Umsatzbringer Stadtfest? Was Händler wirklich in der Kasse behalten 

Dresden - Waren Sie schon auf dem Stadtfest? Jedes Jahr wird dort gern über überhöhte Preise für Bier und Bratwurst gejammert. Wir haben mal nachgefragt: Was verdienen die Händler wirklich? 

Das Bier

Jens Richter (l., 42) und Bierkutscher Ernst.
Jens Richter (l., 42) und Bierkutscher Ernst.  © Norbert Neumann

Jens Richter (42), Geschäftsführer vom Radeberger Brauerei-Ausschank, steht mit drei Bierständen auf dem Stadtfest. 

Am Terrassenufer kostet bei ihm ein 0,4-Liter-Becher 3 Euro, auf dem Theaterplatz 3,50 Euro (höhere Standgebühren). 

Richter: „Bei Bier liegt der Einkaufspreis zwischen 25 und 30 Prozent.“ Bleiben ihm an jedem Becher also minimal 2,10 Euro.

Dem stehen Ausgaben für Strom, Wasser, Auf- und Abbau der Biergärten sowie Lohnkosten gegenüber. Richter rechnet vor: „Allein für sechs Mann auf einem Bierwagen kommen an den drei Stadtfest-Tagen 2700 Euro Lohnkosten zusammen.“

 Richters Angestellte verdienen samt Nacht- und Sonntagszuschlägen 12 Euro/Stunde. „Zusätzliches Mietpersonal wäre noch teurer.“ Im Biergarten am Terrassenufer spielt zudem die Band „Two of us“. 

„Für Liveband oder DJs werden pro Abend mindestens 500 Euro fällig.“ 

Größtes Unternehmerrisiko: Es ist kühl und keiner kauft Bier.

Die Bratwurst

Bei ihm kommen nur die echten Thüringer aufs Rost: André Ziert (49).
Bei ihm kommen nur die echten Thüringer aufs Rost: André Ziert (49).  © Norbert Neumann

Am Bratwurststand in der Schloßstraße kostet eine echte Thüringer 3,50 Euro. 

Die brutzelt der echte Thüringer André Ziert (49) aus Jena: „Ich laufe vorher immer übers Festgelände, um zu gucken, was andere so nehmen und schlage 50 Cent drauf. Denn bei mir gibt’s eben nicht die normalen Brühwurste.“ 

Davon kostet eine 80 Cent im Einkauf - seine mehr!

Ziert betreibt seine zwei Bratwurststände ganz in Familie - da fallen Lohnkosten für Saisonkräfte schon mal weg. 

„Die Standkosten fressen aber etwa die Hälfte des Umsatzes auf“, sagt er. „Bei schlechtem Wetter bin auch schon mit plus minus null nach Hause gefahren.“ 

Doch meist fährt er mit dem Dresdner Stadtfest seinen besten Umsatz im Jahr ein. Händler verdienen an den drei Tagen etwa das, was ein normaler Angestellter in einem Monat bekommt. 

Dafür muss jeder Stand aber allein am Samstag von 11 bis 2 Uhr nachts geöffnet sein.

Der Veranstalter

Frank Schröder (47) organisiert seit 18 Jahren das Stadtfest.
Frank Schröder (47) organisiert seit 18 Jahren das Stadtfest.  © Eric Münch

Er nimmt bis zu 3000 Euro pro Stand an Miete ein, hat aber auch Kosten in Gesamthöhe von rund 700.000 Euro netto.

„Dafür bieten wir 50 Stunden Stadtfest-Programm mit über 200 Programmpunkten, rund 60 Konzerten auf 9 Bühnen - und das alles kostenlos“, sagt Agenturchef Frank Schröder (47), der das Stadtfest seit 18 Jahren organisiert. 

Rund 42.000 Euro gibt übrigens die Landeshauptstadt dazu.