Mann überfahren, Schutzgeld erpresst: Hier kommt die Tschetschenen-Mafia

Gedränge auf der Anklagebank: Fünf Angeklagte, neun Verteidiger und drei Dolmetscher nahmen hier am Montag Platz.
Gedränge auf der Anklagebank: Fünf Angeklagte, neun Verteidiger und drei Dolmetscher nahmen hier am Montag Platz.  © Steffen Füssel

Dresden - Prozess-Start gegen die Tschetschenen-Mafia am Landgericht Dresden. Fünf mutmaßliche Clan-Mitglieder sollen Landsleute um Schutzgeld erpresst haben.

Dabei war die Gang um die angeblichen Chefs Ibragim S. (30) und Isa S. (31) nicht zimperlich. Gemeinsam mit Aslanbek U. (28), Adam Z. (30) und Sergej R. (28) kreuzten sie laut Anklage bei den Opfern auf.

Angeblich hätten die sich abschätzig über Tschetschenen geäußert, sie beleidigt oder ohne deren „Genehmigung“ Drogen verkauft.

So fällige Strafgelder von über 10.000 Euro und Schutzgeld wurden erprügelt. Als Pfand galten Autos. Ein Kneiper gab seine Bar in der Dresdner Neustadt aus Angst vor dem Clan sogar auf. Auf einen Landsmann wurde am hellen Tag an der Mügelner Straße geschossen. Isa S. soll ihn überfahren, beinahe getötet haben.

V.l.n.r. Adam Z. (30), Ibragim S. (30), Aslanbek U. (28), Isa S. (31) und Sergej R. (28).
V.l.n.r. Adam Z. (30), Ibragim S. (30), Aslanbek U. (28), Isa S. (31) und Sergej R. (28).  © Steffen Füssel

Er schoss aber zurück. Weil Isa eine schusssichere Weste trug, blieb er unverletzt.

Monate wurde gegen die Bande mit kriminellen Kontakten nach Niedersachsen ermittelt. Dann waren die mutmaßlichen Mafia-Mitglieder, die meist im Wachdienst jobbten, auf dem Radar der Fahnder.

Erkennungszeichen: schwarze Klamotten, Bärte, konspirative Treffen in Saunen oder Shisha-Bars. Bei der bundesweiten Razzia im November 2016 fanden GSG 9 und LKA jede Menge Waffen (Pistolen, Säbel, Machete) und Bargeld.

Aslanbek U. soll sich gar bei der Festnahme mit GSG9-Beamten geprügelt haben. Zwar lauschten er und Isa S. der Anklageverlesung im Gericht eher belustigt, jammerte aber, er verstünde nur tschetschenisch, der russische Dolmetscher sei ihm keine Hilfe. Bereits zweimal wurde Aslanbek U. der Haftbefehl verkündet. Auf russisch.

„Bisher gab es nie Anzeichen für Verständnisprobleme“, konstatierte der Vorsitzende Richter. Ein Urteil soll im Dezember fallen. Prozesse gegen zehn weitere Angeklagte stehen noch aus.