Nach einem Jahr Leerstand: Diese Idee soll Loschwitzer Bräustübel retten

Dresden - Das Ortsamt Loschwitz samt dem historischen Bräustübel steht zum Verkauf. Für die Stadt ist der Kauf jedoch keine Option. Sie will lieber in ein kleineres Mietobjekt.

Lilli Landmann (35, v.l.) und Tino Kreßner (33) von Startnext besichtigen mit Stadträtin Kritin Sturm (32, SPD) das Bräustübel.
Lilli Landmann (35, v.l.) und Tino Kreßner (33) von Startnext besichtigen mit Stadträtin Kritin Sturm (32, SPD) das Bräustübel.  © Ove Landgraf

Doch der Stadtrat will die Verwaltung jetzt an das Haus binden. Zumal für das prominente Gebäude nahe des Blauen Wunders ein innovatives Konzept auf dem Tisch liegt. Das Bräustübel soll zum "Crowdstübl" werden.

Hinter der Idee steht das Dresdner Unternehmen "Startnext", immerhin die größte Crowdfunding-Plattform in Deutschland. Seit über einem Jahr sitzt die Firma im Haus hinter dem Bräustübel am Körnerplatz. "Seither ist dort geschlossen und wir haben Ideen entwickelt, wie es wieder sinnvoll genutzt werden kann", so Mitgründer Tino Kreßner (33).

Der Plan: Auf Startnext wurden inzwischen über 30 "Craft Beer"-Sorten (hochwertige Biere), 5 Gins, 10 Weine, 20 Limos und über 50 verschiedene Snacks finanziert. "Die Produkte sollen zukünftig in dem historischen Gebäude angeboten werden", so Tino Kreßner (33).

SPD-Rätin Kristin Sturm (32) unterstützt die Pläne

Bereits Ende 2019 könnte das "Crowdstübl" öffnen.
Bereits Ende 2019 könnte das "Crowdstübl" öffnen.

Sind alle Details geklärt, soll die Finanzierung, natürlich über Startnext, gesichert werden. Etwa in einem Jahr würde das 180 Quadratmeter große denkmalgeschützte Haus dann zum Crowdstübl.

Ab 18.30 Uhr gibt es dann mit "Liebe gebraute Craft-Beere, rein mit Bio Zutaten hergestellte Gins oder energie- und nährstoffreiche Limos und vegane Rohkost-Snacks", so der Startnext-Plan. Tagsüber könnten die Räume teils für Jugendprojekte genutzt werden.

Unterstützung kommt aus der Politik. Linke, Grüne und SPD wollen per Ratsbeschluss sicherstellen, dass die Stadt nicht mehr nach alternativen Mietobjekten sucht, sondern weiterhin das Ortsamt samt Crowdstübl mietet oder sogar kauft.

Für Startnext eine Voraussetzung für ihren ambitionierten Plan. "Die Verbindung von innovativen Ideen wie der des Crowdstübls mit einem öffentlichen Raum für Jugendliche unterstütze ich jederzeit", so SPD-Rätin Kristin Sturm (32).

Loschwitzer Lokalgeschichte

Das Bräustübel am Körnerplatz.
Das Bräustübel am Körnerplatz.  © Ove Landgraf

Die Geschichte des Bräustübels reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. 1883 bezogen die Loschwitzer Gemeinderäte die Räume über dem Loschwitzer Ratskeller. Angrenzend entstand das Bräustübel als weiteres Lokal.

Auf dem Grundstück befanden sich vorher die Diensträume der Ortspolizei samt Arresträumen. Das frühere Rathaus selbst war noch bis 1975 die HO-Gaststätte "Ratskeller".

1978 wurde das Haus wegen Baufälligkeit geschlossen. Nach der Wende entstand ein Neubau, in dem jetzt das Loschwitzer Ortsamt untergebracht ist.

Das Bräustübel blieb erhalten und wurde mittlerweile saniert. Auch das markante Wandbild, ein Bier trinkender Ritter auf einem Pferd, wurde erneuert.

Seit Sommer 2017 steht das Haus jedoch leer. Verschiedene Gastro-Konzepte scheiterten.

Im "Crowdstübl" sollen durch Startnext finanzierte Lebensmittel angeboten werden.
Im "Crowdstübl" sollen durch Startnext finanzierte Lebensmittel angeboten werden.  ©  imago/ Jo Kirchherr