Vom Liebesnest zum Grandhotel: Die Geschichte des Taschenbergpalais

Kaum wiederzuerkennen: "Taschenberg"-Chef Marten Schwass (57) vor "seinem" Grandhotel - und mit einem Bild der Ruine, wie sie bis 1992 ausgesehen hat.
Kaum wiederzuerkennen: "Taschenberg"-Chef Marten Schwass (57) vor "seinem" Grandhotel - und mit einem Bild der Ruine, wie sie bis 1992 ausgesehen hat.  © Holm Helis

Dresden - Für Weltstars, Polit-Prominenz und Könige ist es die erste Adresse in Elbflorenz - jetzt feiert das Hotel Kempinski Geburtstag! Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs zerstört, lag das barocke Taschenbergpalais fast ein halbes Jahrhundert lang in Trümmern. Dann erhob es sich vor genau 25 Jahren wie Phönix aus der Asche.

47 Jahre schmerzte der Anblick, prägte die Ruine des Taschenbergpalais nach seiner Zerstörung im Februar 1945 das Stadtbild. „Aus dem Bauschutt wuchsen sogar Bäume“, sagt Kempi-Hoteldirektor Marten Schwass (57). Vom einstigen Prachtbau, den August der Starke 1705 für seine Top-Mätresse Gräfin Cosel errichten ließ, standen nur noch Teile der einst so üppigen Fassade, die das erste Barockgebäude der Stadt geschmückt hatte.

Erst am 6. November 1992 begann der denkmalgerechte Wiederaufbau für rund 240 Millionen D-Mark. Zur Wiedereröffnung 1995 war das Hotel Taschenberg-Kempinski das einzige 5-Sterne-Hotel in Sachsen.

"I was great"... So trug sich Superstar Robbie Williams ins Gästebuch ein.
"I was great"... So trug sich Superstar Robbie Williams ins Gästebuch ein.  © Holm Helis

Seitdem gehen Stars ein und aus, schlafen in der Kronprinzensuite für mindestens 4000 Euro die Nacht.

Eine eigene Wohnung in dem noblen Haus (213 Zimmer mit 31 Suiten) hat aber nur einer: Direktor Schwass lebt mit Frau und Sohn (11) an seinem Arbeitsplatz. Seit vier Jahren leitet er das Kempi mit 180 Mitarbeitern, ist der fünfte Direktor.

„Mein Höhepunkt war die Bilderberg-Konferenz im letzten Jahr“, sagt der gebürtige Oberfranke. Die Mächtigen aus Politik und Wirtschaft tagten streng geheim! „Da gingen die Türen zu und unsere Mitarbeiter inklusive mir mussten den Raum verlassen“, so Schwass. Dafür drehte er beim Frühstück seine Runde, begrüßte etwa den König der Niederlande Willem-Alexander (50).

Übrigens: Die Kronprinzensuite (360 Quadratmeter, vier Schlafzimmer, ein Salon) wurde während der Konferenz in vier Suiten aufgeteilt. So konnte sich niemand unterprivilegiert fühlen. Bilderberg-Fazit des Direktors: „Wegen des Protokolls war alles straff durchorganisiert. Damit war es für uns einfacher, als ein volles Haus mit 400 individuellen Gästen.“

Auch für die Zukunft hat Schwass Pläne: „Nächstes Jahr renovieren wir. Der Betrieb im Haus läuft ohne Beeinträchtigungen für unsere Gäste weiter.“

Chef-Concierge im Kempi: Ein Mann für alle Fälle

"Grandhotel Taschenberg, Sie wünschen...?" Chef-Concierge Roland Würzbach (49) mit seinem wichtigsten Handwerkszeug, dem Telefon.
"Grandhotel Taschenberg, Sie wünschen...?" Chef-Concierge Roland Würzbach (49) mit seinem wichtigsten Handwerkszeug, dem Telefon.  © Holm Helis

Seit der Eröffnung ist er für die Gäste und deren Wünsche da: Roland Würzbach (49) ist der Chef-Concierge im Kempinski!

1995 fing er als Wagenmeister, führt heute zehn Mitarbeiter. Meist besorgt er Tickets oder Reservierungen für Restaurants, Konzerte, Theater, Ärzte, Friseure, Züge.

„Eine Dame aus Großbritannien will bei Konzerten mit Star-Dirigent Christian Thielemann immer in der ersten oder zweiten Reihe sitzen“, erzählt Würzbach. Dann zückt er sein Telefon, macht‘s (meist) möglich! „Ich habe über viele Jahre gute Beziehungen aufgebaut“, sagt der Concierge. Sogar einen Privatjet für Udo Jürgens organisierte er bereits.

Die Wünsche änderten sich nicht über die Jahre. Dafür die Gäste: „Die Mischung ist größer, auch durch den Preiskampf. Heute kommen viel mehr Familien mit Kindern.“ Schönstes Erlebnis: „Ich habe Kinder unserer Stammgäste erwachsen werden sehen.“ Auch Barack Obama, Tom Hanks und Robbie Williams waren beeindruckend!

Der Sänger „vergaß“ übrigens bei seinem Eintrag ins Kempi-Gästebuch im Juni ein „t“, schrieb: „I was great“ ...