Telefon hatte eine andere IMEI-Nummer! Nun müssen weitere Zeugen gehört, Akten gewälzt werden. Wie gesagt: Schaden 30 Euro ...

Ex-Schließer Ricardo F. (54) schmuggelte Handy, Zigaretten und Alkohol gegen Bezahlung in den Knast.
Ex-Schließer Ricardo F. (54) schmuggelte Handy, Zigaretten und Alkohol gegen Bezahlung in den Knast.  © Steffen Füssel