Morgen wird er 80! So lebt das Dresdner Urgestein Matz Griebel heute

Das alte Fachwerkhaus am Ende der Malerstraße in Loschwitz war einst das 
Verwaltungsgebäude des Weidner-Sanatoriums. Hier lebt der Rentner neben zwei 
anderen Mietparteien.
Das alte Fachwerkhaus am Ende der Malerstraße in Loschwitz war einst das Verwaltungsgebäude des Weidner-Sanatoriums. Hier lebt der Rentner neben zwei anderen Mietparteien.  © Eric Münch

Dresden - Er ist ein Dresdner Urgestein, wandelndes Stadtlexikon, Heimatforscher, Bundesverdienstkreuz- und Schnauzbartträger!

In seinem Archiv bewahrt der Autor und Stadtmuseums-Chef a.D. kistenweise Fotos und Texte Dresdner Geschichte.

Am Sonntag feiert Junggeselle Matthias „Matz“ Griebel seinen 80. Geburtstag im Schillergarten. TAG24 empfing er in seinem Alterssitz, einem alten Fachwerkhaus an der Malerstraße am Loschwitzer Elbhang.

Raus aus den Straßenschuhen, für Gäste stehen Filzpantoffeln bereit. „Rauchen erwünscht“, betont der Hausherr.

Manche Tage raucht Matz gar nicht. Aber in den nächsten 90 Minuten wird er sieben Zigaretten genießen. Seine Stube ist aufgeräumt. Holzschränke beherbergen hunderte Bücher, meterlang ist die Strecke zur Fürstengeschichte.

An der Wand hängt ein Gemälde seiner Mutter, gemalt von seinem berühmten Vater Otto Griebel.

Auf dem Schreibtisch steht ein schwarzes Telefon mit Wählscheibe. Computer oder Smartphone braucht er nicht.

Hier liest er gerne. Matz vertieft sich in der Stube in eines seiner 
Werke.
Hier liest er gerne. Matz vertieft sich in der Stube in eines seiner Werke.  © Eric Münch

„Was Technik angeht, bin ich nicht beschlagen“, sagt Matz. „Weil ich es nicht will.“ In die Röhre guckt er nur selten.

Geschichtssendungen oder Dokumentationen laufen nur nachts, was er „bedauert“.

Denn gegen 21 Uhr geht er schlafen.

Und um 6 Uhr früh klingelt sein Wecker. „Dann wird der Tag angeraucht, dazu Kaffee oder Kräutertee getrunken. Wenn man allein lebt, braucht man Disziplin“, sagt der ewige Junggeselle.

„Ich bin Einzelgänger. Aber nicht einsam.“

Aller halbe Stunde ringt sein Telefon, übertönt die elf tickenden Wanduhren.

Freunde und Fremde stellen Fragen zur Geschichte, laden zu Vorträgen ein. „Wenn man raus ist, kleckern die Pflichten noch ein paar Jahre nach.“

„Prosit 1984 wünscht Matz“.
„Prosit 1984 wünscht Matz“.  © repro

Raus ist er seit 2002. Bis dahin leitete er das Stadtmuseum, zeigte Gästen und Königspaaren die Stadt.

Noch heute führt er in kleinem Kreis durch Loschwitz oder die Altstadt. Baulich habe sich die Stadt gut entwickelt.

Ihn ärgert das doppelte Brückengeländer und der fehlende Behinderten-Aufzug an der Brühlschen Terrasse. Matz hat kein Auto, nicht mal ein Rad. Zum Einkaufen spaziert er zum Schillerplatz, mit vollem Rucksack fährt er im Bus wieder hoch.

In seinem Archiv sieht es wüst aus. Eine Schreibmaschine, 45 Kisten voller Bilder, unzählige Texte. Einiges kam durcheinander, da er mitschrieb am gerade erschienen Werk „Loschwitz. Illustrierte Ortsgeschichte“ (1056 Seiten).

Seine kostbare Loschwitz-Sammlung will er mal dem Ortsverein vermachen. Noch hat er aber viele gute Jahre vor sich! Matz schmunzelt: „Die brauche ich jetzt auch, um mein Archiv wieder zu ordnen ...“

Hausbesuch: TAG24-Redakteur Hermann Tydecks (33) lässt sich im Archiv (dem 
alten Pförtnerhaus des Weidner-Sanatoriums) alte Aufnahmen zeigen.
Hausbesuch: TAG24-Redakteur Hermann Tydecks (33) lässt sich im Archiv (dem alten Pförtnerhaus des Weidner-Sanatoriums) alte Aufnahmen zeigen.  © Eric Münch