Erotikmassagen vor dem Aus! Neues Gesetz gefällt vielen gar nicht

Dresden - Eine neue Regelung drängt Studios für erotische Massagen ins Aus! Grund: Am Donnerstag wurde das sächsische Ausführungsgesetz fürs Prostituiertenschutzgesetz rechtskräftig. Auch Tantra-Masseurinnen brauchen nun den Huren-Pass, müssen sich als Prostituierte registrieren lassen - und werfen oft lieber hin.

Katrin Laux (58) bangt um ihr Massagestudio.
Katrin Laux (58) bangt um ihr Massagestudio.  © Andreas Weihs

"Kann ich Lehrerin werden, wenn ich im Studium als Prostituierte gemeldet war?" Diese Frage kann die Chefin der Dresdner "Sinnesart"-Massagestudios Katrin Laux (58) den aufstrebenden Studentinnen nicht beantworten. Die meisten ihrer Erotik-Masseurinnen üben den Job neben der Uni aus - freiberuflich. "Sinnliche Massagen, aber ohne Geschlechtsverkehr", sagt sie.

Ein feiner Unterschied. Doch nach der neuen Regelung zählt auch Genitalmassage zu den sexuellen Dienstleistungen, ist somit genehmigungspflichtig. Die bloße Gewerbeanmeldung als "Entspannungsmasseurin" reicht nicht mehr aus.

Eigentlich soll das neue Gesetz vor Zwangsprostitution schützen. Doch der Kollateralschaden für Massagestudios mit "speziellem Service" ist groß.

Ein Drittel der Masseurinnen von Studio-Chefin Katrin Laux hat schon gekündigt, weil sie sich nicht als Prostituierte bei den Behörden anmelden wollen. Anderen Betreibern geht es ähnlich.

Katrin Laux’ Neustädter Studio wird bis zum Herbst in ein reines Ausbildungszentrum umgebaut
Katrin Laux’ Neustädter Studio wird bis zum Herbst in ein reines Ausbildungszentrum umgebaut  © Andreas Weihs

Ihre Pieschener Filiale musste Katrin Laux deswegen im März schließen. Nun bangt sie um ihre Filiale in Cotta. "Wir wissen noch nicht, wie sich die Sperrbezirksverordnung auswirkt." Denn auch der Mindestabstand von 200 Metern zu Schulen, Kindergärten und Altenheimen muss ab sofort eingehalten werden.

Fast unmöglich: "Irgendwo sitzt immer eine Tagesmutti, ein Jugendklub oder irgendeine Baptisten-Gemeinschaft, die aber gar nichts von uns wissen." Ob es eine Ausnahmeregelung für "stilles Gewerbe" geben wird, ist noch unklar.

Auch die Landtagsabgeordnete Katja Meier (38, Grüne) ist mit der Umsetzung des Gesetzes nicht zufrieden: "Der Hintergedanke der Anmeldepflicht ist ja, dass die Ordnungsämter im Gespräch Zwangslagen feststellen." Dafür brauche es aber geschultes Personal. Ausstiegs-Beratungen gäbe es momentan eher nicht.

Derweil appelliert Katrin Laux an die Politik. Ihre Petition "Finger weg! von sinnlicher Berührung" haben schon über 1400 Unterstützer unterschrieben. Infos: www.openpetition.de/sinnesart

Alle müssen zum Amt

In Dresden sind laut Gesundheitsamt etwa 600 Sexarbeiterinnen, 100 Sexarbeiter und einige Ladyboys erfasst. In Leipzig dürften es ähnlich viele sein, in Chemnitz eher die Hälfte. Sie alle müssen jetzt mit zwei Passfotos, einem Gesundheitsnachweis, der Adresse vom Hauptwohnsitz und 35 Euro bei den Behörden vorsprechen.

Katja Meier (38, Grüne) ist mit der Umsetzung des Prostitutionsgesetzes nicht zufrieden.
Katja Meier (38, Grüne) ist mit der Umsetzung des Prostitutionsgesetzes nicht zufrieden.  © Holm Helis
Ist das noch Entspannung oder schon Prostitution? Ein neues Gesetz zwingt Erotik-Masseurinnen, sich bei den Behörden als Prostituierte zu melden.
Ist das noch Entspannung oder schon Prostitution? Ein neues Gesetz zwingt Erotik-Masseurinnen, sich bei den Behörden als Prostituierte zu melden.  © DPA