Dresden versinkt in gespenstischen Schleiernetzen

Dresden - Grusel-Kulisse in Dresden: Tausende Raupen der Gespinstmotte fallen über Büsche und Bäume her, hüllen sie mit ihren weißen Fäden ein - um sie kahl zu fressen! Das sieht gespenstisch aus, doch der Spuk geht auch wieder vorüber.

Die ausgewachsenen Raupen der Gespinstmotte werden bis zu zwei Zentimeter groß.
Die ausgewachsenen Raupen der Gespinstmotte werden bis zu zwei Zentimeter groß.  © wikipedia

Ein meterlanges weißes Gespinst umhüllt die Sträucher an der Esso-Tankstelle Leipziger Straße, macht auch vor Schildern nicht halt: "So extrem war es noch nie", sagt Mitarbeiter Dirk Buschmann (58).

"Unsere Kunden fragen täglich erstaunt, was da los ist." Auch neben dem Elbepark an der Flutrinne ist eine Wiese mitsamt Baum befallen, das Schleiernetz zieht sich hoch bis in die Krone. Laut Umweltamt sind Gespinstmotten für diese geisterhaften Phänomene verantwortlich!

Seit Mai spinnen sich die gefräßigen Larven (bis zwei Zentimeter lang) durchs Grün, um es so geschützt vor Fressfeinden (Vögel, Schlupfwespe) und Witterung zu verschlingen.

Nach dem großen Fressen die Verwandlung: "Im Juni verpuppen sie sich im Gespinst, dann schlüpfen die Schmetterlinge", sagt NABU-Insektenexperte Matthias Nuß (51) vom Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden.

Weder die Raupen noch ihr Gespinst sind für Menschen gefährlich.
Weder die Raupen noch ihr Gespinst sind für Menschen gefährlich.  © Petra Hornig

Die Falter sehen sogar ganz ansehnlich aus (meist weiße Flügel mit schwarzen Punkten).

Anders als der Eichenprozessionsspinner, sind Gespinstmotten für den Menschen ungefährlich. Auch Allergiker haben nichts zu befürchten.

Und gesunde Gehölze stecken den Kahlfraß weg, treiben Ende Juni einfach neu aus (Johannistrieb).

Die weißen Netze sind noch eine Weile zu sehen, zersetzen sich aber auch. Mit Insektiziden bekämpft werden die Gespinstmotten nur bei den Obstbauern.

Eigentlich ist die Gespinstmotte (900 Arten weltweit) in den Tropen zu Hause, tritt seit einigen Jahren aber auch verstärkt bei uns auf, profitiert von milden Wintern und dem Klimawandel.

Aus Grün wird Grau: Auch neben dem Elbepark (Haltestelle An der Flutrinne) haben die Raupen Wiese und Baum eingehüllt.
Aus Grün wird Grau: Auch neben dem Elbepark (Haltestelle An der Flutrinne) haben die Raupen Wiese und Baum eingehüllt.  © Petra Hornig
Laut NABU-Insektenexperte Matthias Nuß (51) vom Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden ist der geisterhafte Spuk bald vorbei.
Laut NABU-Insektenexperte Matthias Nuß (51) vom Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden ist der geisterhafte Spuk bald vorbei.  © imago/Sven Ellger
Die ausgewachsenen Raupen der Gespinstmotte werden bis zu zwei Zentimeter groß.
Die ausgewachsenen Raupen der Gespinstmotte werden bis zu zwei Zentimeter groß.  © Petra Hornig