A72 hat 20 Jahre Verspätung! Wird Sachsens Dauerbaustelle jemals fertig?
Borna - Gaaaanz langsam geht es voran bei Sachsens Dauerbaustelle A72: Am Freitag wird das erste Teilstück zwischen Borna und Rötha mit Einschränkungen freigegeben. Doch bis die Autobahn zwischen Chemnitz und Leipzig durchgehend befahrbar ist, dauert es noch ewig.

In grauer Vorzeit, 2003, setzte der damalige Wirtschaftsminister Martin Gillo (73, CDU) den ersten Spatenstich für die A72 nach Leipzig - 62 neue Autobahn-Kilometer. Bis zur WM 2006 sollte alles fertig sein. Von wegen!
Erst 20 Jahre später sei das Projekt komplett beendet, so die jüngste Prognose des Freistaats. Zum Vergleich: Der Berliner Skandalflughafen BER liegt "erst" sieben Jahre hinter dem ersten anvisierten Eröffnungstermin.
Gründe für das Schneckentempo in Sachsen: Umweltauflagen, Klagen von Anwohnern, Probleme mit dem Baugrund.
Ab Freitag kann der Verkehr immerhin auf weiteren eineinhalb Kilometern mit einer Fahrspur pro Richtung vom südlichen Bauanfang bei Borna bis Borna-Nord rollen - dann geht's wieder auf die B95, so das Verkehrsministerium. Schritt für Schritt gehe es nun schneller Richtung Leipzig, freut sich Minister Martin Dulig (44, SPD) trotzdem.
Gewerkelt wird weiter: Nördlich von Borna-Nord wird gerade die Entwässerung gebaut. Im Herbst 2019 schließlich soll der gesamte, zehn Kilometer lange Abschnitt Borna - Rötha vierspurig freigegeben werden. Kosten: 125 Millionen Euro.
Der allerletzte Abschnitt, der Anschluss an die A38, soll ab Herbst in Angriff genommen werden. Diese sieben Kilometer haben es in sich: Sie verlaufen größtenteils auf ehemaligem Tagebau-Gelände.
Der Boden muss mit riesigem Aufwand vorbereitet werden. Fertigstellung: 2026 - voraussichtlich. Allein dieser Abschnitt kostet 224,5 Mio. Euro. 2003 war man noch von 423 Mio. Euro Gesamtkosten ausgegangen...




Titelfoto: dpa/Jan Woitas