Abends allein durch die Neustadt: Ist das Szeneviertel noch sicher?

Dresden - Vergewaltigung, Raubüberfall, Drogenhandel: Im Karrée zwischen Bischofsweg, Bautzner und Königsbrücker Straße ist die Polizei vor allem nachts im Einsatz.

Brennpunkt Äußere Neustadt: Während die Einbruchszahlen zurückgehen, haben sich Sexualstraftaten von 2016 auf 2017 mehr als verdoppelt.
Brennpunkt Äußere Neustadt: Während die Einbruchszahlen zurückgehen, haben sich Sexualstraftaten von 2016 auf 2017 mehr als verdoppelt.  © Eric Münch

Die Neustadt hat sich verändert. Patrouillierende Streifenwagen und Polizisten in Kampfanzügen gehören zum Stadtbild. TAG24 fragte in der Äußeren Neustadt Musikclub-Chef Stefan Schulz (50) und Polizei-Revierleiter Matthias Imhof (38): Wie sicher ist das Dresdner Szene-Viertel noch?

Downtown-Chef Stefan Schulz: "Was die Klubs und Indoor-Kneipen betrifft, hat sich die Lage entspannt." 2015 belästigte eine Gruppe von Nordafrikanern regelmäßig Gäste in Kneipen und Clubs, bestahl Betrunkene, sorgte für Ärger.

Anwohner und Gewerbetreibende hatten damals Stadtverwaltung und Polizei in Gespräche eingebunden. Eine Arbeitsgruppe bildete sich. Gastronomen und Club-Betreiber riefen unter anderem das "mobile Security-Team" ins Leben. Türsteher unterstützen sich auf Zuruf, wenn es irgendwo Ärger gab.

Die Strategie ging auf. "Die Leute, die damals über die Stränge schlugen, haben kapiert, dass es so nicht funktioniert", sagt Veranstalter Schulz.

Die Jungs von Polizeichef Matthias Imhofs haben 2017 in der Neustadt mit zusätzlichen 9.500 Einsatzstunden ganze Arbeit geleistet.
Die Jungs von Polizeichef Matthias Imhofs haben 2017 in der Neustadt mit zusätzlichen 9.500 Einsatzstunden ganze Arbeit geleistet.  © Eric Münch

Nun werden Zutrittsverbote verhängt. "Wer schon alkoholisiert ankommt, herum grölt oder Mädchen belästigt, wird von den Partys ausgeschlossen." Inzwischen seien die Fronten geklärt.

Weniger entspannt empfinden Anwohner und Gewerbetreibende nach wie vor die Situation auf der Straße. Schulz: "Die Polizei ist nicht umsonst jedes Wochenende unterwegs." Allein 2017 führte die Polizei zusätzlich 53 Einsätze zur Bekämpfung der Kriminalität durch.

Matthias Imhof (38), Chef vom Polizeirevier Dresden-Nord: "Wir stehen vor allem auf dem Scheunenvorplatz." Weitere Schwerpunkte sind der Alaunplatz, die Alaunstraße und der Albertplatz.

Durch die erhöhte Polizeipräsenz in der Äußeren Neustadt kommt Licht in die Dunkelziffer: "Die Zahlen in der Kriminalitätsstatistik gingen 2017 nach oben, da wir mehr Delikte zur Anzeige bringen konnten."

Der Scheunenvorplatz ist vor allem in den frühen Morgenstunden ein Schwerpunkt der Kriminalität.
Der Scheunenvorplatz ist vor allem in den frühen Morgenstunden ein Schwerpunkt der Kriminalität.  © Eric Münch

Während Diebstähle und Einbrüche leicht zurückgingen, stiegen Gewaltdelikte um 32 Prozent und die Rauschgiftkriminalität um 42 Prozent. Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung hat sich gar mehr als verdoppelt.

"Grapscher nutzen das Gedränge in den Menschenströmen aus", so Imhof. Von den 88 Fällen sind jedoch nur 39 Tatverdächtige ermittelt worden. Der Anteil der Nicht-Deutschen darunter sei nicht signifikant höher als bei anderen Delikten.

Unterm Strich ist die Polizei optimistisch, dass sich die Lage weiter entspannt. Aus Sicht von Club-Betreiber Schulz bearbeiten die Ordnungshüter aber nur die Spitze vom Eisberg. Zusätzlich sollten Sozialpädagogen den Leuten auf der Straße Perspektiven aufzeigen. Und: "Eine Art Neustadt-Knigge muss her."

Respekt vor Frauen und anderen Religionen sollten an erster Stelle stehen. "Man darf sich nicht wegducken. Die Neustädter sollten mit Courage für ihre Werte eintreten."

Die Polizei ermuntert Geschädigte, Vorfälle zur Anzeige zu bringen.
Die Polizei ermuntert Geschädigte, Vorfälle zur Anzeige zu bringen.  © Norbert Neumann
Downtown-Chef Stefan Schulz (50): "Wir brauchen einen Neustadt-Knigge."
Downtown-Chef Stefan Schulz (50): "Wir brauchen einen Neustadt-Knigge."  © Norbert Neumann