Kleingärtner zittern um ihre Kolonie: Lauben zu groß! Riesenwirbel am Heller

Dresden - Erbitterter Streit um Dresdens größte Gartensparte! Die Stadtverwaltung spricht der Hellersiedlung (877 Parzellen, 1267 Laubenpieper) ihren Kleingarten-Charakter ab - insbesondere wegen zu üppiger Bauten. Die Laubenpieper bangen jetzt um ihre Zukunft.

Vereinschef Kurt Gebhardt (65).
Vereinschef Kurt Gebhardt (65).  © Steffen Füssel

Kurt Gebhardt (65) wühlt sich durch Aktenberge, klickt sich durch endlose Excel-Tabellen am Computer. Seit Monaten beschäftigt den ehrenamtlichen Vereinschef nur noch der Schriftverkehr mit Ämtern und Anwälten. Fürs Gärtnern hat der Polizeibeamte im Ruhestand längst keine Zeit und Nerven mehr. Seit 2012 leitet er den Verein, der Streit um die Hellersiedlung brach aber schon Jahre vorher aus.

2009 hatte die Stadtverwaltung dem Verein den Status der "kleingärtnerischen Gemeinnützigkeit" aberkannt. Gründe: zu wenig Gartenbau, zu viele kleingartenuntypische Häuser. In der Folge wären Pachtgebühren explodiert, für viele Kleingärtner wäre es das Aus gewesen. Der Verein legte Widerspruch ein.

Letztlich entschied die Landesdirektion als Schiedsrichter zugunsten der Kleingärtner, würdigte dabei auch die Historie: Die riesige Anlage (55 Hektar oder 77 Fußballfelder) wurde 1946 nach dem Krieg als Einfamilienhaus-Siedlung mit großen Parzellen (1000 Quadratmeter) und Straßen angelegt, erst später als Kleingartenanlage eingestuft.

Vereinschef Kurt Gebhardt gesteht eigene Fehler ein

Hellersiedlung von oben.
Hellersiedlung von oben.  © Steffen Füssel

Aber: Die Landesdirektion erließ auch Auflagen, wies die Kleingärtner etwa an, ungenehmigte Gebäude zu beseitigen und übergroße Parzellen zu teilen. Und genau das sei nicht oder nur unzureichend geschehen, teilte die Stadtverwaltung dem Verein nun schriftlich mit, will erneut die Aberkennung durchsetzen.

"Die Auswertung des Amtes enthält viele Fehler", so Gebhardt. "Der Bestandsschutz für Gebäude aus der DDR-Zeit wurde nicht berücksichtigt. Dann wurden Luftbildaufnahmen genutzt, wo bereits getrennte Parzellen gar nicht erkannt wurden oder neu aufgestellte und erlaubte Spielhäuser als Gebäude eingestuft wurden."

Gebhardt gesteht aber auch eigene Fehler ein, etwa in der Dokumentation des durchaus erfolgten Rückbaus. So oder so, der Verein hat sich einen Anwalt genommen. "Verlieren wir unseren Status, klagen wir", kündigt Gebhardt an.

"Wir erfüllen alle gesetzlichen Anforderungen einer Kleingartenanlage und werden kämpfen."

Laut Vereinschef stufte die Verwaltung solche befristet genehmigten Spielhäuser als Gebäude ein, da zur Auswertung Luftbilder genutzt wurden, die nur die Vogelperspektive zeigten.
Laut Vereinschef stufte die Verwaltung solche befristet genehmigten Spielhäuser als Gebäude ein, da zur Auswertung Luftbilder genutzt wurden, die nur die Vogelperspektive zeigten.  © Steffen Füssel
Für die ersten Häuser in der Siedlung nutzten die Dresdner den am Heller aufgeschütteten Kriegsschutt.
Für die ersten Häuser in der Siedlung nutzten die Dresdner den am Heller aufgeschütteten Kriegsschutt.  © Repro: Steffen Füssel