"Sie haben mein Leben zerstört!" Enchilada-Chef muss Deutschland verlassen

Dresden - Schluss, aus, vorbei: Alle Hoffnungen waren vergebens. Bechir Arafet (29) muss Deutschland verlassen! Der Tunesier, der seit knapp sieben Jahren in Dresden lebt und arbeitet, wird abgeschoben.

Bechier Arafet (29) kämpfte darum, in Deutschland bleiben zu dürfen.
Bechier Arafet (29) kämpfte darum, in Deutschland bleiben zu dürfen.  © Screenshot

"Sie haben mein Leben zerstört. Einfach so. Mein Leben ist jetzt zerstört", sagt Bechir fassungslos. Die Härtefallkommission (TAG24 berichtete) hat seinen Antrag abgelehnt. Eine Begründung weshalb, hat der Tunesier nicht. "Ich bin vom System enttäuscht und ich will wissen, warum und wieso die Entscheidung so gefallen ist."

"Er ist am Boden zerstört", sagt sein Chef Christian von Canal (49). Für ihn arbeitet Bibo, wie Bechir von Freunden genannt wird, im Enchilada.

"Dass das Ganze jetzt negativ ausgegangen ist, ist nicht nachvollziehbar. Wir waren wirklich alle guter Dinge und haben sechs Wochen mit Anwälten und Kontakten im Hintergrund gekämpft. Das kann man mit gesundem Menschenverstand nicht nachvollziehen."

Für ihn zeige die Entscheidung der Behörden, dass an diesen Fall nicht mit Fingerspitzengefühl heran gegangen wurde. "Aber diese Vorgehensweise passt mal wieder zu Deutschland."

Im Interview mit TAG24 erklärt Bibo seine Situation.
Im Interview mit TAG24 erklärt Bibo seine Situation.  © TAG24/VideoTeam

Bechir Arafet arbeitet, zahlt Steuern, ist integriert, spricht sechs Sprachen - natürlich auch Deutsch. Mit seiner Verlobten wollte er hier in Dresden eine Familie gründen.

Nun sind alle seine Zukunftspläne zerstört. "Es ist nicht einfach. Meine Freundin ist ein sehr sensibler Mensch." Die Entscheidung kann Bechir Arafet nicht nachvollziehen. "Ich finde es schade, dass ein Mensch mit Perspektive, der sich hier etwas aufbauen will, gehen muss." Deutschland sei aus seiner Sicht ausländerfreundlich, aber das System stehe dem im Weg.

2011 reiste der Tunesier legal nach Deutschland ein. Wie es jetzt weitergeht, weiß er nicht. "Wir müssen jetzt erstmal prüfen, was hinter der Ablehnung steckt", sagt Christian von Canal. "Es bleibt wahrscheinlich nur, dass Bechir freiwillig ausreist und so einer Abschiebung zuvor kommt." Am 9. März läuft seine Frist zur Ausreise ab. "Ich will mit einem neuen Visumsverfahren wieder einreisen", sagt Bibo.

Die Gründe, weshalb Bechirs Anliegen abgelehnt wurde, wird er wohl wahrscheinlich nie erfahren. "Es sind geheime Abstimmungen", sagt Christian von Canal. "Wir fühlen uns hilflos. Wie ich seinen Ausfall kompensieren soll, weiß ich aktuell noch nicht."

Geert Mackenroth (68, CDU) hatte sich als sächsischer Ausländerbeauftragter in den Fall eingeschaltet und wollte vermitteln. Nun kam aber die Ablehnung der Härtefallkommission. Mackenroth war am Freitagabend für ein Statement nicht zu erreichen.